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Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) - www.ggr.ro

 

 

ÜBER-GÄNGE(R).
SCHLÜSSELLÖCHER, TÜRSTEHER UND NOTAUSGÄNGE
 

Zur Problematik des Anderen in der interkulturellen Literatur

Erika Hammer

1. Die Suche nach neuen Topografien

Der Andere als der Ausländer ist, wie Peter Schneider in der Nummer der „Zeit“ vom 4.5.2006 feststellt, nicht richtig präsent in der von Deutschen geschriebenen deutschen Gegenwartsliteratur. Schneider vergleicht sie mit der Amerikanischen Literatur z.B. und stellt fest, dass im Gegenteil zu Übersee dies in der BRD (bzw. in Österreich und der Schweiz) kein Sujet der Literatur sei. Zwei Gegenbeispiele, Barbara Frischmuts Die Schrift des Freundes und Sten Nadolnys Selim oder die Gabe der Rede wären zu bringen, aber sonst würde man, so die Argumentation des Kritikers, diese Thematik in der deutschen Literatur nur aus der Feder der sog. Migranten oder Ausländer kennen. Ob das stimmt, oder nicht, soll hier nicht entschieden werden. Schneider erläutert allerdings diese Erscheinung als ein Manko des deutschen Literaturbetriebs und deutet es als einen Hinweis dafür, dass die Multikulturalität weder in der deutschen Gesellschaft, noch in der Literatur wirklich der Fall sei.

In meinem Vortrag geht es um die Problematik des Ausländers als des Anderen, allerdings aus den Federn von „Autoren aus der Fremde“[1]. Ich will mich dem Thema auf zwei Ebenen nähern: Zum einen bildet die Frage der interkulturellen Literatur das Gerüst, denn dieses Verständnis von Literatur hinterfragt die herkömmliche Kategorisierung der Literatur in Welt- bzw. Nationalliteraturen. Wenn man mit der traditionellen Begrifflichkeit vorgeht, geraten die Autoren, von denen ich jetzt Texte anvisiere, an den Rand der deutschen Literatur, außerhalb der Kategorie, denn sie sind der/die Andere, die, wie Yoko Tawada oder Nicol Ljubic ihrer Abstammung nach keine Deutschen sind, oder, wie im Falle Herta Müllers, auch einer anderen KulTaúüYú´7ùß©ÈjSÏU»pò" Ò“ cÀß×<ñMTÖ_ÁÝSu†©,\*¬“|Þnžle ¬þ+ZþÜF*?þŸ‘¹‘ ßÏoª&Ï2¼ZÉŽÖG9”r‚ÃRÇÑ"^¼¡lîR!ÉE§lÁ… Îf™¸À­ÍU¿¾²¼I)ðH’®.ãÕ>˜¡¤×ñ˃¹­wà{`EªQw”¼|³UͨY £F:š›Ê…Y6 rGáQ•…„[þ.p/l£Pœ˜£½fѹôx_ÉuçÅÛ¿Å7¶+Ñg‚ÇÁÚÇôñ·‡,7­^|(½åuo-ÿþèDjƒfC9ò`òˆá6v¸‹‘^¤;é¯;99 ,Šs\+»ùÚÑMùÓ¢2$ÿà =B’pªúkJÅæ ¸ÀZ1,Øݼ³0ïë¿WýѼI‹ÍWp’·æÓ*ôg¼ä:zæpTò9Ï?{k-¥Ì8ûô¡Mê4²ºײ´Ž~Íÿ-öš¯ç×mQ3õ|¼§Yef(!~ÙÆó_ -¦Â#õùD…-oÎm6²ùÌÚ¾™frØèk˜p†}¸xÈ á|ø¬v^*<ÒòåÐmÏÐ;oê˜Ð`Ôz(3£Å tó,xW…]ê°2|<%ôb5¾[Î2U^Þñg¼yÖƒ ;•(¦Ûêm´ñ’­ZÈÙ%²œ!_¸ê£l“ô¹9xÑ9XEõó?Ï L{wÈO÷8WÉ:òú½Ÿ÷;¥céÅüqð7½šùX÷ú7Ût¼•äóòZÇ—ñ÷Ñ.w¬ÚÿÐTd½]<ÉuÍÄö!ƒãWõ›AkU¦ˆuöR#§)¤A9rÛ?µ†U™â–ÊM)j¹"¼RìÊÆ6HV½0Ýù,b¿«‹? †Ä$®ÅRdyiÁrÀZÿ›zsy8­ÜûX­”íÎ%@E’=´}ªŸTð'P¶x±RßBnn±Ð]\Ñ*®õ¬CòÇÍiZþoLÄj}ã'ñìb¨†ngSÞñWÔû;\6²BªÌ}Û?ovJuÈŒ›¿ŽÎOVñÚ£©ÛÜÅ´j²è ö«]|· SœVÊ áÒÊÅ}í;Çøãí:ù37ûîÍüÛ;æq§ÜíuS6žµC‰±ìY¡M”²ž3ômM•©Ó;¯Â ï‚{(ÇlöcײÈTDÈÃúIÛ¸Hu¶€W‚¢™D}åºÊp7uMñʹ™ÓüW*‹úÒ×íU„³¶œ,/ä£Â4ij{½2©jW™Z7{5 ¨þ·U§¦0%¤È_ü÷ñžâ÷zÊšÀ;à\BÒ >¥rKóuÖƒúJÑ‘”鉩þyL#l•´mº)SÄÜÜD¤¿H$ÁÜ\²C>oŠ€Zrº•D ¯·»ýp‘ØÝIJ ³¤}°,Wùr->¡ δ憆ÔÅ×=G:ìÒý»>Z½Pp™˜·Ãp*žø® Å­2_/Êwʾ}//œGýÞž´¸qO/Ê5éñ.ÓK@…é²7.äœyd)áUº@hW¹¿ÐÔ[¥ŸŒÖAô¡aàedß±¨)_¯»­§€ø<ÞÖ0ŒŽŸ)—n>r"÷=«lzÒÏqµ²0„ÜÎëxoØùéÔaá­7.û}Aõ¿–‡«sIUÞ‹[LdÝ_%yÞWaˆéáeñè- uâ~Th«š{îÖ«¹é‚¥‚…ê´&ØgOúñÓ#·Çúõ%Ÿõ£[O«ÒΞ ÞÎô_aõ «#„^H2z^åi\à´f5“ÿÒGOÿë¿óW=Û¦+üçs(òû>n¼Q’ÜŽ;lO5.†€aÀڊȱó )ͳÂ'ÎÓõ@á´ÞÈ ú?e'vsèå4ï5;Çά¥ùJ21ãñyu“.èÒ^M,ÿbL_ß}[¢2fA¤¸Oi}(üÈ~nª/‡ö¸‹N‡ ß54P[[­.5•[]/¸!3  aûÙ‹Öâ ÄoÿAŒÕêí°êÁÛú¢¯òü{á¶yÁpplAë%õ¿åyù.Å[ ì{¤îšäI/éþø ÐI÷OãÍŽ,6_.ð2âôQÏ,¢oLLëZ±Æ5°‚k¥ã]VuŸ/“Y9i¹¼‚ÌÜ?U +ˆ,õ^)ÎήÉw$YùßXèj€ [­/†ƒÞŽ|щ“IàsÏBqÿ²½/ÅÏ?‡3!6µ•à>ß ŠÐ–¡¹Tiº_lø¸\´W“XcšÖRbª[j£ÌVCR§F„xejÌÄLu’šl#U<ÁË~ñá4´æ) C Ã`ôiˆ|ùIThFªl7<å¹ä^©ì—¼Œ@û¢– ‹D2òäéò蛎Yú|±ÀZnMÉïî?’s$_š Š2¼«'ÇÇkΕÇÚÑ$QÙOb’qmùÝ>e¶º¡7`˜ÛLÿK£Á¨‰¦¶‡ï\CôØ=/ð——;`òy¼vœUèE¤¼ŠÙøÙóC<‰`ñ -~«ýÐáM°vçrŒG uÏ|…;” Œùg¥žŽ|p„Ík¥Õ·ùVͳ²Þ!ÑÜÇ‹Ô§$ôxmßlâ¨V‡ødb« Ô¹¿*nÞ™P e`fwóë¸7Ì_“ä±O0 ‰n!©e§Eë˜âÊ~×É3ö¯ÿªc~ý"¶OÏZ  ¿7}O?½UQz-¦g;<³>¬(f¥Àn¡8!ì 7·Ã[¬CEY¾˜ýŠ“f^Žt]3ñ n¤¯µ¶jÒè×Úo@ûE9Û××LSëá#ŽHGçâ®õ”Â&훳„;,&æ[–xüU¦Îg6Ýï ; &Ãnùú²p‰\mÍ1]Z·KªÜèäbh[` ÈÁ–Ñ=Å;º,e’%O”¶ð·ge_Ôaµ|úéC죬âIgÓ÷7ÊÝŸTx°Ñ¶äù[.‚I¸*3Ü=¯zF–°ª`Ixߦœ9Ûd'=LÊ›§B¾,Ý»˜‚¬l†lÓñÉdr§¤VH[Í…Ã_}ñá<<ǹ±„„B/Q{Q^…ÆÓþ«¼dߦLí°uèÌÞ>X°ã´¶ú«õ[ƒŸ«Œù°Ñ~Ò`´tw„°MǬ`üßÿsrM8ÉLÆzŽ¹ÃPô' A›åïnž4;Â\»4Ä‚ ¯T¦ÿ|„(‹ß‚0• óî?ØÞŒ1ÇÖ8¸Tò<;ˆ³¯È»r5©™ 9óšÛÐuæ7—c/T-+#’Cw¼|aƒ±«×d)—€)ó•|c@¨Í>°Û³ë±¯ x¬?íÅ4ZCS¶ÛÄÍcŠf#M×#=ÂŽu/’Ï@|Y¦g/Ûchen Einstellung nach den Kategorien der dominanten Kultur bemessen[6] und als das Andere hingestellt. Die binäre Betrachtung bringt zwangsläufig eine Grenzziehung mit sich, und kann eine Literatur zwischen den Kulturen[7] nur außerhalb genannter Grenze situieren. Da man in diesem Diskurs immer von einem Zentrum spricht und für das Andere gar keine relevante Begrifflichkeit hat, ist man damit konfrontiert, dass – wie Amodeo feststellt – ein „Schweigen über die (andere) Ästhetik“[8] aufkommt. Die Literatur ausländischer Autoren gehört zu keiner der bereits bestehenden Nationalliteraturen im deutschen Sprachraum. Sie hat kein Territorium, bzw. entsteht auf einem, das nicht ihr gehört. Die Literaturgeschichtsschreibung geht seit Herder im nationalen Rahmen vor sich. Da aber zufolge crosskultureller Begegnungen die Herausbildung von homogenen Kulturen unmöglich wird, ist es leicht einzusehen, dass die Kategorie der Nationalliteratur problematisch wird.

