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Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

Zeitschrift der Germanisten Rumäniens (ZGR), 9. Jg., Heft 17-18 / 2000, S. 233-249

 

 

Sprachpraktische Textarbeit – Ein Modell für den "Curs practic"

 

Beate Schindler-Kovats

 

 

Vorbemerkungen

Vor wenigen Wochen habe ich in der letzten Stunde meines Optionalkurses im vierten Jahr (letztes Studienjahr) Germanistikstudenten der Bukarester Universität um eine Reflexion ihres Studiums gebeten. Unter der Überschrift: „Ich erwartete zu Beginn meines Studiums....“ und „am Endes meines Studiums...“ sollte das, was sich oft in Einzelgesprächen als diffuser Frust und allgemeine Unzufriedenheit äußert, artikuliert und bewusst werden. 

Die Antworten waren recht aufschlussreich, dahingehend, dass die befragten Germanistikstudierenden fast übereinstimmend zu Beginn ihres Studiums u.a. „eine Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse“ und die „Beseitigung von Fehlern“ erhofften; am Ende ihres vierjährigen Studiums stellten viele für sich fest, dass sich ihr Deutsch nur wenig verbessert hat, dass sich Fehler immer noch hartnäckig halten und dass das Sprachtraining im Studium zu kurz gekommen ist.

Situation der rumänischen Germanistik: Germanistik und Sprachkompetenz

Es ist sicherlich eine berechtigte Frage, ob das Germanistikstudium die Erwartung (auch) „Sprachunterricht“ zu sein, überhaupt erfüllen kann oder muss, versteht man doch im traditionellen Sinne unter Germanistik „eine Wissenschaft, die sich mit der deutschen Sprache und Literatur befasst[1]. Die in diesem Sinne wissenschaftlich-philologi-sche Ausrichtung des Germanistikstudiums konzentriert sich auf die Erforschung und Lehre linguistischer, literaturwissenschaftlicher und landeskundlich-kultureller Grundlagen und setzt eine sehr gute Sprachkompetenz voraus.

Selbst wenn man die Unterscheidung Binnengermanistik versus Auslandsgermanistik berücksichtigt, stellt sich die Situation für die rumänische „Auslandsgermanistik“ als eine besondere dar. Bedingt durch die deutsche Minderheit in Rumänien und die präuniversitäre Ausbildung in deutschen Schulen konnte in der Vergangenheit von einem sehr guten und muttersprachlichen Sprachniveau der Germanistikstudierenden ausgegangen werden, so dass die rumänische Germanistik sich als philologisch-wissen-schaftliche (Binnen)Germanistik verstehen konnte und auch so betrieben wurde bzw. wird.

Diese Ausgangslage hat sich mit dem Exodus der deutschen Minderheit sowie den Neuorientierungen auf dem Arbeitsmarkt und den Reformierungsbestrebungen im Bildungssystem nach der Wende verändert. Als Folge der Autonomie der Hochschulen gelten für die rumänische Germanistik an den landesweiten Universitäten verschiedene Voraussetzungen und Bedingungen, gibt es unterschiedliche Stoffverteilungspläne bzw. curriculare Ansätze, und haben die einzelnen Hochschulstandorte zum Teil sehr unterschiedliche Germanistikstudierende, was Sprachniveau, Vorkenntnisse und Studien-erwartungen angehen. Während an den alten traditionellen Universitäten, bedingt auch durch die Vorbildung deutscher Schulen vor Ort, sich Germanistikstudierende mit sehr guten und muttersprachlichen Sprachkenntnissen finden, sehen sich andere Universitäten, die Germanistik anbieten, vor die Situation gestellt, mit sprachlichen Nullanfängern „Germanistik“ betreiben zu müssen. Diesbezüglich wäre sicher eine stärkere Differenzierung in „Germanistik“, DaF-Studiengang oder DaF-orientierter Auslandsgermanistik von Nöten[2].

Doch zurück zur Schwierigkeit, ob das Germanistikstudium die Erwartung auch Sprachunterricht zu sein, erfüllen kann oder soll. Bei muttersprachlichen Studierenden dürfte sich Sprachunterricht und Sprachtraining im Studium erübrigen. Es fragt sich, wie viele muttersprachliche Studierende, junge Leute also, die das Deutsche „primär im Sprachgebrauch“[3] haben, es im Fachbereich der rumänischen Germanistik gibt.

Eine Lerngruppenanalyse an rumänischen Hochschulen würde sicher bestätigen, dass Germanistikstudierende mit zum Teil erheblichen sprachlichen Defiziten in das Studium kommen. Dies präsentiert sich zum einen als Fakt und Erfahrungswert. Dies offenbart sich zum anderen aber auch in der Erwartungshaltung der Studienanfänger. Nicht nur die Antworten meiner oben erwähnten privat geführten Umfrage zeigen, dass die Erwartungen und Bedürfnisse der Germanistikstudenten dahin gehen, dem Sprachunterricht und der sprachpraktischen Textarbeit im Studium einen großen Stellenwert zuzubilligen. Es lässt sich vielmehr eine allgemeine Tendenz bzw. ein Trend zur verstärkten Sprachpraxis und zur Ausbildung von sprachlicher Kompetenz und zum Ausbilden sprachbezogener Schlüsselqualifikationen ablesen, der sicher durch die verschiedenartigen Berufs- und Tätigkeitsfelder der Germanisten nach ihrem Studium motiviert ist, der aber auch in Bezug auf das Zusammenwachsen in Europa international zu bemerken ist. Der Begriff der kommunikativen Kompetenz umfasst dabei die Befähigung mittels der Sprache, Mutter- und /oder Fremdsprache, „mündlich, schriftlich, produktiv wie rezeptiv bestmöglich  zu kommunizieren[4].

