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Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 6. Jg., 1-2 (11-12) / 1997, S. 93-100

 

 

 

DER GRAUSAME OSTEN. MENTALITÄTSGESCHICHTLICHE BEMERKUNGEN

ZUM DRACULA-BILD BEI MICHEL BEHEIM


Helmut Birkhan



Zu Ende des Mittelalters und in der frühen Neuzeit hat die Persönlichkeit von Vlad III. Tepes, dem ‘Aufspießer’, mit dem Beinamen Dracula, großes Aufsehen erregt, so daß man ihn wohl als den in Mitteleuropa bekanntesten Rumänen dieser Zeit bezeichnen darf. Bekanntlich halten auch mehrere Porträts die markanten Gesichtszüge des Wojwoden fest. Durch bedeutende Veränderungen seines Bildes in einem Roman des Iren Abraham Stoker ist er wohl überhaupt zum berühmtesten Rumänen aller Zeiten geworden. (1) Was aber das Mittelalter angeht, so ist am interessantesten und umfassendsten die Darstellung des Michel Beheim, eines fürtreters, also eines Vertreters oder Sprachrohrs der öffentlichen Meinung, und Zeitgenossen Vlads, die erstaunlicherweise in der vor allem durch R.T. McNally und R. Florescu dominierten modernen Draculaforschung verhältnismäßig wenig beachtet wurde.

Das in der Osterweise zu singende Lied Nr. 99 von Trakle Waida, dem ‘Wojwoden Dracula’, ist nur in C (cod. pal. germ. 334) - übrigens ein Autograph des Dichters (2) - überliefert (3). So weit ich sehe, hat sich als erster der Bukarester Historiker Gregor C. Conduratu 1903 mit dem Lied Beheims auseinandergesetzt, freilich ganz mit der Zielsetzung, das mittelalterliche Literaturdenkmal hinsichtlich seiner geschichtlichen Zuverlässigkeit zu überprüfen und als Quelle zu einer vertieften Kenntnis von Vlads Leben zu nützen (4). Auch die letzte große Monographie, die auf Beheims Lied eingeht, wurde von einem rumänischen Gelehrten verfaßt. Sie stammt von Matei Cazacu und enthält die Zusammenstellung aller Dracula-Traditionen, wobei auch die russischen Berichte (5) über den ‘Aufspießer’ durch Übersetzung ins Französische allgemeiner zugänglich gemacht werden.

Vlad Tepes war der Sohn von Vlad II. Dracul, der seinen Beinamen ‘der Drache’, ‘der Teufel’ wohl der Zugehörigkeit zum Drachenorden (Societas draconistarum) verdankte, den Kaiser Sigismund als König von Ungarn 1408 gegründet hatte. Vlad II. soll 1431 von König Sigismund zu Nürnberg in diesen Orden aufgenommen worden sein (6). Danach hieß die Familie bei den Griechen Drakouli und bei den Rumänen Drakuleºti. Dieser Trakol kommt gleichfalls bei Michel Beheim vor, in Nr. 104, wo die 1444 geschlagene „Türkenschlacht bei Varna“, in der Osterweise, besungen wird. Das Lied ist uns in den Hss. A (cod. pal. germ. 312) und C erhalten (7). Nach dem Vater hieß Vlad III. Dracula (< rumän. Drãculea), entweder ‘der große Teufel (Drache)’ oder ‘Sohn des Teufels (Drachen)’ (8). Dracula und sein Halbbruder Radu der „Schöne“ hatten einen Teil ihrer Jugend als Geiseln am Hof des Sultans verbracht (9), und Murad II. muß den walachischen Prinzen für besonders zuverlässig gehalten haben, als er ihm durch einen politischen Handstreich 1448 nach der Schlacht auf dem Amselfeld als Herrscher in der Walachei einsetzte. (10) Allerdings vertrieb der von Johann Hunyádi protegierte Polenherrscher W³adis³aw II Dracula nach zweimonatiger Regierungszeit nach Moldavien und Ungarn. Dort erhielt er die Unterstützung des ungarischen Reichsverwesers, der seinen Vater Vlad II. Dracul hatte umbringen lassen und der ihm nun im August 1456 wieder auf den Thron verhalf. Dabei wurde Dracula auch von russischen Bojaren unterstützt. W³adis³aw II. fand bei diesen Auseinandersetzungen den Tod.

In einem Vertrag vom 6. September 1456 verpflichtete sich Dracula zu einer Verbindung mit Ungarns Ladislaus Postumus und den sächsischen Siedlungen in Transsylvanien gegen die Türken. Da die Unterstützung letzterer gegen türkische tributfordernde Truppen ausblieb, (11) entstand hier ein langer und dauerhaft schwelender Konflikt. Unterstützt durch die Ungarn, kam es sofort zur Erhebung der siebenbürgischen Städte, welche neue Kronprätendenten wie Dan, Vlad IV. (den „Mönch“) oder Basarab (später Basarab III.) gegen Dracula förderten. Dieser ging auch gegenüber den Bojaren und den Türken auf Konfrontationskurs, als er 1460 alle weiteren Tributzahlungen an den Osmanenherrscher verweigerte. 1462 war die Feindschaft so weit gediehen, daß Dracula die beiden türkischen Gesandten Hamza Bey und Thomas Katabolénos auf überdurchschnittlich hohen Pfählen aufspießen ließ.

Da holte Mehmet II. zum Gegenschlag aus (12). Mit 60.000 Mann brach er zu einer Strafexpedition gegen Dracula auf, der, nachdem er Frau und Kinder in den Bergen in Sicherheit gebracht hatte, sich ihm mit 30.000 entgegenstellte. Nachdem die Türken die Donau am 4. Juni übersetzt hatten, gelang dem Wojwoden in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni ein Überfall auf das türkische Lager, das dadurch hohe Verluste erlitt, ohne daß der Sultan selbst getötet worden wäre, wie es Dracula beabsichtigt hatte. Nachdem sich Târgoviºte für Mehmet als uneinnehmbar erwiesen hatte und er Draculas nicht habhaft werden konnte, zog sich die ganze türkische Armee im Juli nach Istanbul zurück. Der Einfall hatte immerhin gezeigt, daß keineswegs der ganze Adel auf der Seite Draculas stand, vielmehr daß eine große Gruppe mit den Türken konspirierte. Eine bedetende Rolle spielte Draculas Bruder Radu, der sich in besonderem Maße der Gunst Mehmets erfreute und nach dessen Rückzug den Oberbefehl über eine türkische Einheit erhielt, die in Brãila stationiert war.