Die als Kulturwissenschaft verstandene Literaturwissenschaft ist bemüht, diese Bipolarität aufzubrechen und parallel dazu eine Dezentralisation voranzutreiben. Anstatt der anachronistischen Mehrheit-Minderheit-Konstellation will genannter Zugang gerade die Grenzziehung verwischen und auf Bewegung, denn auf Begegnung appellieren, was dann die monolithischen Blöcke auflöst. Die grundsätzlichen Gegenüberstellungen, die dann auch in der Opposition von Bekannt und Unbekannt, Eigenem und Fremdem u.ä.m. erscheinen und ein- und ausschließen, sollen neu definiert, in neue Konstellationen gebracht werden, die im Auge haben, dass man die Einheit in der Vielfalt findet.[9] Diese Neuordnung hat performativen Charakter und ruft in Erinnerung, dass die Narrativen nicht mehr starr und geschlossen, sondern vielmehr immer neu konstruierbar sind. Das Modell dafür bietet die Auffassung einer Emergement-Literatur, die die Bewegung relevant zu erfassen vermag. Die nationale Repräsentation wird mit der Entstehung multikultureller Gesellschaften fragwürdig, oder sogar obsolet. Die Gruppenidentität, die auf einer polaren Konstellation beruht und darauf pocht, dass man das Eigene von dem Fremden abgrenzt, geht vom (vermeintlich) Bekannten, Dazugehörigen und vom Fremden, Nicht-Dazugehörigen aus. Da aber in den modernen Gesellschaften eine fortwährende Konfrontation und ein Austausch zwischen dem Fremden und dem (vermeintlich) Eigenen läuft, werden die Grenzen porös und flüssig. Neue narrative Modelle werden präferiert, die alles neu kontextualisieren und dadurch das scheinbar Bekannte in neues Licht rücken, als fremd erscheinen lassen – und umgekehrt. Die performativ verstandenen narrativen Muster sind berufen immer neu zu zentrieren, und mit diesem Vorgehen die tradierten Zentrum-Peripherie-Modelle zu unterminieren. Konfrontationen und polarisierende Grenzziehungen werden dadurch passé.[10]

Summierend kann festgestellt werden, dass die Parameter Rand und Fremde deswegen geeignet sind die Problematik im Zusammenhang mit dieser Literatur zu beschreiben, weil diese Begriffe von einer „grundsätzliche[n] (nationale[n]) Unzugehörigkeit zum umgebenden Raum“[11] gekennzeichnet ist, da sie national nicht verortbar ist.[12] Es ist hier also von einer deterritorialisierten Literatur die Rede, die durch eine „spezifische Fremde“[13] erfasst werden kann. Auf diese Fremdheit weist in den Texten die Metapher der Tür hin, die aber auch in den Blick holt, dass eine neue Topographie, eine ohne solche Trennungen und Grenzen, die die Tür darstellt, nötig wäre.

2. Das Lügen der Dinge: kulturelle Orte, normative Wertsysteme

Verortung und Topographie, eine Herkunft und Zugehörigkeit sind zentrale Kategorien der hier untersuchten Texte von Yoko Tawada, Nicol Ljubic und Herta Müller, denn es geht immer um Orte, die den Begriff der Heimat heraufbeschwören, auf ihn aber, zwar auf unterschiedliche Art du Weise, immer ex negativo verweisen. Dieser Ort, die Heimat, ist der Ur-Sprung, der Garant für die Herkunft, was maßgeblich ist für die Einordnung in eine Gemeinschaft, denn eine dunkle Herkunft macht einen unheimlich und dadurch fremd. Demontiert werden Hand in Hand damit auch die kulturellen Trugbilder der Identität, die den Begriff der Heimat unterstützen.