Als Zieldimension für die Germanistik in Rumänien, die sich zwischen Binnen- und Auslandsgermanistik bewegt, wäre zu fordern, neben der Vermittlung von Fachkenntnissen in den Grundbereichen (Linguistik, Literatur und Landeskunde) auch die Sprachkompetenz zu vermitteln und zu verbessern.

Studienbaustein „Sprachkompetenz“ im „curs practic“

Auf den ersten Blick scheint es, dass in der rumänischen Germanistik im Rahmen der universitären Seminare und Übungen der Studienbaustein Sprachkompetenz, zumindest dem Titel nach, im Stoffverteilungsplan berücksichtigt wird. Der sogenannte „curs practic“ umfasst Seminare in allen Studienjahren zur Grammatik, zu Texten, zu Referaten und zu Übersetzungen und könnte oder sollte, nimmt man den Titel ernst, den eher praktischen Bezug auf die Sprache meinen. Dies mein Verständnis und meine Erklärung von „curs practic“ zu Beginn meiner DAAD-Lektorentätigkeit an der Universität Bukarest. „Curs practic“-Stunden (Texte) gehörten zu meiner Lehrnorm; meine Nachfrage, was der „curs practic“ beinhalte oder bedeute, wurde mit einer recht großzügigen Offenheit beantwortet in dem Sinne, „machen Sie, was Ihnen sinnvoll erscheint“.

Sinnvoll erschien mir, nachdem ich die Studenten ein Semester im Textübungsseminar, so meine freie Übersetzung von „curs practic“, mit literarischer Textanalyse und Interpretationsmethodik beschäftigt hatte, im „Freiraum“ des „curs practic“ eine von den Studierenden gewünschte und auch erforderliche sprachpraktische Textarbeit zu betreiben. Dass sprachpraktische Übungsformen von den Germanistikstudierenden gewünscht werden, bestätigt nicht nur obige Umfrage, sondern auch gemeinsame Planungsgespräche zu Beginn des Semesters, in denen ich die Studierenden nach ihren Textwünschen und ihren Erwartungen den „curs practic“ betreffend frage. Dass sprachpraktische Übungen für viele Germanistikstudierende notwendig und erforderlich sind, dies ist ein Erfahrungswert, der mittlerweile auch zu ersten inhaltlichen Diskussionen über ein Konzept und eine übergreifende Regelung im Hinblick auf den „curs practic“ am Bukarester Germanistiklehrstuhl geführt hat.

Im Laufe meiner nunmehr dreijährigen Lehrerfahrung hier in Rumänien entwickelte ich ein „curs practic“-Modell für Texte bzw. Textarbeit, das versucht, sowohl dem Anspruch literarischer und textsortenbezogener Analyse als auch der Förderung und Verbesserung der Sprachkompetenz gerecht zu werden.

Diese sprachpraktische Textarbeit, so wie ich sie nun über mehrere Semester mit unterschiedlichen Lerngruppen erprobt habe, hat den Vorteil, dass man lerngruppenspezifisch, je nach Leistungsstand, Sprachniveau und Bedürfnissen und Wünschen der Studierenden Texte einsetzen kann. Mit jedem Text, fiktional oder nonfiktional, lassen sich Grammatik, Wortschatz, Strukturen etc. trainieren und festigen, in jede Textanalyse sind sprachbezogene Übungen zu integrieren. Dies ist nicht nur ein Schritt in Richtung eines kommunikativ-integrierenden Unterrichts auch an der Hochschule, sondern dadurch kann man Studierenden auch ihre Fehlerquellen und Sprachdefizite bewusst machen. Aus der Häufigkeit der Fehler kann man sehen, in welchen Bereichen besonders geübt werden muss. Man kann Ursachen für Fehler ableiten: ob fehlerhaftes Sprechen und Schreiben aus Unachtsamkeit bzw. Unaufmerksamkeit, aus mangelndem Regelwissen oder wegen unzureichendem Training erfolgt[5], und die Fehlerquellen durch eine gezielte sprachpraktische Arbeit mit dem Text ausgleichen.

Sprachpraktische Textarbeit - ein Modell für den „curs practic“

Ich will nun im folgenden anhand von Textbeispielen (Sachtexte und literarische Texte) mein Modell sprachpraktischer Arbeit, so wie ich es im „curs practic“ an der Bukarester Universität praktiziere und erprobt habe, vorstellen und erläutern.

1. Textbeispiel: Sachtext

Ich habe aus dem Kontext: Sachtexte zur aktuellen Landeskunde zwei Zeitungsartikel zum Thema Hochschule - Hochschulsituation gewählt; der erste schildert Vorschläge zur deutschen Hochschulreform aus der Zeitung Die Woche[6], der zweite Artikel aus der ADZ[7] gibt im Sinne einer kontrastiven Landeskunde Eindrücke aus dem rumänischen Studenten- und Universitätsalltag wieder. Beide Texte wurden in der Seminararbeit mit einer Lerngruppe aus dem zweiten und einer Lerngruppe aus dem dritten Jahr eingesetzt.

Neben der textanalytischen Arbeit und den Diskussionen über die Thesen, Vorschläge und Meinungen der Texte wurden mit Hilfe der Texte Wortschatz zum Thema Studium, Hochschule und Ausbildung sowie grammatikalische und textbezogene Strukturen eingeführt, wiederholt und gefestigt (siehe Arbeitsblätter).