In dieser Situation entschloß sich der ungarische König Mathias Corvinus einzugreifen, dessen ganzes Sinnen und Trachten seit geraumer Zeit darauf gerichtet war, die von Friedrich III. geforderten 80.000 Golddukaten für den Kauf der ungarischen Königskrone aufzubringen. Er zog nach Siebenbürgen, wo er sich monatelang in Hermannstadt und Kronstadt aufhielt und die Unzufriedenheit der reichen deutschen Städte einerseits kennenlernte, andererseits die gegen Dracula gerichtete Stimmung des Adels, der es zum Teil bereits mit Radu hielt. Mathias, der sehr sorgfältig den Reichtum Siebenbürgens gegen die Türkengefahr und das christliche Ideal eines Kreuzzuges abwog, entschied sich zum Einschreiten gegen Dracula und ließ diesen im Jänner 1463 gefangennehmen. Es ist gewiß, daß diese doch einigermaßen überraschende Wendung, die vor allem auch die Kirche vor den Kopf stoßen mußte, propagandistisch durch die krasse Schilderung von Draculas negativen Charaktereigenschaften unterstützt wurde. Während der zwölfjährigen Gefangenschaft Draculas ist dieser nach den russischen und kürzeren deutschen Darstellungen vom griechisch-orthodoxen zum römisch-katholischen Glauben übergetreten (13).

Am 19. Juli 1463 kam es dann in Wiener Neustadt zum Erwerb der ungarischen Krone und am 29. März 1464 wurde Mathias feierlich zum König von Ungarn gekrönt.

Erst 1475 griff Mathias den alten Plan des Kreuzzugs gegen die Türken wieder auf und schloß dazu ein Schutz- und Trutzbündnis mit Stephan von Moldavien, dessen Land durch türkische Aktivitäten im nördlichen Schwarzen Meer aufs äußerste gefährdet war. Um nun auch die Walachei in die antitürkische Allianz einzubinden, plante Mathias, sich Draculas zu bedienen, den er nun bei Klausenburg festhielt, ohne ihn in der Walachei zu installieren. Dort hatte Basarab III. die Herrschaft übernommen, sich mit den deutschen Städten gutgestellt und mit den Türken durch Tributzahlungen arrangiert. Dracula befehligte in der Folgezeit einen Teil der ungarischen Armee, wobei er sich bei Srebrenica, Köslat und Zwornik besonders hervortat. Der Sultan schlug zurück, indem er seinen Angriff auf Moldavien konzentrierte, das er Stefan am 26. Juli 1476 entreißen konnte. Das ungarische Entsatzheer mit Dracula kam zu spät; immerhin soll dieser um den 15. Juli bei Siret den Türken eine Teilniederlage beigebracht haben.

Im Spätherbst des gleichen Jahres wurde Dracula wieder als Fürst der Walachei eingesetzt, nachdem er den Kronstädtern große Zugeständnisse bezüglich des Handels gemacht hatte. Bei Târgoviste erzielte er einen Sieg über Basarab III. und zog Mitte November in Bukarest ein. Aber um Weihnachten 1476 gelang Basarab mit türkischer Unterstützung ein Gegenschlag, wobei Dracula in Stücke gehauen, sein Kopf Mehmet überreicht wurde. Dracula soll im Kloster der Insel Snagov im gleichnamigen See nördlich von Bukarest beigesetzt sein, wo heute noch seine Grabplatte gezeigt wird.

Soviel nur zum historischen Hintergrund, der ziemlich komplex ist, weil sich in ihm viele, ganz verschiedene Interessenslinien verflechten: die universalistischen Zielsetzungen von Papst, Kaiser und Sultan, die kleinräumigeren aber immer noch in Reichskategorien verlaufenden Bestrebungen des ungarischen Reichsverwesers und Königs Mathias Corvinus und die noch partikuläreren Intentionen der Fürsten und Städte, die nicht selten gegeneinander ausgespielt werden. So ist Dracula selbst ja bei allem Ringen um eine autonome und vielleicht auch Hausmachtpolitik letztlich doch eine Marionette der Könige und besonders nach seiner Freilassung nicht viel mehr als ein von Mathias bezahlter Söldnerführer.

Mir geht es hier um Michel Beheims Darstellung und ihre publizistische Absicht. Bereits die erste Strophe des Liedes von ainem wutrich der hies Trakle waida von der Walachei gibt einen entscheidenden Hinweis auf den Zweck dieser Dichtung:

Den aller grosten wutrich und

tirannen den ich ye erkund

auff aller diser erden

Under des weiten himels ring,

seit her das dy welt ane ving

mocht nie kain pöser werden,

Von dem so wil ich tichten.

er was Trakel waida genant

und Walachei, das selbig lant

stund under seinen pflichten.

Schon hier erhält der Wojwode eine Bedeutung als größter Wüterich bis zu den Zeiten Beheims, die ihm gewiß nicht zukam. Es ist sensationslüsterne Journalistengeilheit, die sich in den Versen ausdrückt und in den folgenden 1060 Zeilen zur ermüdenden Aneinanderreihung der Schandtaten Draculas führt. Diese trockene katalogartige Darstellung wird durch eingestreute Anekdoten von makaber-grotesker Schwankhaftigkeit aufgelockert. Sie zeigen den Wüterich von einer eher skurrilen Seite. Die bekannteste Anekdote dieser Art ist jene, die berichtet, daß eine Gesandtschaft vor Dracula das Haupt nicht entblößt habe, weil das in ihrem Lande nicht Brauch sei, worauf Dracula, um seinerseits diesen Brauch zu bestätigen, ihnen die Hüte am Kopf annageln ließ (V. 871-910).