Der Text von Tawada Die HalluziNation beginnt mit einer Initiation, im Übergang in das Innere eines Flugzeuges durch einen Schlauch wird eine Art Geburt inszeniert, der Ort aber, an der die Ich-Figur ankommt, ist kein fester, sondern ein beweglicher, das Flugzeug nämlich. Das Bild des Flugzeuges ist auch deswegen signifikant, weil es vom Boden abhebt und in der Luft „zu Hause“ ist. Richtige Heimaten – als Orte der Herkunft – zeichnen sich jedoch als Territorien durch ihre Festigkeit, (Orts)Gebundenheit, Bodenständigkeit aus. All dies wird mit der Metaphorik des Angestammten, Verwurzelten, Urwüchsigen assoziiert, was antonymisch zu der Bewegung, zu dem Ausländischen und Fremden verstanden wird. Für den Ich-Erzähler bietet paradoxer Weise gerade das bewegliche Flugzeug, ein Dazwischen im Bodenlosen und dazu noch der akzentuierte Hinweis auf die zufällig entstandene, nur vorübergehend als Einheit funktionierende Gemeinschaft der Passagiere, eine Sicherheit, Geborgenheit, eine Art Heimat also. Auch hier bekommt die Tür eine maßgebliche Rolle, denn im Flugzeug, das hier als Modell steht dafür, wie Gemeinschaften entstehen, und welche Denkweisen unser Bewusstsein prägen, ist es eine Notwendigkeit, dass die Tür geschlossen ist. Sie wird erst bei Gefahr geöffnet, dient nicht dazu, jemanden hereinzulassen, sondern im Gegenteil, um zu fliehen, wenn es sein muss. Außerhalb der Tür ist eine „beängstigende, ausländische Welt: der freie Himmel“ (H 172)[14]. Das, was sich außerhalb der Tür befindet, das schreckliche terra incognita wird in dieser Formulierung jedoch auch mit Freiheit assoziiert. Das Paradoxon der Tür wird prägnant, denn es wird gezeigt, dass das, was man im Allgemeinen für fremd und deshalb für feindlich hält, aus einer anderen Perspektive auch mit Freiheit, also mit etwas Positivem gekoppelt werden kann.[15] Die Geschlossenheit, die einem Schutz und Sicherheit verspricht, ist jedoch auch beengend, – nach Bekenntnissen des Erzählers – schlimmer als ein „Gefängnis“ (H 175). Bereits dieses Moment bringt unsere naiven Auffassungen über Sicherheit und den Glauben über Schutz zum Kippen, was dann im Laufe der Erzählung noch mehrfach auf die Spitze getrieben wird. Freiheit und Gefängnis sind die beiden extremen Pole, die die Konnotationen zu dem Eigenen und dem Fremden heraufbeschwören, sie aber auch auf den Kopf stellen. Wenn, gerade gegensinnig zu unserer Wahrnehmung, das Flugzeug als Ort des Sicheren fungiert, kommt die Ambivalenz der ganzen Angelegenheit, das Trügerische unserer Auffassungen – das Lügen der Dinge – auf die Oberfläche. Hier gibt es also keine festen Orte und Gemeinschaften, dennoch bekommt die Tür – als Notausgang – eine wichtige Position. Sie dient der Abgrenzung, scheint als Garant für eine (vermeintliche) Sicherheit herhalten zu können. Der ganze Text kann als Demontage der Sichtweise gelesen werden, die von statischen Einheiten und geschlossenen Räumen ausgeht. Gegenüber dem Gebundenen wird die Mobilität akzentuiert, die ein Kennzeichen des Fremden ist, der – wie G. Simmel dies auf den Begriff bringt – „der potentiell wandernde“ ist, der die „Gelöstheit des Kommens und Gehens nicht ganz überwunden“ hat.[16] Statische Einheiten, die gerade wegen ihrer Geschlossenheit eine Sicherheit implizieren, sind an die geschlossene Tür gebunden. Indem hier gerade dies ironisch gebrochen wird, kann der Text als ein Plädoyer für die Öffnung der Tür, für die Hinterfragung von Statik gelesen werden. Diese Optik öffnet dann den Raum für den Fremden, der sonst für einen Feind gehalten, als Provokation empfunden wird.

Um weitere Zusammenhänge des provozierenden Anderen aufzudecken, sollen nun im Folgenden noch einige Thesen Simmels zum Thema der Fremdheit anvisiert werden. Auch Simmel definiert den Fremden als jemanden, dessen Haupteigenschaft die Bewegung ist und als jemanden, der „kulturell nirgendwo ganz hingehört“[17]. Diese Bewegung wird auch Wandern, Weiterziehen, mit modernerer Metaphorik das Nomadische genannt. Da jedoch der Fremde zwar gekommen ist, aber nicht weiterzieht, beschwört er mit dem Habitus des Beweglichen den Gegenpol zum Festen, Bleibenden, Gebundenen des Eigenen herauf. Dies löst bereits eine Irritation aus. Die Irritation entsteht nach Simmel zum einen dadurch, dass die Konfrontation mit dem Fremden uns „über den eigenen kulturellen Standort und normativen Selbstverständlichkeiten“ aufklärt, und so die kritische Einstellung gegenüber dem Eigenen fördert. Simmel geht auch darauf ein, dass das Provokante an dem Fremden „den naiven Vertrauensvorschuß“[18] erschüttert, den die eigenen kulturellen Traditionen genießen. 

Das ist der eine springende Punkt der Türmotivik bei Tawada und dadurch meines Argumentationsganges: denn die Tür ist das, wodurch, wenn sie geschlossen ist, für diejenigen, die drinnen sind ein Bewusstsein von Sicherheit entstehen kann. Man ist bemüht diese Sicherheit zu bewahren, zu festigen, was zur Erstarrung führt und zum Hindernis für Neuerungen wird. Für den, der außerhalb der Tür steht, ist keine Aufnahme möglich, der wird vom Geschehen, das drinnen abläuft, ausgeschlossen. Charakteristisch für das Drinnen ist der Wille der Abschottung, für das Draußen sind demzufolge eine Unsicherheit und ein Nicht-Dazugehören, eine problematische Identität bezeichnend. Die eigentliche Freiheit und Mobilität werden zu zweifelhaften, schwierigen Kategorien. Die Problematik des Hinzugehörens, und wie dieses Bewusstsein entsteht, findet im Bild der Tür ihren Niederschlag, ist also das zentrale Moment der Texte, die hier zur Diskussion stehen.