Die Arbeitsblätter wurden teilweise von den Studenten als Hausaufgabe vorbereitet und danach im Plenum besprochen und korrigiert, andere wurden im Seminar gemeinsam erarbeitet und diskutiert, wieder andere waren für das Selbststudium mit Selbstkorrektur bestimmt zur individuellen Festigung.

Es zeigte sich, dass Studierende des dritten Jahres (3. Gruppe, gestaffelt nach Leistungs- und Sprachniveau) sowohl mit den Wortschatzübungen als auch mit den Strukturübungen (feste Verbindungen/ Ergänzungen) Probleme hatten. Studenten der ersten Gruppe des zweiten Studienjahres taten sich mit dem Wortschatz und den Umformübungen schwer, beherrschten aber die festen Verbindungen und Ergänzungsübungen.

Für die Weiterarbeit im Seminar wirkte sich dieser Befund auf die Übungstypologie aus. Mit der Lerngruppe im dritten Jahr wurden verstärkt grammatikalische Strukturen, Funktionsverben etc. geübt, während sich die sprachpraktische Textarbeit für die Lerngruppe des zweiten Jahrs besonders auf die Vertiefung und Erweiterung des Wortschatzes bezog.

Gewichtung und Akzentuierung innerhalb sprachpraktischer Übungsformen sind so lerngruppenspezifisch und für das Selbststudium sogar individuell festzulegen.

Textbeispiel: Literarischer Text

Als Beispiele für den sprachpraktischen Umgang mit literarischen Texten habe ich aus Zeit- und Druckgründen kurze Texte gewählt. Sie illustrieren gleichsam Verfahren und Textarbeitsmöglichkeiten, die auch auf längere Texte, etwa Kurzgeschichten, Text-auszüge etc., anwendbar sind (siehe Arbeitsblätter).

Man könnte kritisch einwenden, dass literarische Texte wie Sachtexte behandelt werden, dass  sie Vehikel für die Möglichkeiten einer Übungstypologie mißbraucht werden und dass der ästhetische, eigentlich literarische Wert des Textes gar nicht oder nur am Rande zur Sprache kommt: Bernd Kast formulierte diese Gefahr für den Einsatz literarischer Texte im DaF-Unterricht einmal so: „Literarische Texte werden durch den sprachdidaktischen Fleischwolf gedreht, solange, bis von Literatur nichts mehr übrig bleibt[8]

Dementgegen: Auch in dem hier vorgestellten Modell für einen „curs practic“ steht der Text und seine Eigenheiten, ob sachlich oder literarisch, an erster Stelle. Sprachpraktische Textarbeit ergänzt und vertieft immer nur mit zusätzlichen, fakultativen Übungen die Textanalyse und legt ihren Schwerpunkt für die Textarbeit jenseits der interpretatorischen und textimmanenten Textanalyse fest. Für Lerngruppen, die über sehr gute Sprachkompetenz verfügen, erübrigt sich Arbeit mit den Arbeitsblättern.

Die Arbeitsblätter sind nach dem gleichen Prinzip wie die zu den Sachtexten konzipiert. Sie stellen mögliche Muster, Verfahrens- und Übungsformen vor, wie sie neben vielen anderen möglichen Übungstypen zu fast allen Texten vom Lehrenden selbst mit relativ wenig Aufwand erstellt werden können.

Zusammenfassung

Sprachpraktische Textarbeit für den „curs practic“, so wie sie hier vorgestellt und anhand einiger Textbeispiele illustriert und erläutert wurde, versteht sich als Modell, als Entwurf oder Muster. Dieses Modell lässt sich sicher nicht auf jede Lerngruppe, nicht für jeden „curs-practic“ und nicht an jeder Universität verwirklichen oder sinnvoll einsetzen.

Ich möchte diesen Beitrag als ein „Modell“ im Sinne eines Versuchsmodells verstehen, aus einer bestimmten Situation heraus konzipiert und in diesem Rahmen auch erprobt und eingesetzt. Meine Ausführungen verstehen sich aber auch als Anregung, als Provokation oder Diskussionsbeitrag und möchten diesen nun Raum geben.

 


 

[1] Duden, Deutsches Universal Wörterbuch unter dem Stichwort: Germanistik.

[2] Hilfreich wäre sicher in diesem Zusammenhang auch eine Studienberatung hinsichtlich der Berufs- und Studienwahl, die in den letzten Klassen der Lyzeen anzusetzen hätte, um Studienanfängern Information, Orientierung und Studieninhalte vorab zu vermitteln.

[3] Duden, Deutsches Universal Wörterbuch unter dem Stichwort: Muttersprache

[4] M. Krejci: Deutschunterricht. Einführung in Theorie und Praxis, 1981, S. 13.

[5] nach: W. Menzel: Rechtschreibunterricht. Praxis und Theorie. Aus Fehlern lernen. Beiheft zu PRAXIS DEUTSCH, Heft 69, 1985, S. 10.

[6] Claus Peter Simon: Sieben Wege aus der  Hoch-schulmisere in: Die Woche, 5.12.1997.

[7] Markus Kleininger: Rumänische Studenten: Nest-hocker und ausreisefreudig in: ADZ, im Februar 2000.

[8] Bernd Kast: Literatur im Anfängerunterricht in: Fremdsprache Deutsch, Heft 11, 2/1994, S.4

 


 

A N H A N G

 

 

Rumänische Studenten: Nesthocker und ausreisefreudig.