Dracula ist der klassische rex iniustus, ein tyrannus (tirann; V. 271, 608), der Herodes, Dieoclecian, Nero und auch all ander (V. 275f.) in den Schatten stellt und mit dem es bezeichnenderweise kein gutes Ende nehmen kann. Das Lied endet denn auch mit der Gefangennahme durch Mathias Corvinus, also mit den Ereignissen des Jahresbeginnes von 1463. Ich habe schon erwähnt, daß der König sich bemühen mußte, diesen Schritt gegen einen Kriegshelden, der ja die Christenheit gegenüber den Osmanen verteidigt hatte, zu begründen, was nur durch Greuelpropaganda möglich war. Man darf also mit gutem Grund vermuten, daß die Dracula-Traditionen auf mündliche Berichte zurückgehen, die am ungarischen Hof zu Erzählungen ausgebaut und aufgebauscht wurden. Tatsächlich scheint Pius II. Verdacht geschöpft zu haben, denn er schickte seinen Gesandten Nikolas de Modrös zu Mathias, um persönlich über Dracula Erkundigungen einzuziehen (14). Das Lied Beheims war dagegen bestimmt, am kaiserlichen Hof in Wiener Neustadt gegen den Wojwoden Stimmung zu machen, scheint aber, wie die Überlieferung zeigt, auch nicht recht angekommen zu sein. Jedenfalls will Michel Beheim die Schandtaten Draculas durch einen Barfüßer Pruder Jacob, selbst Augenzeuge der Grausamkeiten, erfahren haben, der sich längere Zeit in Wiener Neustadt aufhielt und häufig mit dem Publizisten zusammenkam (V. 697; 805-816).

Daß das Lied besonders auch auf den Klerus berechnet war, kann man aus der 4. Strophe ersehen, in der ganz unzutreffend behauptet wird, daß die Brüder Vlad und Radu apgöter gehabt hätten, an die sie fest glaubten. Sie hätten diese aber verworfen und gelobt, den Christenglauben zu beschützen und beizubehalten (V. 24-30). Dadurch werden die Verfehlungen dieser Antitypen von guten Herrschern nur noch verruchter. Einen Priester, der gegen den Erwerb unrechten Gutes gepredigt hatte, lud Dracula zum Essen und brockte sich Brot in eine Schüssel. Nichtsahnend nahm der Priester einen der Brocken, worauf Dracula ihm seine eigene Predigt vorhielt und wegen Nichtbefolgung der selbstverkündeten Lehre spießen ließ (V. 414-442). Mönche ließ er fragen, ob sie nicht schon gerne im Himmel wären und, als sie dies bejahten, sofort aufspießen (V. 651-658). Andere Mönche fragte er, ob er nicht durch seine Massenmorde viel Heilige gemacht hätte und er daher selbst ein Heiliger sei (V. 704-716). Am schwersten mußte natürlich wiegen, daß Dracula angeblich König Mathias an die Türken verraten wollte, was unmittelbar zur Gefangennahme des Wojwoden führte. Wir haben schon gesehen, daß nichts daran stimmte, denn in Wirklichkeit hatte Dracula ja durch seinen Überfall auf das Türkenlager die Osmanen in Bedrängnis gebracht und diese letztlich zum Abzug aus der Walachei veranlaßt. Die wahren Vorgänge sind hier also durch Beheim oder Bruder Jacob nicht nur entstellt, sondern geradezu in ihr Gegenteil verkehrt worden. Aus türkischer Sicht war Dracula zwar nicht am Islam, dem er ja nicht angehört hatte, aber am Sultan, dem er ja alles verdankte, zum Verräter geworden.

Das so abschreckende Charakterbild Draculas entsteht aber besonders durch seine Grausamkeit, ja offensichtliche Perversität, die sich in der Wahl und Anwendung der Todesstrafen verrät. Um diesen Aspekt richtig bewerten zu können, muß man sich freilich von der modernen, humanitären Auffassung, daß Hinrichtungen mit Würde, Schnelligkeit und Diskretion, etwa im Morgengrauen im Gefangenenhaus und quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattzufinden hätten, lösen. In der Antike wie im Mittelalter wurden die Hinrichtungen vor der Öffentlichkeit des Volks durchgeführt, was dem Geschehen geradezu den Charakter eines Volksfestes verlieh. Durch die Vernichtung eines gesellschaftlichen Außenseiters, der die Welt- und Lebensordnung bedroht hatte, entstand unter den Zuschauern bei den Hinrichtungen ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Das war auch wohl bei Dracula nicht anders, selbst wenn die Berichte diese auf seiner Seite stehende Zuschauermenge nicht erwähnen, weil sie alle Schuld auf den Wojwoden häufen, gleichsam als wäre er der Sündenbock, mit dessen Gefangennahme die Welt nun besser geworden sei.

Ich kann hier nicht alle Todesarten und Martern nennen, sondern muß mich auf einige wenige Beispiele beschränken (15): Häufig ist das Verbrennen und das Zerhacken der Menschen „wie Kraut“ (z. B. V. 264), die Delinquenten werden in großen Kesseln gekocht (V. 247-258), gebraten, geschunden, an Schleifsteinen geschliffen, in die Jauchengruben der Aborte versenkt, an den Haaren aufgehenkt, gesteinigt, ausgedärmt, von Hunden zu Tode gebissen, auf wilde Rosse gebunden, aus Schleudern oder Kanonen geschossen und von Türmen gestoßen. Zur Marter werden die Augen mit Bohrern ausgebohrt, Nägel in die Ohren getrieben, den Frauen die Brüste abgeschnitten und den Männern zum Essen vorgesetzt (Aufzählung der Greuel bes. V. 279-340). Besonders ungewöhnlich ist der Zwang zum Kannibalismus, so wenn die Frauen gezwungen werden, ihre gebratenen kleinen Kinder zu essen (V. 341-344) und insbesondere die Zigeuner ihre eigenen Stammesangehörigen gekocht (16) oder gebraten vorgesetzt bekommen (V. 387-393; 821-830).