Das Vertraute, das diesseits der Tür situiert werden kann, wird in den hier anvisierten Texten vehement mit dem Unheimlichen konfrontiert, das auf der anderen Seite der Tür lauert, das Fremde ist, und in jedem Moment in das Eigene einbrechen, seine Normativität und dadurch vermeintliche Richtigkeit in Frage stellen kann. Das, was sich jenseits der Grenze der geschlossenen Tür, die noch mit einem Türsteher gesichert wird, befindet, ist das Unheimliche, das begriffsgeschichtlich das Gegenteil des Heimlichen, ist. Hier entsteht wieder die Verbindung zum Heim, zum Heimischen, zum Ort der Heimat.

Bei Nicol Ljubic in Der Halsaufschneider geht es um einen Ich-Erzähler, dessen Vater seine Heimat verlassen hat, und in die Fremde, nach Deutschland gezogen ist. Das Ich reflektiert darüber und konfrontiert sich damit, wo es nun hingehört, wie und wodurch das Gefühl des Zusammen- und des Dazugehörens entsteht. An der Schule ist der Erzähler der Fremde, der anders ist, andere Lebensweisen hat und von den Mitschülern einfach „Cevapcici“ (T 16) genannt wird. Die Abgrenzung vom Umfeld ist damit abgesteckt, und als Gegenpol dessen erscheint die Familie als Hort, als eine Art Heimat, die Sicherheit bietet. Die Familie als Modell des Zusammengehörens wird hier jedoch entmystifiziert, denn die Aspekte der Ähnlichkeit, des Gemeinsamen oder des Verwandten – wie „Phlegma“ und „Übergewicht“ – erscheinen allein im Negativen, die dem Ich eher Nach- als Vorteile bieten. Die positive Konnotation des Familiären wird im Text ironisch gebrochen. Interessant erscheint auch, dass diese Merkmale nicht mit der Nationalität der Familie oder ihrer Herkunft zusammenhängen. Eigenschaften und Erkennungszeichen, wie Faulheit und Fettsucht, setzen die ganze Problematik dadurch außerhalb des Nationaldiskurses. Indem Elemente der an die Familie gebundenen Erklärungsschemata der Zugehörigkeit zitiert werden, wird jedoch dieser Bereich auf indirekte Art und Weise aktiviert. Das Moment zeigt somit, dass das Denken in Kategorien wie Familie, Herkunft etc. wichtige Pfeiler unseres Welt- und Selbstverständnisses bilden.[19] Da der Gedanke der Zusammengehörigkeit einer Nation durch das Medium der Sprache, durch eine an die Familie gebundene Metaphorik transponiert wird, aktiviert der Text im Bild der Familie ein narratives Modell, das auch an die Nation gebunden ist. Das Bild in dem die Familie als Ort des Heils vorgestellt ist, wird im Ljubic-Text mit bissiger Ironie demonstriert und zugleich destruiert.

Der Hauptakzent der Geschichte, die wie ein assoziatives Netz entsteht, ist der Tatbestand, dass der Icherzähler beim Eingang in die Disko nicht durchgelassen wird. Ein Türsteher, der der Halsaufschneider, also der Titelheld ist, hält das Ich in unergründlicher Weise auf und weist ihn ab. „Ich blieb als einziger draußen. […] Ich spürte Scham. […] Der Türsteher würdigte mich keines Blicks“ (T 19f) – heißt es im Text. Dieser unergründliche, rätselhafte Ausschluss muss erklärt werden, und der Text zeigt auch einige dieser Erklärungsmodelle auf.[20] Der Türsteher, der den Zutritt verweigert, konfrontiert das Ich mit der Frage des Anders-Seins. Dieses Etwas, das zunächst noch geheimnisvoll bleibt, dient als Auslöser dafür, dass dem Ich der Durchgang an der Tür verneint wird.

Prekärer wird die Angelegenheit dadurch, dass der Türsteher ein Außenstehender, ein Exjugoslawe ist wie auch der Erzähler. An diesem Punkt wird wichtig, welche die Kriterien des Aus- und Einschließens sind. Für den Erzähler ist es allerdings nicht klar, ob der Türsteher etwas gegen Ausländer oder nur gegen ihn hat (T 22). Wenn wir nun danach fragen, was an dem Ausländer als dem Anderen provokant ist, warum er auffällt und als drohend empfunden wird, muss man feststellen, dass es „keine Insignien, keinen definierten Kanon dessen gibt, was fremd“ ist[21], denn die Kriterien der Aus- und Abgrenzung variieren. Wie Sölter darauf hinweist, haben „polarisierende Grenzziehungen […] oft eine willkürliche Grundlage“[22]. Dieser Willkür und ihrer Absurdität wird in den Texten nachgegangen.

Hier wird wieder die Bedeutung des Türmotivs aktiviert. Denn gerade das Provozierende des Anderen bewirkt, dass die Tür geschlossen wird oder geschlossen bleibt, dass der Eintritt in den Raum hinter die Tür verwehrt wird. Die Frage der Ich-Figur bleibt unbeantwortet, auch weiterhin ein Rätsel. Um das Rätsel zu lösen, den Grund dafür zu finden, warum er draußen bleibt, muss der Erzähler also andere Modelle aktivieren. Anlass und Motiv des Türstehers sind nicht einfach damit zu erklären, dass das Ich dicke Augenbrauen hat und dadurch wie ein „Jugo“ (T 28) aussieht, also ein Fremder ist. Vorurteile, von denen dem Erzähler gegenüber Gebrauch gemacht wird und die mit seinem südländischen Aussehen etwas zu tun haben, sind auch im Zusammenhang mit dem Türsteher da. Weil er Jugoslawe ist, nimmt man an, er wäre am Krieg beteiligt gewesen, und deswegen nennt man ihn einfach den Halsaufschneider. Auch dieses Beispiel zeigt, dass binäre Identitätsbildung durch eine eindeutige Abgrenzung vom Gegenüber ausgeht. Das Andere in ihm wird stereotypisiert, durch Vorurteile greifbar, handhabbar gemacht. Gezeigt wird im Text auch, wie trügerisch diese Vorurteilsbildung ist.

Goran, der Türsteher, ist für das Ich „unheimlich“ und gleichzeitig interessant, er glaubt, mit Goran „sei das Böse“ in sein Leben getreten (T 24). In den Passagen, in denen sich die beiden  kennen lernen, wird auch der Nationaldiskurs aktiviert, in dem auch sichtbar gemacht wird, wie die ehemals heimische Nähe zum feindlichen Fremden werden kann.