Aufschlussreiche Umfrage veröffentlicht / Von Markus Kleininger

Fast jeder siebte rumänische Student würde am liebsten auswandern, nachdem er das Studium beendet hat. Die ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts ISOMAR, an der zwischen dem 17. und dem 20. Januar 1600 Studenten aus 66 staatlichen und privaten Hochschulen teilgenommen haben. Die Umfrage wurde vom Unterrichtsministerium in Auftrag gegeben.

Der durchschnittliche rumänische Student stammt aus einer in der Stadt lebenden Familie (nur 10 Prozent der Studenten stammen vom Lande) und lebt überdurchschnittlich gut. Das Einkommen liegt im Schnitt bei 1,4 Millionen Lei, 34 Prozent der Befragten besaßen ein Handy, 26 Prozent einen Heimcomputer, 15 Prozent ein Bankkonto und 13 Prozent ein Auto. Erstaunlich wenige Studenten (12 Prozent) haben eine Wohnung nur für sich.

Laut Umfrage führt der rumänische Durchschnittsstudent ein recht sorgloses Leben - zumindest trägt er kaum Sorgen um seine Ausbildung, da im Durchschnitt nur 72000 Lei im Monat für Bücher und Lernmaterial ausgegeben werden. Dem entsprechend viele Studenten (66 Prozent) vertreten auch die Meinung, der Staat müsse für Bücher und Lernmaterial aufkommen, nur 27 Prozent würden selber ihre Ausbildung mitfinanzieren. Dafür geben Studenten das meiste Geld für Lebensmittel, Getränke, Tabakwaren, Kleidung und Unterhaltung (in dieser Reihenfolge) aus. Für 68 Prozent der Studierenden soll das Studium kostenlos bleiben. 40 Prozent der Befragten erwarten vom Staat auch finanzielle Unterstützung während der Studienzeit.

Ein recht beachtlicher Teil, 22 Prozent, wollen nach dem Studium eine Existenz gründen. Erstaunlich ist dieser Prozentsatz im Gegensatz zu den 12 Prozent, die bereits während der Studienzeit selbstständig leben. 45 Prozent der Befragten wollen nach dem Studium in der Privatwirtschaft, bei einer ausländischen Firma, angestellt werden, 12 Prozent würden beim Staat arbeiten wollen.

Der hohe Anteil derer, die auswandern wollen, lässt sich vielleicht auch mit der allgemeinen schlechten Meinung über die heutigen Reichen in Rumänien erklären. 28 Prozent meinten, die Reichen seien durch Korruption und Diebstahl zu ihrem Wohlstand gekommen. 21 Prozent gaben an, diese hätten von Anfang an einflussreiche Connections gehabt, die ihnen zum Reichtum verholfen haben.

Eine Überraschung bieten die Zahlen bezüglich der Teilnahme der Studierenden am Gesellschaftsleben. Ganze 91 Prozent sind nicht Mitglied irgend eines Studentenverbandes. Studenten sind auch recht wenig protestfreudig, 58 Prozent der Befragten gaben an, nie bei einer Demonstration gewesen zu sein, 48 Prozent haben nie gestreikt. Diese Zahlen dürften besonders für die sonst so selbstsicheren Studentenanführer verheerend sein.

Sehr lernfreudig sind unsere Studenten aber auch nicht. 23 Prozent meinten, das Abschreiben bei Prüfungen sei eine von Studenten und Lehrern gleichermaßen akzeptierte Praxis. „Es ist ein notwendiges Übel, wenn man keine Zeit zum Lernen hat. Wichtig ist ja, dass man die Prüfungen besteht“, lautet eine in der Finanzzeitung zitierte Antwort.

         ADZ, Februar 2000

 

 

 

        ARBEITSBLATT

zu: Rumänische Studenten: Nesthocker und ausreisefreudig

 1. Formen Sie um:

 

1.   Fast jeder siebte rumänische Student würde am liebsten auswandern, nachdem er das

    Studium beendet hat.

                                                                                                                                                                 würde fast jeder siebte rumänische Student am liebsten auswandern.

2.   Die Umfrage wurde vom Unterrichtsministerium in Auftrag gegeben.

    Die Umfrage                                                                                                                                     .

3.   40 % der Befragten erwartet vom Staat finanzielle Unterstützung während des Studiums.

    40 % der Befragten erwartet vom Staat,                                                                                     .

4.   Der durchschnittliche Student stammt aus einer in der Stadt lebenden Familie.

    Der durchschnittliche Student stammt aus einer Familie, die                                                   .

5.   So lautet eine zitierte Antwort.

    So lautet eine Antwort, die                                                                                                             .

6.     Wichtig ist, dass man die Prüfung besteht

    Wichtig ist                                                                                                                                          .

 

2. Sagen Sie es anders:

 

1.   Geld im Monat ausgeben                                                                                                       

2.   eine Umfrage in Auftrag geben                                                                                               

3.   ein recht beachtlicher Teil                                                                                                       

4.   laut Umfrage                                                                                                                        

5.   lernfreudig sein                                                                                                                     

6.   das Einkommen liegt im Schnitt bei                                                                                         

7.   eine Existenz gründen                                                                                                            

8.   die Zahlen dürften verheerend sein                                                                                          

9.   die Zahlen bezüglich der Teilnahme                                                                                         

10. lautet eine zitierte Antwort                                                                                                       

 

3.