Die liebste Todesstrafe des Wojwoden soll aber das grausliche Spießen gewesen sein, das am weitaus häufigsten erwähnt wird (17). Danach heißt Dracula ja auch Þepeº, was meist - nicht korrekt - mit ‘Pfähler’ übersetzt wird. Unter „Pfählen“ versteht man aber das Durchbohren eines begraben oder nichtbegraben Liegenden mittels eines Pfahls, so daß der Gepfählte gewissermaßen am Boden angenagelt ist. Das Pfählen ist im mittelalterlichen Recht nicht selten vorgesehen und uns gerade aus der weiteren Entwicklung der Dracula-Tradition, in der der Fürst als „Untoter“ erscheint, geläufig. Beim „Spießen“ jedoch wird der Pfahl gewöhnlich zum hindern eingeschlagen (V. 795) und dann mit dem Delinquenten daran aufgestellt. Die große Vorliebe Draculas für diese Hinrichtungsart gibt jedenfalls zu denken.

Als Todesstrafe ist diese Praxis weit verbreitet, wenn auch nie besonders häufig - mit Ausnahme der Dracula-Tradition. Das „Auf-den-Pfahl-Stecken“ kommt bereits in den Gesetzen Hammurabis vor und war sowohl in Rom geläufig, als auch im deutschen Reich und in Böhmen. Seneca spricht von per obscena stipitem agere (18). Ob damit nur der After oder auch die Vagina gemeint ist, bleibt natürlich offen. Letzteres scheint nur bei awarischen Frauen, die sich sexuell vergangen hatten, gesichert (19). Ein klassischer Fall von Spießung ist während der Bauernkriege 1525 in Ensisheim (Württemberg) bezeugt. Geahndet wurde damit Fleischgenuß am Karfreitag (20). Natürlich gab es das Spießen auch in Österreich, wo es erst unter Maria Theresia bezeichnenderweise zur Bestrafung „in Aufruhren und Landesverräthereyen“ eingeschränkt wurde (21). So spießte man 1504 in Wien einen Bäcker, der mehrere Morde begangen hatte. Der auf dem Flugblatt das Bild erläuternde Text läßt erkennen, daß die Praxis nicht geläufig und der Scharfrichter überfordert war:

Als er nun auf die Hauptstadt kam

Der Henker ein groß pfal her nam,

Damit er jn dann yetzt solt spißen

Der Henker het auch nit guot wissen

Wes er das werck solt fahen an,

Wann er hets vor nit mehr gethan.

Yedoch so het er kein erbarmen.

Die spitz setzt er jm in wayd darmen

Und drucket als ain starker knecht.

Der arme der schrey, es geht nit recht,

Zeuch auß und stoß jn anders ein... (22)

Um den Delinquenten nicht vorzeitig zu Tode zu bringen, mußte der Henker den zugespitzten und eingefetteten Pfahl so durch den Körper treiben, daß keine lebenswichtigen Organe verletzt wurden. So konnte die Qual auf viele Stunden ausgedehnt werden. Da das Spießen im Ganzen eine selten angewandte Strafe ist, lag der Gedanke nahe, daß Dracula sie bei den Osmanen kennengelernt und dort an ihr Gefallen gefunden habe. Wem fiele nicht die Arie des Osmin aus Der Entführung aus dem Serail ein, wo es heißt:

Erst geköpft, dann gehangen

Dann gespießt auf heiße Stangen,

Dann verbrannt, dann gebunden

Und getaucht, zuletzt geschunden...

Wenn auch die Reihenfolge der Todesarten hier etwas durcheinandergeraten ist, so zeigt die Stelle doch, wie man sich zur Zeit Mozarts das grausame, türkische Recht vorstellte. Sucht man jedoch in den islamischen Quellen, so findet man zwar mehrfach gute Beispiele für Spießungen aus dem islamischen Raum Afrikas, wenn der Vorgang selbst geschildert wird - so erlitt noch 1800 in Ägypten der fanatische Mörder des General Kléber diese Todesstrafe (23) -, aber meist bleibt das genaue Verfahren unklar. Der Grund ist der, daß das einschlägige arabische Wort ªalb sowohl die Kreuzigung als auch die Spießung bezeichnet. Diese Todesstrafe kam hauptsächlich bei Straßenraub zur Anwendung (24), aber auch bei Beleidigung des Propheten, Häresie, Zauberei und bestimmten Mordarten (25). Auch das türkische Wort für „Spießen“ kazuğa urmak scheint sich gewöhnlich auf die Bestrafung des Straßenraubes zu beziehen (26). Wollte man die „Aufspießmanie“ des Wojwoden, dem die Türken den Spitznamen Kazuğlu Voevoda gaben (27), irgendwie aus dem kanonischen islamischen Recht herleiten, so ließe sich die große Zahl der Spießungen nicht erklären, denn natürlich haben nicht die vielen Tausenden von Gespießten alle Straßenraub betrieben.