Du bist Goran? fragte ich. […] What du you want? fragte er. […] You are from Yugoslavia? fragte ich. Er nickte. Mee too, sagte ich. Und das war jetzt der heikle Punkt. Jugoslawien war ein Sammelbegriff, der nichts mehr wert war. Die Menschen fühlten längst in kleineren Einheiten. Und dachten nicht selten in Kategorien von Kriegsgegnern. (T 25)

Das Zitat zeigt, dass die Auffassungen, die Kategorien, in denen man denkt, ständig in Bewegung begriffen sind, sich ändern. Was man früher als Einheit gesehen und verstanden hat, existiert nicht mehr, aus Dazugehörigen werden Feinde. Es entstehen jedoch neue Bindungen. Beide sind aus Kroatien, und diese Tatsache schließt neue Bande zwischen ihnen. Die Reaktionen des Türstehers sind überraschend:

Als könnte er mir auf einmal vertrauen, nur weil wir beide im selben Land geboren wurden. Aber es schien zu funktionieren. Es erstaunt mich immer wieder, weil ich nicht erklären kann, woher diese Bande kommen zu einem fremden Menschen, nur weil er im selben Land geboren wurde. […] [E]in loses Band ist geknüpft, wenn ich Menschen treffe, die aus Kroatien stammen; ich verstehe sie nicht, […], sie sind mir sympathisch oder unsympathisch wie andere auch […] und fühle trotzdem dieses zarte Band, […] das jederzeit reißen kann und es auch meistens tut. Ein blöder Satz oder Mundgeruch reichen aus. […] Mein Patriotismus hält keinem Mundgeruch stand. So ergeht es mir auch mit dem Deutschsein. (T 26 Herv.  EH)

Das Gemeinsame ist nicht viel (T 28), dennoch entsteht auf rätselhafte Weise eine Bindung. Wichtig dabei ist jedoch auch das Bewusstsein, dass diese nicht unbedingt eine bleibende ist. Die Starre, die nationale Bindungen charakterisiert, wird hier in beide Richtungen, in Richtung Kroaten aber auch Deutschen, als beweglich, leicht wandelbar empfunden, was der traditionellen Auffassung entgegenwirkt. Das Nationale kann eine plötzliche Sympathie auslösen, die dann aber im Persönlichen keine Relevanz mehr hat, hier werden die Prioritäten anders. Demontiert wird im Text von Ljubic darüber hinaus auch das Familiäre, denn wie wir es am Ende des Textes erfahren, ist der Grund dafür, dass das Ich nicht in die Disko durfte, seine Fettsucht, die er ja von der Familie geerbt hat. Das Rätsel wird auf überraschende Weise gelöst und transportiert damit den ganzen Ausländer-Diskurs ins Grotesk-Banale.

Bei Yoko Tawada haben wir uns mit der Auflösung der Ortsgebundenheit konfrontiert und haben gesehen, wie Sicherheiten, Zusammengehörigkeiten ad absurdum geführt werden. Im Text von Nicol Ljubic ist das Feld des Einheits- und Gemeinsamkeitsdiskurses mit der Heraufbeschwörung der Familie abgesteckt worden. Beide Erzählungen rekurrieren auf narrative Modelle, die das Vertraute dem Eigenen, das Unheimliche dem Fremden gegenüberstellen. Die Scheidelinie zwischen den beiden stellt die Tür dar, deren Metaphorik ein Bedeutungsfeld öffnet, das zentral ist in den narrativen Modellen der Kultur, die hier anvisiert wurden. Auch bei Herta Müller stehen Narrativen und die Dichotomie der Türmetaphorik im Fokus des Textes.

Hier geht es um zwei (Schein)Heimaten, um ein kleines Dorf in Rumänien und um das Leben in Deutschland. Ein richtiges Zuhause ist weder an dem einen, noch an dem anderen Ort zu finden. Das Ich ist überall ausgeschlossen, sowohl in seiner engeren als auch in seiner weiteren „Heimat“ muss es sich mit Exkommunikation konfrontieren. Das Gebundensein an einen Ort, den man dann als Heimat betrachten könnte, kann es nach der Meinung des Ich auch nicht geben. „Wohin geht der Kopf und wohin gehen die Füße – da sind schon mindestens zwei Orte im Spiel, wahrscheinlich mehr als zwei“ (SCH 143) – beginnt der Text. Dass es tatsächlich mehr sind, erfahren wir später, denn bedacht wird im Essay nicht nur die problematische Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit, sondern auch zu Rumänien und zu den Rumänen aber auch die zu der deutschen Öffentlichkeit. Der Text entwickelt Schritt für Schritt, wie sich das Heimatgefühl auflöst und einer oszillierenden Ortlosigkeit Raum lässt.

Expliziert wird aber auch, dass es den Glauben an die Einheit des Ortes gibt, und dass dieses Bewusstsein mit eindeutigen Zugehörigkeiten und Besitzverhältnissen gekoppelt wird.

Wenn ich als Kind auf der Dorfstraße ging, fragten mich auf diesen dreihundert Metern […] jedes Mal […] die […] Leute: Wem gehörst du? Und ich antwortete prompt: Dem Gion Kathi und dem Müller Sepp. Das waren die Namen meiner Eltern. Damit waren die Besitzverhältnisse geklärt, die Fragenden wussten nun, wo sie mich hintun sollten, sie gingen zufrieden […] weiter. So deutlich ausgesprochen fing das Dazugehören an. ( SCH 142 Herv. von mir, EH)

Das Denken, das hier wie Tribalismus anmutet, ist an den „Dämon der Heimat“ gebunden, das die „Besitzstandsfrage“ heraufbeschwört, nämlich die Auffassung, „Wenn du nicht jemandem von hier >gehörst<, gehörst du auch nicht hierher.“[23] Die Vergewisserung der Anfänglichkeit tritt hier in den Blick, eine Eins-zu-Eins-Zuordnung zu einem gesicherten Ursprungsort wird erwartet, denn alleine das kann die Zugehörigkeit, das Heimische bedeuten. Die Deutlichkeit des Dazugehörens ist beruhigend für beide Seiten. Das Zusammengehören kommt auch in der Metapher des Nestes zum Ausdruck, das ein gemeinsamer Ort, die Heimat einer Brut ist.[24] Wie aber die Deutlichkeit schwierig wird, schwindet allmählich auch die Zufriedenheit des Umfeldes. „Eindeutigkeiten sind schwer zu haben, Gegensätze auch“ (SCH 143) – reflektiert der Text auf das Fließende, Schwammige unserer Wahrnehmungen. Im Bewusstsein der Dorfbewohner war dies immer anders, da herrschten klare Verhältnisse.

Dreihundert Jahre lang wurden alle, die hier lebten, dort geboren und starben dort. Ihre Beschäftigung war Feldarbeit. Sie trugen ihre Tracht, sprachen ihren Dialekt, heirateten untereinander […]. Das Dorf verließen sie nur, um an die Front der beiden Weltkriege zu kommen […]. Wenn sie den Zwang überlebten, kehrten sie wieder. Daher waren „Gion Kathi und Müller Sepp“, diese beiden Namen durchs bloße Aufsagen für jeden Passanten klipp und klar eine bis zu Ende erzählte Familiengeschichte. (SCH 142)

Die Metaphorik von Verwurzelung und Bodenständigkeit kehrt hier wieder als etwas, was für die Menschen früher die Normalität war. Gekoppelt damit war eine kohärente, vom Anfang, also von der Herkunft bis zum Ende erzählte Geschichte, die als narratives Modell der Identitätsbildung und somit auch des Dazugehörens zu einem Kollektiv fungiert. „Ich gehörte dazu, das stand damals für mich außer Zweifel.“ (SCH 142) Klar ist aber auch, dass dieses Dazugehören eine Definitionssache ist, denn der „stabile […], scheinbar für immer gültige […] Halt“ (SCH 142) ist brühig. Auch hier wird, wie bei Ljubic, das Dazugehören an die Familie gekoppelt, diese dient als Modell der organischen Verbindung. Das Eigene sieht man als eine Schutzzone, während das Fremde das Beunruhigende ist.