 

Nomen

 

Verb

Adjektiv

e  Praxis

 

 

 

 

selbständig

 

erklären

 

r  Gegensatz

 

 

 

leben

 

 

 

erstaunlich

r  Reichtum

 

 

 

 

bezüglich

 

angeben

 

 

gründen

 

e  Existenz

 

 

 

 

durchschnittlich

 

 

privat

 

bestehen

 

 

4. Feste Verbindungen:

 

1.   Nur wenige rumänische Studenten haben eine Wohnung nur                                sich.

2.   Die Studenten erwarten                                 Staat finanzielle Unterstützung.

3.   Der  rumänische Student macht sich wenig Sorge                   Ausbildung.

4.   Im Durchschnitt gibt der  rumänische Student 72 000 Lei im Monat                                  Bücher aus.

5.   Die meisten Reichen Rumäniens sind illegal                             Wohlstand gekommen.

6.   Die Meinung                    Rumänien im Ausland ist schlecht.

7.   Connections verhelfen                                  guten Job und                       Reichtum.                           

8.   Viele Studenten haben keine Zeit                                               Lernen.

9.   Viele Studenten nehmen nicht                     Gesellschaftsleben teil.

10. Die meisten Studenten stammen               Stadt, nur wenige kommen                   Lande.

11. Der Staat kommt                            Bücher und                            Lernmateralien auf.

12. Die Umfrage wurde vom Unterrichtsministerium                   Auftrag gegeben.

13. Viele Studenten möchten                           ausländischen Firma angestellt werden.

5. Ergänzen Sie:

·       Viele Studenten erwarten Unterstützung                                                                                    Studienzeit.

·       Die Umfrage wurde                                                        17. und                 20. Januar durchgeführt.

·       Abschreiben ist eine notwendige Praxis,                   man keine Zeit zum Lernen hat.

·       Diese Zahl steht                              Gegensatz                                            allgemeinen Meinung.

·       Connections sind                            Anfang                                  wichtig für die Karriere.

6. Adjektivbildung:

-freudig

-los/-voll

-reich/-arm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

-isch

-iell

-ig

-lich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die WOCHE, 5.12.1997

 

Claus Peter Simon:

Sieben Wege aus der Hochschulmisere

 

Die WOCHE nennt die wichtigsten Konzepte

und ihre Realisierungschancen

Von den Studenten über die Politik bis zu den Arbeitgebern sind alle einig: Das marode Bildungssystem muss grundlegend reformiert werden. Sprudelnde Finanzmittel sind dafür weder vom Bund noch von den Ländern zu erwarten. Daher kommt es jetzt vor allem auf intelligente und rasch umsetzbare Strukturverbesserungen an. Einen Königsweg gibt es jedoch nicht; vielmehr müssen unterschiedliche Lösungsvorschläge kombiniert werden.

Studentenzahl reduzieren

1. Mit Aufnahmetests, Zwangsexmatrikulationen für Langzeitstudierende, frühen Leistungskontrollen oder der Verschärfung des Numerus clausus könnte die extreme Überlastung der  Hochschulen abgebaut werden. Eine Auswahl der Studierenden durch die Hochschulen kann deren Profil im Wettbewerb um die leistungsfähigsten Abiturienten stärken und die Lehre verbessern.

Anfänge sind gemacht: Das neue baden-württembergische Universitätsgesetz erlaubt den Hochschulen, 40 Prozent der Bewerber selbst auszuwählen. Die FU Berlin hat vor drei Jahren eine Pflichtberatung für Langzeitstudenten eingeführt und mehr als 7000 Studierende von einer Exmatrikulation überzeugt.

Generelles Manko dieser Ideen: Sollte in einer Wissensgesellschaft die Zahl der Studierenden überhaupt zurückgehen? Viele Fachleute bis hin zum Bundesbildungsminister verneinen das vehement. Und was ist die Alternative für die abgewiesenen Studierwilligen? Da auch Ausbildungsstellen in der Wirtschaft fehlen, werden Zulassungsbeschränkungen an den Unis einen Verdrängungswettbewerb nach unten auslösen.

Unistrukturen entrümpeln

2. Moderne Managementstrukturen und eine Änderung des Dienstrechts gelten vielen Experten als Ausweg aus der Hochschulkrise. Aufsichtsräte mit hochschulunabhängigen Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Kultur sollen als oberste Entscheidungsinstanz die Lähmung der universitären Gremien durchbrechen. Ein Globalhaushalt, über den jede Hochschule autonom entscheidet, bietet Anreiz zur Sparsamkeit, dient der Profilbildung, steigert Eigenverantwortung und Flexibilität. Leistungsschwache Studiengänge könnten geschlossen werden, bessere davon finanziell profitieren. Müssten Professoren nicht länger Beamte sein, ließe sich ihre Leistung in Forschung und Lehre stärker mit der Gehaltshöhe verknüpfen.

Viele Hochschullehrer und Studenten befürchten dadurch einen größeren Einfluß von außen auf die Hochschulen; Globalhaushalte führten zur inneruniversitären Konkurrenz um die Mittel und zur Pflicht zur Selbstamputation, während sich die Politik aus der Verantwortung stehle.

Studierende zur Kasse bitten 

3. Studiengebühren könnten nach Schätzungen etwa 2 Milliarden Mark pro Jahr einbringen. Sie erhöhen den Druck zu einem zügigen Studium und halten soziale Trittbrettfahrer von den Unis fern. Studenten würden ihrer Hochschule gegenüber erstmals Kunden. Alternativ oder ergänzend könnten Strafgebühren für Langzeitstudierende  - wie jetzt in Baden-Württemberg - die Studiendauer verkürzen.