Es scheint nun so zu sein, daß das Spießen von den Türken vornehmlich auf Christen angewandt wurde, wobei Verrat, Spionage und Rebellion besonders häufig durch diese Todesart geahndet worden sein sollen (28) - übrigens ähnlich wie in der schon erwähnten Constitutio Criminalis Theresiana. Ich drücke mich hier deshalb so vorsichtig aus, weil die meisten einschlägigen Belege im Wesentlichen aus der „Neu eröffneten Ottomanischen Pforte“ (Augsburg 1694) stammen und ich in den türkischen Kānunnamās noch keine einschlägige Bestätigung gefunden habe (29). Immerhin berichtet aber der byzantinische Historiker Kritoboulos von Imbros in seiner Beschreibung der Einnahme Konstantinopels, wie Mehmet II. die Verteidiger der Festungen Theapia und Studio im April 1453 hatte spießen lassen (30). Wäre die Spießung als klassische an Christen exekutierte Todesstrafe bei Verrat wirklich gut auch durch türkische Quellen nachzuweisen, dann ergäbe sich für Draculas Lieblingstötungsart einmal die Erklärung im Bereich der Faktizität, daß der Wojwode jedes noch so kleine Indiz fehlender Subordination als „Hochverrat“ strafte und im Bereich der Propaganda, daß er sich genau jenes Verfahrens bediente, daß die Türken gegen Christen anzuwenden pflegten, womit er sich trotz seines Schwures beim Regierungsantritt als Feind des Christentums zu erkennen gab. Immerhin muß man sich wundern, daß Dracula nur am Spießen so großen Gefallen gefunden haben soll und nicht etwa auch an der islamischen Praktik des „An-den-Haken-Werfens“ (türk. çengel çiçeği), bei der der Todeskandidat von der Höhe auf einen hängenden Haken geschleudert wird, an dem er dann hängen bleibt. Man wird jedenfalls den Versuch einer Erklärung aus der mutmaßlichen Mentalität jener, die die Traditionen verbreiteten bzw. deren Publikum wagen müssen.

Gewiß ist, daß das Dracula-Bild im Westen um vieles negativer war als das in der rumänischen Volkstradition oder bei den Russen (31). Bezeichnend ist, daß in der Anekdote von den zwei Mönchen, von denen einer dem Wojwoden lobhudelt, während ihn der andere offen tadelt, in der russischen Version der Tadler hingerichtet und der Untwerwürfige belohnt wird, während es in der deutschen Überlieferung genau umgekehrt ist. Der russische Verfasser stand eben auf dem Standpunkt, „Recht und Pflicht des Herrschers zu unerbittlichen Strafen entzögen sich der Kritik seiner Untertanen oder Außenstehender.“ (32) Je weiter wir nach Osten gehen, umso mehr verändert sich die Gestalt Vlads zu einem barbarisch-strengen aber auch wieder gerechten Tyrannen, der law and order um jeden Preis durchsetzte. Während der Dracula Beheims den Frauen die Brüste aus purem Sadismus abschneidet, behandelt der Dracula der russischen Tradition so nur die verheirateten Ehebrecherinnen (33). Der Verdacht liegt daher nahe, daß der Bericht bei Beheim von Vorstellungen angeregt ist, wie sie sich in den Martyrien mehrerer heiliger Frauen finden und wie sie etwa der Tiroler Friedrich Pacher zwischen 1480 und 1490 auf einem Tafelbild in Kloster Neustift (Südtirol) mit ekelerregender Brutalität darstellte (34).

Bezeichnend ist auch die russische Tradition vom wertvollen Goldbecher, der bei einem Brunnen stand und aus dem jeder seinen Durst löschen konnte, ohne daß jemand gewagt hätte, ihn zu stehlen (35). Eine andere Anekdote berichtet von einem Kaufmann, der auf Wunsch Draculas seinen Wagen offen über Nacht auf der Straße stehen ließ. Als andern Tags 160 Goldstücke fehlten, machte er Dracula verantwortlich. Dieser versprach, daß der Dieb in der nächsten Nacht das Gold zurückbringen werde. Da man aber den Dieb nicht fand, so ersetzte der Wojwode das Geld von seinem eigenen, legte allerdings nicht 160 sondern 161 Goldstücke hin. Der Kaufmann war ehrlich genug, das eine Goldstück als nicht ihm gehörig abzuliefern, was ihn vor der Spießung bewahrte, die der nun doch gefundene Dieb erlitt (36). Auch in den russischen Traditionen ist der Wojwode ein grausamer Tyrann, der die Bösewichter - aber eben hauptsächlich diese - spießt, allerdings wird auch die grotesk-komische Anekdote von den am Kopf angenagelten Hüten erzählt (37). Aber hinter dem oft skurrilen, ja fast humorigen Verhalten steckt die barbarische Großmut eines zwar wilden, aber gerechten Herrschers, nämlich des Gefolgsherren der Bojaren, aus deren Kreis offenbar diese Anekdoten stammen.

Obwohl Dracula keinerlei körperliche Mißbildungen aufwies, ist er doch im Grunde den deutschen Traditionen ein Monster (38), dem alle menschlichen Züge - und schon gar die Großmut - fehlen. Dazu gehört, daß Dracula sich gerne die Hände mit dem Blut seiner Opfer wäscht (V. 171-175), zur Unterhaltung bei der Mahlzeit die Menschen martern läßt (V. 175ff.) und mitten unter den Gepfählten tafelt (V. 161-170), letzteres berichtet auch die russische Überlieferung (39). Abgesehen davon, daß der Blutrausch, der den antiken Arenabesucher überfiel, so wie Alypius, den Freund des hl. Augustinus (Conf. 6, 13), als etwas Unchristliches galt, zeigt sich darin wohl ein Distanzgefühl, das zwischen den deutschen handeltreibenden Städten des südlichen Siebenbürgens (40) und dem „orientalischen“ gestrengen Despoten aus der Walachei, der unter Türken aufgewachsen war, bestand. Hier treffen wir wohl noch auf den letzten Rest einer schon in der Antike (z. B. bei Aristoteles und Plinius) begegnenden Erdzonen- und -klimatheorie, nach der die Welt in 5 oder 7 Klimazonen mit verschiedener Bekömmlichkeit für die Menschheit eingeteilt wurde. Dabei bildete der mediterrane Raum das am besten bewohnbare Zentrum, während nach Süden und Norden die Bewohnbarkeit graduell abnahm, bzw. nicht mehr so vollkommene Menschen hervorbrachte, wie das klimatisch optimale Zentrum. Schon seit dem griechischen Altertum gab es auch die Vorstellung der viergeteilten Welt, deren den Himmelsrichtungen entsprechende Viertel (im Uhrzeigersinn) von Skythen, Indern, Äthiopiern und Kelten bewohnt waren, während die zivilisierte mediterrane Welt sich wieder im Zentrum befand. Beide Klimatheorien kombiniert ergaben nun auch die Einschätzung des temperierten Ostens und Westens im Sinne dieser Rassentheorie, was das Auftauchen der Monstren nicht nur in Nord und Süd sondern auch in Ost und West erklärte (41). Auf der zur Zeit Draculas (1448) entstandenen Weltkarte von Andreas Walsperger, einem Benediktiner aus Konstanz, findet sich die Bemerkung, daß es im Kaspischen Raum viele und ganz verschiedene Monster gäbe, die jedoch menschlichen Verstand gebrauchten, obwohl sie so fremdartig wie Hundsköpfige (Cynocephali) oder Menschenfresser (Anthropophagi) seien (42). Der Kannibalismus ist jedenfalls eine Kultur- oder Unkulturerscheinung, die man den Randzonen der Erde zutraut, daher auch Draculas Neigung, zumindest anderen den Kannibalismus aufzuzwingen.