Bereits der allsommerliche Gang ins Tal, die Öffnung des Raumes und die Entstehung einer Weite bringen in der Ich-Figur noch als Kind eine Verunsicherung, und die prägnante Wahrnehmung des dichotomischen Verhältnisses zwischen Nähe und Ferne. Hier gibt es keine Eindeutigkeiten mehr, denn zum einen existiert in der Ich-Figur der Wunsch dem Tal, der Ferne und Weite, aber auch der Liebe der Eltern, ihrer Nähe anzugehören (SCH 142). Alles wird zu einem Gefühl der Mischung von entgegengesetzten Empfindungen. Auch hier kommt der bereits bei Tawada gesehene Gedanke, dass das Dazugehören mit einer Enge verbunden ist, mit einer Liebe, die keine Distanz ermöglicht, bedrückend wird. Dadurch, weil das Ich ein Anderes wurde, vernimmt es eine Distanz, bekommt eine andere Perspektive, einen objektiveren Blick auf die Dinge seiner Umgebung. Dies nimmt man ihr Übel, und schließt sie aus. Obwohl, wie darauf auch Simmel eingeht, zur Nähe auch immer Distanz gehört, ist dies in einem geschlossenen Einheitsdiskurs schwer zu ertragen. Da der Fremde nicht in der Enge aufgeht, wird er als das störerische Element gesehen, indem er die Ferne mit der Nähe konfrontiert und eine oszillierende Wechselbeziehung in Gang setzt, die Versteinerungen auflöst.[25] Gerade dieser Aspekt bewirkt, dass der Fremde vor erstarrten Formen, vor Fixierung der Identität bewahrt.[26] Hier bekommen dann die performativen narrativen Modelle ihre Relevanz, was die Statik der herkömmlichen Identitätsnarrativen unterminiert. Was die Ich-Figur vehement dementiert, sind gerade Besitzverhältnisse, die Meinung, dass das Dazugehören gleichzusetzen ist damit, das es jemandem gehört. Der Alleinbesitzanspruch, der eben den Anderen auszuschließen bemüht ist, erweist sich hier als problematisch. Dies führt das Ich zur Erkenntnis, dass das „Ernstnehmen des Dazugehörens nur als Schleudersitz“ (SCH 143) existieren kann. Der Schleudersitz, der einen immer wieder hinauskatapultiert zum Anderen und in die Fremde, wird zum Leitmotiv.

[Das kleine Dorf], „dieser Ort wurde zu meinem ersten Schleudersitz. Und der wiederholte sich noch und noch in späteren Jahren und anderen Umgebungen. Er entstand fortwährend neu aus anderen Requisiten, und ich erkannte ihn wieder wie eine einsichtbare Formel. Im Laufe der Zeit wurde er ein Muster. Das Muster zeigt mir bis heute: Durchs Ernstnehmen des Dazugehörens wird die Dazugehörigkeit zerfetzt. (SCH 143 u. Hervorh.; EH).

3. Über-Gänge(r)

Wir bedienen uns in unserem Verstehenshorizont jedoch einer „polaren Identitätsfindung“[27], das das Eigne, das zentriert, und das Fremde, das verunsichert, voneinander unterscheidet. Ein Zentrum ist aber beim Bild des Schleudersitzes unmöglich, das Modell wird eher ein Kommen und Gehen, in dem Nähe und Ferne zusammengehören, geltend machen. Es ist eine dynamische Wechselbeziehung, die aber normative kulturelle Selbstverständlichkeiten hinterfragt und damit irritiert. Durch den Schleudersitz kommt die Bewegung ins Bild und damit die Ortlosigkeit. Die Metaphorik von Schutz, Kern und Zentrum werden passé, denn sie können nichts Bleibendes aufweisen, feste Zuordnungen und Besitzverhältnisse werden für irrelevant erklärt. Die klaren Trennungen für die die Tür als Chiffre gebraucht wird, verhindern aber diese Bewegung und führen dazu, dass man nun durch das Schlüsselloch miteinander kommunizieren muss (SCH 146). Damit dieses Loch des Verständigungskanals größer wird, müsste man Türen öffnen, Grenzen abschaffen, den Nationaldiskurs überwinden. Wenn solche Scheidelinien nicht mehr existieren, bekommt der Andere eine neue Position. Die Orte gehören niemandem und sind auch nirgends zu finden. [28]

Genauso – und damit kommen wir mit dem Text auf die andere Ebene meiner Überlegungen zurück – können auch die Bücher nicht den Nationen zugeordnet werden. Dies würde nicht mehr aussagen als ein „Telefonbuch“ (SCH 147) – so der Text.

Literarische Orte sind immer innere Orte, weggehoben von der Geographie. Die Straßen und Zimmer der literarischen Personen sind Sätze. […] Bücher brauchen keinen Lokalpatriotismus, sie sind überall zu Hause, wo ihre Inhalte dem Einzelnen zum Paradigma werden. (SCH 147)

Dieses Plädoyer für die Ortlosigkeit impliziert eine neue Topographie der Literatur, auf die ich am Anfang meiner Analyse verwiesen habe. Hier wird dann mit wechselnden Zentren und in einer Vielstimmigkeit ein neues narratives Muster geschaffen, in dem die Tür geöffnet ist, keine Ein- und Ausschließungen mehr gibt, sondern Übergänge, die größer sind als ein Schlüsselloch. Die ausländischen Autoren würden in dem Diskurs der DissemiNation (Bhabha) der Vielstimmigkeit nicht mehr vor der geschlossenen Tür stehen und sich für den immer und von überall ausgeschlossenen Fremden halten.

 

Literatur:

1.        (T)= Ljubic, Nicol: Halsaufschneider, In: Feuer, Lebenslust. Erzählungen deutscher Einwanderer, 2003, Stuttgart, S. 14-29.

2.       (Sch)= Müller, Herta: Wie komme ich durch das Schlüsselloch? In: Corinna Caduff/Reto Sorg (Hg.):Nationale Literaturen heute – ein Fantom? Die Imagination und die Tradition des Schweizerischen als Problem, München, 2004, S. 142-146.

3.       (H)= Tawada, Yoko: Die HalluziNation, In: Corina Caduff/ Reto Sorg (Szerk..): Nationale Literaturen heute – ein Fantom? Die Imagination und Tradition des Schweizerischen als Problem, München, Fink, 2004, S. 171-180.

4.       Amodeo, Immaculata: ’Die Heimat heißt Babylon’. Zur Literatur ausländischer Autoren in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen, 1996

5.        Ankersmith, Frank: Hat tézis a narrativista történetfilozófiáról, In: Thomka Beáta (Hg.):  Narratívák 4., A történelem poétikája, 2000, S. 111-120.

6.       Bauer, Gerhard: Literarische Weltbürgerschaft und ihre Hindernisse, In: Blioumi, A. (Hg.): Migration und Interkulturalität in neueren literarischen Texten, Iudicium, München, 2002, S. 15-28.

7.        Bhabha, Homi K.: Die Verortung der Kultur, Tübingen, Stauffenburg, 2000

8.       Esselborn, Karl: Von der Gastarbeiterliteratur zur Literatur der Interkulturalität. Zum Wandel des Blicks auf die Literatur kultureller Minderheiten in Deutschland, In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache. Intercultural German Studies (23), München, Iudicium, 1997, S. 47-75.