Doch Studiengebühren sind riskant - selbst wenn sie direkt den Unis zufließen. Auch Befürworter räumen ein, dass für Finanzminister die Versuchung groß ist, den Bildungshaushalt in Erwartung dieser Einnahmen zu kürzen. Ohne großzügige soziale Befreiung und eine Reform des Bafög droht durch Studiengebühren eine Verlängerung der Studienzeiten.

Die Realisierungschancen sind nicht groß, die Studierenden wie auch Bildungsminister Jürgen Rüttgers und die SPD sind gegen Studiengebühren. Eine breitere Front der Unterstützung könnte eine so genannte Studiensteuer finden: Absolventen mit Arbeitsplatz und gutem Gehalt zahlen nachträglich einen Teil ihrer Ausbildungskosten zurück.

Online studieren

4. An den meisten deutschen Hochschulen sind Studiengänge im Internet oder Videokonferenzen noch Zukunftsmusik. Langfristig könnten die neuen Technologien jedoch zur Entlastung der Lehrenden beitragen, indem etwa Professoren per Videokonferenz in mehreren Unis gleichzeitig Vorlesungen halten. Seminare, Bibliotheken, Diskussionsforen oder ganze „Fernstudiengänge“ im World Wide Web lösen Raumprobleme und sparen Kosten.

Die Universitäten Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe und Mannheim planen die Gründung einer internationalen  Tele-Universität. In Chemnitz-Zwickau existiert bereits ein Aufbaustudiengang im Internet. Derartige Ideen haben Chancen, brauchen aber Zeit. Die Inhalte werden dadurch nicht automatisch besser; der wissenschaftliche Diskurs von Angesicht zu Angesicht kann nicht ersetzt werden.

Hochschulen sponsern

5. Einige Unis haben jüngst die Idee des privatwirtschaftlichen Sponsorings entdeckt - etwa von Internetzugängen oder Gastvorlesungen. Ehemaligen-Netzwerke nach US-Vorbild könnten zudem die Spendenbereitschaft der Absolventen erhöhen. Schon heute existieren mehr als 100 Stiftungsprofessuren, die der Stifterverband der deutschen Wissenschaft seit 1985 eingerichtet hat (mit einem Volumen von 150 Millionen Mark aus der Wirtschaft).

Eine Analyse des Stifterverbandes kommt jedoch zu dem Schluß, dass sich der Löwenanteil der Uni-Finanzierung weder mit Sponsoring und Stiftungsprofessuren noch durch Spenden decken lässt. Aus der Sicht der Unternehmen steht einer Ausweitung des Sponsorings mangelnde Professionalität der Universität entgegen. Viele Studenten sehen Gefahren für die Freiheit von Forschung und Lehre durch Sponsoring.

Kurzstudiengänge bundesweit

6. In vielen EU-Ländern und den USA verlassen etwa die Hälfte der Studierenden nach rund sechs Semestern mit dem Abschluss eines „Bachelors“ die Unis. Hier zu Lande könnten Kurzstudiengänge das Massenproblem mildern und die Zahl der Studienabbrecher reduzieren. Ein großer Teil der Studierenden sucht nur eine Berufsausbildung, will aber nicht Forscher werden. Mit dem international bekannten Titel fällt zudem die Jobsuche im Ausland oder ein Wechsel zu einer ausländischen Uni leichter. Manche Uni-Professoren befürchten jedoch, die Hochschulen könnten durch den Bachelor zu besseren Berufsschulen verkümmern. Das neue Hochschulrahmengesetz soll den Abschluss ab 1998 von der absoluten Ausnahme zur Regel in Deutschland machen.

 

*

*     *

 

 

ARBEITSBLATT

zu: Sieben Wege aus der  Hochschulmisere

 

1. Feste Verbindungen

1.     Es kommt jetzt                                                intelligente Lösungen an.

2.     Mehr als 7000  Studierende wurden                           einer Exmatrikulation überzeugt.

3.     Der  Wettbewerb                                             die leistungsfähigen Studenten muss

 verbessert werden.

4.     Moderne Managementstrukturen gelten                     Ausweg aus der  Hochschulkrise.

5.     Jede Hochschule entscheidet                                       den Haushalt selbst.

6.     Autonomie bietet einen Anreiz                                    Sparsamkeit.

7.     Bessere Studiengänge profitieren                                der  Autonomie der Hochschulen.

8.     Globalhaushalte führen                                                inneruniversitären Konkurrenz.

9.     On-Line kann                                                  Entlastung der Lehrenden beitragen.

10. Der  Bund fürchtet sich                                                 den steigenden Kosten.

11. Es könnte schon bald                                    einer Einigung kommen.

 

 

2. Wortfeld: Studium/studieren

 

 

 

3. Wortschatz zum Themenbereich Hochschule/ Studium

 

Erklären Sie

·       Exmatrikulation:                                                                                                                       

·       Langzeitstudent:                                                                                                                       

·       Zulassungsbeschränkung:                                                                                                          

·       Wettbewerbsfähigkeit:                                                                                                                

·       Numerus clausus:                                                                                                                      

·       Bundesbildungsminister:                                                                                                            

 

Suchen Sie das Gegenteil:

·       exmatrikulieren:                                                                                                                       

·       Befürworter der Reform:                                                                                                             

·       Einnahmen des Bundes:                                                                                                             

·       Verlängerung der Studienzeit:                                                                                                     