Die Einschätzung des Ostens in Richtung Despotismus und bestialische Grausamkeit ist uns Mitteleuropäern heute noch relikthaft geläufig, wie etwa die Einschätzung der Russen im und nach dem zweiten Weltkrieg zeigte. Daß die Randklimazone und das sie bewohnende Volk einen Iwan den Schrecklichen, der den livländischen Adel spießen ließ (43) und auf den die Anekdote von den angenagelten Hüten übertragen wurde (44) und Stalin hervorbrachte, war daher weniger überraschend, als daß dem Zentrum selbst ein Hitler entwachsen konnte! Im Grunde muß man Neal Ascherson zustimmen, wenn er sagt, daß jeder der nationalstaatlichen Mythen die „Barbaren“ „mit dem Zustand oder der Ethik ihres unmittelbaren Nachbarn im Osten“ identifizierte: „für die Franzosen waren die Deutschen barbarisch, für die Deutschen die Slawen, für die Polen die Russen und für die Russen die Mongolen oder Turkvölker Mittelasiens und letzten Endes die Chinesen." (45) Solche Einschätzungen betreffen allerdings gewöhnlich die näheren Nachbarn. Die ganz große Ferne kann wieder zur Kulturüberschätzung führen, wie sich bei uns am Beispiel Chinas zeigt.

Es scheint mir nun sehr bemerkenswert, daß offenbar dieses „Barbarisierungsgefälle“ und diese „Monstrifizierungstendenz“ bereits im Verhältnis der deutschen siebenbürgischen Städte zu dem Fürsten der Walachei bestand und hier zu einer unbezweifelbaren Überspitzung des schrecklichen Dracula-Bildes führte. Mehrfach ließe sich zeigen, daß besonders abstoßende Todesstrafen oder Martern, die im tatsächlich geübten Recht nicht oder kaum verankert waren, aus den Heiligenlegenden übernommen wurden, so das Kochen der Delinquenten in einem großen Kessel, das ja noch heute nach Meinung der „Missionarswitze“ zum typischen Verhalten der Wilden gehört. Das „In-Stücke-Hauen“, im deutschen Recht die Strafe der Verräter (46) und auch dem türkischen Recht geläufig (iki biçmek, paçalamak), wird bei Dracula zu einem „Kleinhacken wie Kraut“, auch dies gewiß eine hyperbolische Verkrasserung, wie sie dem östlichen Barbarentum Draculas entspricht.

Bemerkenswert scheint mir eine Übereinstimmung zwischen Draculas Strafprinzipien und denen römischer Kaiser zu sein. Das betrifft vor allem die Erniedrigung des Delinquenten durch scheinbare Erhöhung (wie am bekanntesten im Prozeß Christi). Als ein zur Kreuzigung Verurteilter an Kaiser Galba appellierte, ließ dieser, um die Strafe durch „Trost und eine gewisse Ehre“ zu erleichtern (quasi solacio et honore aliquo poenam levaturus; Sueton, Galba 9, 1), das Kreuz des Hinzurichtenden durch ein weiß gestrichenes und viel höheres ersetzen. Dementsprechend ließ Dracula einen Mann, der sich wunderte, daß der Wojwode sich beim Gestank der massenhaft Gespießten wohlfühle, sogleich auf einen viel höheren Spieß stecken,

das in der ubel stank und rach

nit anschmeken pegünde. (V. 412f.)

Diese Anekdote findet sich übrigens auch in der russischen Überlieferung (47). Zur scheinbaren Ehrung gehört auch die berühmte Bestätigung der Stammessitte durch Annageln der Hüte am Kopf (V.871-910), jene schon grotesk-komische Grausamkeit, die auch die russische Tradition kennt (s. o.). Da die durch Spießung in den Himmel gesandten Mönche ihren Esel zurückließen, der nun durch sein Iahen lästig war, ließ ihn Dracula gleichfalls spießen, um ihn den Mönchen in den Himmel nachzuschicken (V. 661-680). Draculas Neigung, seine Delinquenten verbrennen zu lassen, teilt er mit dem römischen Mob, der sich am Anblick der in der Arena lebendig Verbrannten beim vivicomburium vergnügte. Allerdings scheint die Verbrennung bei Dracula sozusagen formlos vor sich gegangen zu sein, während man in Rom den zu Verbrennenden in die tunica molesta eigens einkleidete (48). Auch hat Draculas Neigung, während der Hinrichtung zu speisen, eine auffällige römische Entsprechung in der Tageseinteilung der Spiele, bei der Hinrichtungen wie etwa jene, bei denen die Delinquenten als damnati ad bestias wilden Tieren vorgeworfen wurden oder auch Kreuzigungen gewissermaßen als Intermezzi in die Spiele um die Mittagszeit eingeschoben wurden (49).

Bei meinen Überlegungen habe ich bewußt von den übrigen deutschen Dracula-Darstel-lungen in den kürzeren, prosaischen handschriftlichen Berichten und Frühdrucken abgesehen (50), teils aus Gründen der Zeit, teils weil die umfassendere Darstellung bei Beheim in dem von mir verfolgten Sinn ergiebiger ist.