9.       Fohrmann, Jürgen: Grenzpolitik. Über den Ort des Nationalen in der Literatur, den Ort der Literatur im Nationalen, In: Corina Caduff/ Reto Sorg (Hg.): Nationale Literaturen heute – ein Fantom? Die Imagination und Tradition des Schweizerischen als Problem, München, Fink, 2004, S. 23-35.

10.     Görner, Rüdiger: Das Fremde und das Eigene. Zur Geschichte eines Konflikts, In: Breuer, Ingo/Sölter, Arpad (Hg.): Der fremde Blick: Perspektiven interkultureller Kommunikation und Hermeneutik, 1997, S. 13-24.

11.      Müller-Funk, Walter: Wohin denn heim? Zur Logik und Bedeutung von Herkunftsphantasien, In: Wespennest. Herkunft. Zeitschrift für brauchbare Texte und Bilder, Nr. 141, (2005), S. 77-84.

12.     Le Rider, Jacques: „Nationalliteratur”. Ein Fantom aus der Rumpelkammer der Literaturgeschichte, In: Corina Caduff/ Reto Sorg (Hg.): Nationale Literaturen heute – ein Fantom? Die Imagination und Tradition des Schweizerischen als Problem, München, Fink, 2004, S. 85-102.

13.     Simmel, Georg: Soziologie. Untersuchungen über Formen der Vergesellschaftung. Gesamtausgabe XI, (Hg.): Rammstedt, Otto, Frankfurt a.M., 1995

14.     Sölter, A. Arpad: Die Einbeziehung des Fremden. Reflexionen zur kulturellen Fremdheit bei Simmel, Habermas und Huntington, In: Breuer, Ingo/ Sölter, A. Arpad (Hg.): Der fremde Blick: Perspektiven interkultureller Kommunikation und Hermeneutik, 1996, S. 25-53.

15.     Weigel, Siegrid: Das Phantom der Tradition, In: Corinna Caduff/Reto Sorg (Hg.): Nationale Literaturen heute –  ein Phantom? Die Imagination und die Tradition des Schweizerischen als Problem, München, 2004, S. 35-46


 

[1] Es ist ausgesprochen schwierig dieses Thema, diese Autoren der political correctness entsprechend zu behandeln, sie nicht in ein Schema hineinzupressen, das ihnen nicht gerecht ist. Sie sind eigentlich keine homogene Gemeinschaft, keine Gruppe, sondern Individuen, die einen unterschiedlichen Hintergrund und divergierende Interessen haben, um von der Unterschiedlichkeit dieser Poetik ganz zu schweigen. Viele von ihnen haben auch bereits die deutsche literarische Staatsbürgerschaft erhalten, so ist sogar ihre Bezeichnung als ‚Fremde’ nicht unbedingt relevant. Im Bewusstsein dieser falschen Verallgemeinerung werden diese Begriffe in meinem Aufsatz dennoch verwendet, weil eine ständige Nuancierung das Sprechen unmöglich machen würde.  Zu der Fragen der literarischen Staatsbürgerschaft vgl. Bauer, 2002, 15ff.

[2] Amodeo, 1996, 80.

[3] Zu der Problematik der Benennung dieser Sparte der Literatur vgl. Esselborn, 1997.

[4] Die Grenzziehungen geschehen nach Fohrmann durch Vergleiche, was ein sukzessives Abtrennen vom Fremden bedeutet, einen Prozess, der das Eigene zu einem Sinnzusammenhang verbindet, was dann als die nationale Identität verstanden und auch durch die Kunst, d.h. durch die Literatur repräsentiert wird. Das Nationale entsteht – sozusagen – erst durch einen Rahmenwechsel, aus einer komparatistischen Perspektive. Akzentuiert werden muss im weiteren, dass das Ganze mit einer Rücknahme von Differenzen und der Binnengliederung einherläuft. Vgl. Fohrmann, 2004, 24ff.

[5] Wenn man die interkulturelle Literatur thematisiert, stellt sich sofort ein allgemeines Problem, die Schwierigkeit des political correctness, denn man schließt leicht ein- und aus, man neigt zu Stereotypisierungen, wenn man die Literatur dieser ‚Fremden’ Autoren als etwas „Besonderes“, „Eigenartiges“ hinstellt. Ob es eine andere, besondere Ästhetik gibt, soll hier nicht entschieden werden, wichtig ist für mich allerdings darauf zu verweisen, dass ich die Problematik der Tür, des Aus- und Eingeschlossenseins, die Fragen der Identität, die in der Studie untersucht werden, nicht als ein besonderes Spezifikum der interkulturellen Literatur hinstellen möchte.

Auch ein sehr oberflächlicher Streifzug durch die deutsche Literatur ruft gleich einige Texte auf, in denen das Motiv der Tür, des Schlosses oder des Schlüsselloches eine zentrale Rolle spielt. Zwei Autoren, auf die ich in diesem Zusammenhang verweisen möchte, da sie als exemplarisch betrachtet werden können, sind Kleist und Kafka. Verschlossene Türen kennen wir z.B. aus dem Findling oder aus der Marquise von O…, hier konfrontieren uns die Erzähler auch mit Schlüsseln und Schlüssellöchern. Ähnlich wie im Prozeß, oder in der Parabel vom Verlorenen Sohn bei Kafka verbergen sich hinter der Tür immer Geheimnisse, Türen schließen einige immer aus einem Wissen und aus der Teilhabe an bestimmten Geschehnissen, hinter ihnen lauert aber auch die Gefahr, die plötzlich, unerwartet in das Leben des Protagonisten eintreten kann. Die Tür zeigt somit auf die Vakanz des Geborgenheitsgefühls hin, das eigentlich von der geschlossenen Tür vermittelt wird. Hinter der Tür ist auch das Unbekannte, das Fremde, das einem Angst einjagt. All dies kann man vielleicht mit der Kategorie des Unheimlichen greifbar machen. Das Unheimliche, der Inbegriff ist für all das, was die Geborgenheit gefährdet, wird so zum einen Leitfaden meiner Analyse. Im Mittelpunkt steht demnach eine Grenze, eine Demarkationslinie, die man, abhängig davon, ob man draußen oder drinnen ist, geschlossen halten oder öffnen möchte. Ein Durchgang wird angestrebt auch wenn nur durch das Schlüsselloch. Hinter der verschlossenen Tür, die ein Hier und Dort eindeutig voneinander trennt, ist das Geheimnis, das Verborgene, das man bei Gelegenheit durch das Schlüsselloch erfahren kann. Insistiert wird also darauf, dass es also eine Öffnung gibt, die eine Verbindung zwischen einem Drinnen und einem Draußen herzustellen vermag und dadurch kann eine Vermittlung möglich werden. Vergessen werden darf hier auch die Tatsache nicht, dass eigentlich, obwohl dem Kanon der deutschen Literatur angehörig, auch Kafka als ein Autor zwischen den Kulturen bezeichnet werden kann.

[6] Schnell, 2003, 253f.