·       langfristig:                                                                                                                                

·       steigende Kosten:                                                                                                                      

·       Experte:                                                                                                                                    

·       die Zahlen gehen zurück:                                                                                                            

·       der  Minister verneint vehement:                                                                                                  

 

 

 

 

Wolfdietrich Schnurre: Der Absprung

 

Wir sind in die falsche Bahn eingestiegen. Nichts ließ zu Anfang unseren Irrtum erkennen; die Nummer stimmte, der Name des Zielbahnhofs lautete wie stets. Vielleicht wäre es einem aufgefallen, hätte man unterwegs den Wagen bestiegen und nicht an der Anfangsstation, wo die Freude über den gewonnenen Platz alle Vorsicht vergessen läßt. Aber sie hält nicht, diese Elektrische; wir sehen es ja: zu immer maßloseren Umdrehungen verleiten die blankgescheuerten Schienen die rasenden Räder. Die Hausfronten verwischen zu fliegendem Grau, die Straßen, die Plätze stürzen uns mit aufgescheuchten Laternenheeren entgegen. Vorbei; unbewältigt, auf ewig verworren bleibt das Vergangene zurück.

Was nützt es, den Schaffner zu fragen, wann die Zukunft beginnt? Wenn er Lust hätte zu antworten, trüge er dann einen Dienstrock? Ach, wie sinnlos gebärden die wenigen Mitreisenden sich, die aussteigen möchten. Schwiegen sie doch, lauschten sie nur: er pfeift, unser Fahrer. Den Mützenschirm auf die Nasenwurzel gedrückt, die Augen geschlossen und die Faust um die Lenkkurbel geballt, pfeift er aufs Bremsen, aufs Halten, auf alle Bedenken; nur dies ist sein Ziel: durch die Zukunft zu rasen, auf das sie Vergangenheit werde. Mag sich darüber beschweren, wer will; Empörung grenzt nur an Mittäterschaft. Nein; ich springe jetzt ab.

 

*

*     *

 

ARBEITSBLATT

zu: Wolfdietrich Schnurre: Der  Absprung

 

 

 1.  Formen Sie das Unterstrichene um:

1.     Nichts ließ zu Anfang unseren Irrtum erkennen.   

                                                                                                                                 .

2.   Vielleicht wäre es einem aufgefallen, hätte man unterwegs den Wagen bestiegen.

     Vielleicht wäre es einem aufgefallen,                                                         .

3.     Die Hausfronten verwischen zu fliegendem Grau.

     Die Hausfronten verwischen zu Grau, das                                                                                 .

4.     Schwiegen sie doch, lauschten sie nur.

                                                                                                                                 .

5.   Er hat ein Ziel: durch die Zukunft rasen, auf daß sie Vergangenheit werde.

Er hat ein Ziel: durch die Zukunft rasen,                                                        .

6.   Dort, wo die Freude über den gewonnenen Platz alle Vorsicht vergessen läßt.

Dort, wo die Freude über den Platz, der                                                                                           .

 

2.  Suchen Sie Synonyme für das Unterstrichene:

·       der Name lautete wie stets                                                                                                         

·       der  Name lautete wie stets                                                                                                         

·       die Schienen verleiten                                                                                                                 

·       wie sinnlos gebärden sich                                                                                                            

·       lauschten sie nur                                                                                                                        

·       er pfeift aufs Bremsen                                                                                                                 

 

 

3. Suchen Sie abgeleitete Wörter:

 

Nomen  

Verb

Adjektiv

r Anfang

 

 

r Irrtum

 

 

e Freude

 

 

e Vorsicht

 

 

 

 

maßlos

 

 

unbewältigt

 

 

ewig

 

 

verworren

e Vergangenheit

 

 

 

nützen

 

e Zukunft

 

 

 

pfeifen

 

 