Insbesondere, wenn wir Beheims Lied vor Augen haben, können wir sagen: Die krasse Schilderung von Tyrannei eines princeps iniustus, von Barbarei und Grausamkeit des Ostens sollte ex negativo eine Ideologie des "kultivierten Zentrums" vertiefen, die Beheim für die Abwehr der Türkengefahr unentbehrlich schien. Als selbsternannter Repräsentant und Mitbilder der öffentlichen Meinung unternahm er es, Laienadel und Hofgesellschaft „an jene Normen ethischen Verhaltens zu erinnern..., die als verbindlich für die gesellschaftliche Führungsrolle des Adels galten.“ (51) Vom Bild des aller grosten wutrich, dem Tyrannen Dracula, sollte sich die ideale Kaisergestalt des Weltmonarchen in Beheims politischer Eschatologie umso strahlender abheben. Die joachimitische Kaiserprophezeiung, auf die der Publizist gerade in mehreren Liedern in der Osterweise (Nr. 108, 109, 110, 116) eingeht, kennt einen ordo iustorum als weltbeherrschende Instanz, deren Repräsentant der Friedenskaiser ist (52). Principes iniusti mußten dem „Orden der Gerechten“ im Wege stehen. Sie waren Tyrannen, deren Ermordung auch die Kirche etwa 50 Jahre davor auf dem Konzil zu Konstanz gebilligt hatte.

Was Beheim angeht, so muß man bedenken, daß der fürtreter mit seiner Form der Publizistik schon fast auf verlorenem Posten steht, denn seine Darbietungsform setzt ein illiterates Publikum voraus, das durch breiter werdende Alphabetisierung zunehmend schwindet. So sollte die Zukunft dem Flugblatt und dann der gedruckten Zeitung gehören, nicht dem gesungenen Bericht (Spriewald, 1990, bes. 31ff.), obwohl dieser, was leicht vergessen wird, im Bänkelsang und der Moritat weiterlebt. Jedoch der Weg, politisches Handeln über die Befriedigung latenter Sadismen des Publikums zu erreichen, läßt Michel Beheim, den “Publizisten”, auch hierin als ein Vorläufer des modernen Sensationsjournalisten erscheinen.



Literatur:
(Verzeichnis der häufiger herangezogenen Arbeiten:)

1. Beheim, Michel: Von ainem wutrich der hies Trakle waida von der Walachei = Nr. 99 in: Gille - Spriewald (1968-1972), I, S. 285ff.

2. Bleyer, J.: Ein Gedicht Michael Beheims über Wlad IV., Woiwoden der Walachei (1456-62), in: Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde, N.F. 32 (1903), S. 10ff.

3. Cazacu, Matei: L'histoire du prince Dracula en Europe centrale et orientale (XVe siècle): présentation, édition critique, traduction et commentaire, Genève 1988

4. Coleman, K.M.: Fatal Charades: Roman Executions Staged as Mythological Enactments, in: Journal of Roman Studies 80 (1990), 44-73

5. Conduratu, G.C.: Michel Behaims Gedicht über den Woiwoden Wlad II. Drakul, Diss., Leipzig, Bukarest 1903

6. Dinzelbacher, P.: Raum (Mittelalter), in: Europäische Mentalitätsgeschichte, hg. Peter Dinzelbacher, Stuttgart 1993, 604ff.

7. Fehr, H.: Das Recht im Bilde, Erlenbach-Zürich - München - Leipzig 1923

8. Feucht, D.: Grube und Pfahl, Tübingen 1967

9. Florescu, R. - McNally, R.T.: Dracula: A Biography of Vlad the Impaler, 1431-1476, New York 1973

10. Friedman, J.B.: The Monstrous Races in Medieval Art and Thought, Cambridge/ Mass. - London 1981

11. Gille, H. - Spriewald, Ingeborg: Die Gedichte des Michel Beheim, Berlin 1968 - 1972 (DTM 60, 64, 65,1,2)

12. Gille, H.: Die historischen und politischen Gedichte Michel Beheims (= Palaestra 96), 1910

13. His, R.: Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 2 Bde, Leipzig 1920, 1935

14. Lrinczi Marinella: Nel dedalo del drago: introduzione a Dracula, Roma 1992

15. Müller, Ulrich: 'Beheim, Michel', in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon I, Berlin - New York 1978, Sp. 672ff.

16. Spriewald, I.: Literatur zwischen Hören und Lesen. Wandel von Funktion und Rezeption im späten Mittelalter. Fallstudie zu Beheim, Folz und Sachs, 1990

17. Stiassny, S.: Die Pfählung, Wien 1903

18. Striedter, J.: Die Erzählung vom walachischen Vojewoden Drakula in der russischen und deutschen Überlieferung, in: Zs. f. slav. Phil. 29 (1959/60), 398ff.

19. Thum, B.: Die Publizistik Michael Behaims im Spannungsfeld des spätmittelalterlichen Populismus, in: Ist zwîvel herzen nâchgebûr. Fs. G. Schweikle, hg. R. Krüger et al., 1989; Helfant Studien S 5), 203ff.

20. Vismara, G.: 'Barbaren', in: Lexikon des Mittelalters I, München - Zürich 1980, Sp. 1434-1436

 


ANMERKUNGEN:

(1) Zum Einstieg in die Entstehung der Vampir- und Werwolfsage von Dracula s. unter anderen:

Barber, P.: Vampires, Burial, and Death, Yale University Press 1988.

Bronfen, Elisabeth: Nur über ihre Leiche. Tod, Weiblichkeit und Ästhetik, München 1994 (S. 451ff. über die Rolle der Sexualität im „Dracula“ Stokers).

Copper, B.: The Vampire in Legend, Fact and Art, London 1990.

Florescu R.R. - McNally R.T.: Dracula. Prince of Many Faces, Boston - Toronto - London 1989.

Kaiser, G.: Der Tod und die schönen Frauen: ein elementares Motiv der europäischen Kultur, Frankfurt/M. - New York 1995 (S. 86ff. über die sexuelle Komponente in der Vampir-Literatur).

McNally, R.T. - Florescu, R.: In Search of Dracula. The History of Dracula and Vampires Completely Revised, Boston - New York 1994.

McNally, R.T. - Florescu, R.: The Essential Dracula: A Completely Illustrated and Annotated Edition of Bram Stoker's Classic Novel, New York 1979.Sturm, D. - Völker, K. (Hg.): Von denen Vampiren oder Menschensaugern. Dichtungen & Dokumente, München 1968.

(2) Gille - Spriewald (1968-1972), I, S. XXVII.

(3) Gille - Spriewald (1968-1972), I, S. 285-316; vgl. dazu Bleyer (1903); Gille (1910), S. 69ff.; Lorinczi (1992), S. 60.

(4) Conduratu (1903). Die rumänische Monographie von Ioan Bogdan, Vlad Þepeº ºi poveºti asupra lui. Bucureºti 1896, Lur'e, J.S.: Povest' o Dracule [russisch = 'Erzählung von Dracula'], Moskau - Leningrad 1964, und Fichtner, E.G.: M. Behaim. The Story of Dracula. Selections from "Das Geticht von Tracul Waida von der Walachei", in: Yearbook. Pedagogical seminar for Germanic Philology, Queens College, Cuny (1979), 9ff. waren mir nicht zugänglich.

(5) Dazu Striedter (1961), S. 398ff.

(6) McNally (1987), S. 7.

(7) Gille - Spriewald (1968-1972), I, S. 326-356.

(8) Cazacu (1988), S. 2f., Anm. 2.

(9) Dazu McNally (1987), S. 8.

(10) Die nachstehende kurzgeraffte Geschichte Draculas folgt der ausführlichen Darstellung von Florescu - McNally (1973); Cazacu (1988), S. 3-17 und den Berichten aus türkisch-byzantinischer Sicht, die McNally (1987), S. 7ff., in den Vordergrund stellt.

(11) Bereits am 10. September, vier Tage nach Vertragsabschluß forderte Dracula die Bürger von Kronstadt auf, ihn mit Truppen gegen die türkischen Tributeinheber zu unterstützen. Es ist verständlich, daß die deutschen Städte sich unter diesen Umständen als Instrument von Draculas Türkenpolitik mißbraucht fühlten
(12) Zum Folgenden s. McNally (1987), S. 7f.

(13) Conduratu (1903), S. 101; Cazacu (1988), S. 202.

(14) Dazu vgl. Lörinczi (1993), S. 51ff.

(15) Dazu vgl. Florescu - McNally (1973), S. 75ff.

(16) Als Todesstrafe im deutschen Recht bei His (1920), S. 503. Das „In-der-Kufe-Brennen“ wurde vor allem gegen Fälscher angewandt.

(17) Lörinczi (1992), passim, bes. S. 116ff.

(18) Coleman (1990), S. 61 m. Anm. 156.

(19) Feucht (1967), S. 177; Stiassny (1903), S. 23.

(20) Feucht (1967), S. 8, 31.

(21) Stiassny (1903), S. 40f

(22) Fehr (1923), S. 99, Abb. 124, 125.

(23) Stiassny (1903), S. 10ff.

(24) J. Schacht in: The Encyclopaedia of Islam, new edition, IV, Leiden 1978, S. 770, 772.

(25) F. E. Vogel, in: The Encyclopaedia of Islam, new edition, VIII, Leiden 1995, S. 935f.; J. L. Kraemer, Apostats, rebels and brigands, in: Israel Oriental Studies 10 (1980), S. 34-73 [mir nicht zugänglich].

(26) U. Heyd, Studies in Old Ottoman Criminal Law, Oxford 1973, S. 212, 262 mit Anm. 11.

(27) McNally (1987), S. 7

(28) Stiassny (1903), S. 24ff.

(29) Für turkologische Hilfe danke ich Frau Kollegin Claudia Römer.

(30) McNally (1987), S. 6.

(31) Striedter (1961), S. 414f.

(32) Striedter (1961), S. 411, 415f.

(33) Cazacu (1988), S. 194f.

(34) Abbildung auf dem Umschlag von Crudelitas. The Politics of Cruelty in the Ancient and Medieval World (= Medium Aevum Quotidianum Sonderband II), Krems 1992.

(35) Cazacu (1988), S. 182f.

(36) Cazacu (1988), S. 188f.

(37) Cazacu (1988), S. 174f.

(38) Als das eines Monsters war Draculas Porträt auch in der Ambraser „Galerie der Monster“ neben dem Bild des „Wolfsmannes“ ausgestellt.

(39) Cazacu (1988), S. 194f.

(40) Lörinczi (1992), S. 60.

(41) Friedman (1981), S. 52f.; Dinzelbacher (1993), S. 611.

(42) Friedman (1981), S. 56-58.

(43) Stiassny (1903), S. 28ff.; dort auch zu Peter I.

(44) Striedter (1961), S. 427.

(45) N. Ascherson, Schwarzes Meer, Berlin 1996, S. 84; vgl. auch G. Vismara, „Barbaren“, in: Lexikon des Mittelalters, I, München - Zürich 1980, Sp. 1435.

(46) His (1920), S. 495f.

(47) Cazacu (1988), S. 194f.

(48) Coleman (1990), S. 60.

(49) Coleman (1990), S. 55f

(50) Diese bei Conduratu (1903), S. 105ff.; Cazacu (1988), S. 92ff., 154ff. Über die deutschen Frühdrucke auch ausführlich Striedter (1961), S. 404, der ihren Ausgangspunkt in Nürnberg sieht.

(51) Spriewald (1990), S. 184; Thum (1989), S. 209f.

(52) Thum (1989), S. 214f.

 

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Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 6. Jg., 1-2 (11-12) / 1997, S. 93-100

 

 

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