Clemens Brentano: Der Zweifel

Ein reicher Hausvater hatte einen einzigen Sohn, der seine Verlassenschaft erben sollte. Er hätte ihn gern glücklich verheiratet gesehen, aber der Sohn war schwer zu befriedigen, oder vielmehr gar nicht; denn er konnte sich auf keine Weise entscheiden und schwankte immer von einer Braut zu andern. Darüber ward der Vater ungeduldig und sprach: „Jetzt mein lieber Sohn, führe ich dir zum letztenmal vier schmucke Bräute hintereinander vor, aber mit der Bedingung, daß du zu der, welcher du einmal einen Korb gegeben, nicht wieder zurückkehren kannst; auch will ich sie dir nicht zugleich vorstellen, weil dir dann die Wahl noch schwerer wird, sondern eine nach der andern. Siehe zu, daß du die beste erwählest!“ Der Sohn versprach, sein möglichstes zu tun. Da führte ihm der Vater zuerst eine schöne junge Dirne vor in einem grün und gelb bekleeten Röcklein; sie hatte veilchenblaue, sehnsüchtige Augen und einen Blütenkranz in den geringelten, fliegenden Locken, ihre Wangen glühten wie die Wangen eines Kindes, das aus dem Schlaf erwacht, ihr Herzchen pochte freudig und kindisch, sie trat so leis einher, daß sie kein Gräschen krümmte und die Nachtigall, die sie auf der Hand trug, sang überaus lieblich den Bräutigam an, der unentschlossen um die Jungfrau herumging und als der Vater sagte: „Munter, munter! Willst du sie oder willst du sie nicht?“, antwortete: „Ich zweifle, ob ihre Schönheit Bestand haben wird; sie ist zwar schön, aber sie könnte doch bald verwelken.“ - So blieb er unentschieden, und die liebe Jungfrau ging von dannen. Nun ließ der  Vater eine andere hereintreten, die war nicht minder schön, aber voller und freudiger; sie hatte ein grünes Kleid an, mit Rosen gestickt, ihre Wangen glühten wie rote Äpfel, ihre Lippen schimmerten wie Kirschen; sie trug einen Kranz von Ähren, mit breiten schattenden Laub durchwunden, auf den schwarzen Flechten, und ihre dunklen Augen blickten feurig umher, in der  Hand aber hatte sie eine blanke Sichel, die in der  Sonne blitzte. Der  Sohn konnte sich wieder auf keine Weise entscheiden; er meinte: sie scheine ihm gar zu glänzend, sie möge der Pracht zu sehr ergeben sein, sie möge viel verschwenden; die erste sei doch wohl liebenswürdiger gewesen, sie gefalle ihm zwar unendlich, aber - und mit diesem Aber verließ ihn auch die zweite Jungfrau, und die dritte trat vor ihn hin. Sie war wohl nicht mehr so jung als die erste, nicht so freudig und strahlend als die zweite, aber schön war sie doch in ihrer reichen Mitgift, wie eine melancholische Braut. Sie trug einen vollen Fruchtkranz in ihren braunen Haaren, ein feierliches gelbes Gewand bedeckte ihren edlen Leib und war mit grünem und rötlichem Weinlaub gestickt; in der einen Hand trug sie einen goldenen Becher und drückte mit der anderen eine Traube hinein. Ihr Blick war schwermütig, aber mild und betrachtungsvoll, ihre Wangen blaß, und eine schnelle Röte flog oft über sie hin. Der Jüngling musterte sie von allen Seiten, er fand sie unvergleichlich, aber doch eigentlich noch mehr interessant als schön; er konnte sich auch zu ihr nicht entschließen und meinte, er wolle sich doch lieber die vierte besehen; das Beste müsse wohl zuletzt kommen. Da sah ihn die Braut mit einem bedauernden strafenden Blick an und verließ ihn. Nun trat die vierte Braut daher; sie kam mit großem Gebraus, trüb und stürmisch war ihr Wesen, sie trug eine Dornenkrone; ihr Angesicht war bleich, sie klapperte mit den Zähnen, sie schimmerte von fern, als sei sie in Silberstücke gekleidet, aber es war Reif, Schnee, Eis und Kälte. Der Jüngling erschrak und sprach zurücktretend: „Weiche von mir! Ich zweifle sehr, ob du meine Braut bist!“ Sie aber faßte ihn mit beiden Armen und sagte: „Nein, mein Geliebter! Es ist kein Zweifel, daß ich der Winter bin und deine Braut dazu; mir ist ganz verzweifelt kalt, und du sollst mich wärmen!“ - Da sprach der Hausvater den Segen über die beiden, und der Zweifel mußte die alte, dürre, kalte, zänkische Frau haben sein Leben hindurch.

So geht es allen Freunden des Zweifels; sie müssen endlich bei dem Winter vorliebnehmen und zu Gast gehen!

 

ARBEITSBLATT

zu: Clemens Brentano: Der Zweifel

 

1.   Clemens Brentano ist in die Epoche der Romantik einzuordnen.

·       Welche Merkmale des „Romantischen“ finden sich im Text?

·       Woran erkennt man sprachlich, dass es sich um einen älteren Text handelt? Nennen Sie Beispiele!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.  Sagen Sie es anders:

 

·       der seine Verlassenschaft erben sollte                                                                                    

·       der Sohn war schwer zu befriedigen                                                                                         

·       einen Korb geben                                                                                                                 

·       eine schöne junge Dirne                                                                                                        

·       ob ihre Schönheit Bestand hat                                                                                                

·       die Jungfrau ging von dannen                                                                                                 

·       die andere war nicht minder schön                                                                                           

·       der  Jüngling musterte sie von allen Seiten                                                                               

·       sie kam mit großem Gebraus                                                                                                  

·       weiche von mir                                                                                                                      

·       ihr Herz pochte kindisch                                                                                                          

·       ihr Blick war betrachtungsvoll                                                                                                   

·       der Pracht zu sehr ergeben sein                                                                                               

·       eine schnelle Röte flog über sie                                                                                               

·       das Beste müsse zum Schluß kommen                                                                                     

·       ich will sie dir nicht zugleich vorstellen                                                                                       

 

3.  Welche Adjektive passen zu den verschiedenen Bräuten des Textes?

      Unterstreichen Sie farbig!

 

 

 

4.  Suchen Sie zu den Adjektiven passende Antonyme

 

·       reich                                                                                                                                                

·       glücklich                                                                                                                                           

·       schwermütig                                                                                                                                      

·       ungeduldig                                                                                                                                       

·       schüchtern                                                                                                                                        

·       kalt                                                                                                                                                 

·       mild                                                                                                                                                 

·       unentschlossen                                                                                                                                 

·       dunkel                                                                                                                                             

·       schön                                                                                                                                               

·       edel                                                                                                                                                 

·       liebenswürdig                                                                                                                                    

·       interessant                                                                                                                                       

·       blaß                                                                                                                                                 

·       trüb                                                                                                                                                 

·       zänkisch                                                                                                                                          

 


 

Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

Zeitschrift der Germanisten Rumäniens (ZGR), 9. Jg., Heft 17-18 / 2000, S. 233-249

 

 

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