[7] Schnell nennt die Literatur der fremden Autoren eine „Literatur zwischen den Kulturen“. Ebd. 564.

[8] Amodeo, 1996, 12, 22.

[9] Ankersmith, 2000, 113.

[10] Die Modelle die herhalten können diesen Forderungen gerecht zu werden, sind u.a. aus der russischen Kultursemiotik entliehen und mit dem Namen Bachtins gekennzeichnet, mit seinem Projekt der Dialogizität. Dieses Prinzip der Mehrstimmigkeit verkündet, dass das gleichzeitige Nebeneinander verschiedener Stimmen die Dominanz von einer Stimme unmöglich macht. Die so entstehende Simultaneität verhindert das Aufkommen von Ideologien, die ein Modus als allgemeingültig ausrufen könnten. Hier gibt es keine festen, normativen narrative Modelle, es existieren immer mehrere nebeneinander, die einander beeinflussen und modifizieren. Darüber hinaus ruft die Vielstimmigkeit in Erinnerung, dass zufolge paralleler Narrativen keine einzig relevante Perspektive möglich ist.

Das andere, neuere Modell, das versucht die Literatur der Migranten, die außerhalb des dominanten Diskurses steht, in die jedoch immer wieder einbricht, zu fassen, ist das Rhizom-Modell von Deleuze. Dieses Schema bricht die Marginalisierung auf, appelliert auf das Transitorische, auf die sich ständig verschiebenden, sich fortwährend bildenden und modifizierenden Identitäten und Zentren. Dieser Modus kann die transkulturellen Begegnungen und die dadurch entstehenden Kontakte in ihrer Bewegung erfassen, ihre Relationen zeigen. (Vgl. Amodeo, 1996, 87f) Das Ziel der Untersuchung ist zu zeigen, dass die analysierten Texte keine homogene Einheit mehr als kultureller Raum anzubieten versuchen, denn gerade dieses Homogene wird in den Texten einer ironischen Destruktion unterzogen. In so einem sich neu konstituierenden Diskurs bekommen Texte von Minderheiten nicht mehr eine marginale, sondern eine zentrale Position. (Vgl. Esselborn, 1997, 57) Wir sind in diesen Modellen Zeugen dessen, dass sich die Grenzen zwischen dem Eigenen und Fremden ständig verschieben, dass alles relativiert und dezentralisiert wird. An Stelle von konkreten Zuordnungen wird – wie Bhabha formuliert – eher eine Hybridität charakteristisch, der Übergang und die Verbindung verschiedener Kulturen, statt eines Aus- ein Einschließens (Vgl. Bhabha, 2000).

[11] Amodeo, 1996, 74.

[12] Ebd., 76.

[13] Ebd., 88.

[14] Zitate werden aus den Primärtexten im laufenden Text in Klammer direkt dem Zitat folgend mit einer Sigle angegeben.

[15] Auch Simmel koppelt Fremdheit mit Freiheit, und weist darauf hin, dass der Fremde gerade wegen seiner Beweglichkeit perspektivische Vorteile hat, vielmehr eine objektive Sicht besitzt, da er nicht in einem normativen Schema verhaftet ist. (Simmel, 1995, 766)

[16] Ebd.

[17] Simmel, 1995, 768.

[18] Ebd.

[19] Durch die Herstellung der Familienähnlichkeit im Diskurs des Nationalen, erfährt die Problematik eine körperlich emotionale Aufladung, eine Anbindung an etwas Organischem. Mit Müller-Funk argumentiert, ist der Begriff der Nation abstrakt, durch die Anbindung an die Familie, an ihre Geschichte wird er virtuell wahrnehmbar. Müller-Funk weist hier auch darauf hin, dass die philosophische Reflexion immer gegen diese Auffassungen ankämpft, indem sie die Kausalität von Herkunft und Ankunft negiert. Jedoch ist diese philosophische Reflexion nach Müller-Funk hilf- und machtlos, sie kann die festen Bestandteile des Bewusstseins nicht außer Kraft setzen. (Vgl. Müller-Funk, 2005) Auch Weigel spricht davon, dass der Begriff der Nation wie ein Familienroman vorgestellt wird. Beispiele „ein ganzes rhetorisches Register“, die sie bringt, sind z.B. Muttersprache, Vaterland, Vater Staat, etc. (Vgl. Weigel, 2004, 39). Indem der Begriff der Nation von der Einheit ausgeht, und die Differenz erst an der Grenze gelten lässt, nährt dieser Begriff das Phantasma, die Nation, die Gesellschaft sei „ein differenzloser Zusammenhang […], die eine große Gemeinschaft, als der eine große Körper“. (Vgl. Fohrmann, 2004, 27) Auch Fohrmann zeigt, dass seit dem 18. Jahrhundert die Familie als das Bild der Einheit des Heterogenen gilt (ebd. 25).

[20] Gegen die hier erlebte Diskriminierung und Selektion (T 18) kann sich der Icherzähler, weil er eben kein Deutscher ist, weil die deutsche Geschichte nicht seine Geschichte ist, da er ein Außenseiter ist, nicht so wehren, wie ein Deutscher das könnte. Der Deutsche würde hier „die deutsche Geschichte als moralische Keule schwingen“, auf die in der deutschen Geschichte vorgekommenen Selektionen und Diskriminierungen verweisen (T 18). Das bleibt aber dem Erzähler versagt. Aufgerufen wird in der Passage die gemeinsame Geschichte, die gemeinsame Vergangenheit als Basis für eine Gruppenidentität. Die Historie ist ein Bezugspunkt, der Text zeigt jedoch, dass Sprache, aber auch Speisen, Musik, Politik oder Fußballmannschaften u.ä.m. dazu beitragen können, dass ein Gefühl von Zusammengehörigkeit entsteht.

[21] Sölter, 1997, 25

[22] Ebd.

[23] Müller-Funk, 2005, 82.

[24] Das Gemeinsame an Müllers und Ljubics Text ist auch, dass sie, wie auch andere Texte der Autoren zu der Heimatliteratur bzw. genauer gesprochen zu der Antiheimatliteratur zugeordnet werden können. Zentrales Stilelement dieser Literatur ist ja, dass ein Fremder die Ordnung eines Dorfes stört und damit Unruhe bringt in ein statisches Gefilde.  Bedeutend dabei ist, dass dieses Umfeld als geschlossen und isoliert gilt, dass hier alles unbeweglich, unveränderlich ist. Der geschlossene Raum wird wie ein Reservat verstanden, der unberührt ist, was so bei Müller wie bei Ljubic auch noch eng mit dem Bild der Familie verbunden ist. Das Ziel ist hier auch die Betonung der Bewegung und die Auflösung statischer Vorstellungen und Traditionen. 

 

[25] Simmel, 1995, 768.

[26] Ebd., 766.

[27]Görner, 1997, 13.

[28] Bhabha bringt die Betonung der Bewegung und der unmöglichen Identifizierung mit dem Begriff der  DissemiNation auf den Punkt, Zentren des traditionellen Selbstverständnisses werden gesprengt, es gibt keine Mittelpunktsfixierung mehr, nur noch Irritation als ständige Konstante.

Dies ist das Höllische, Fürchterliche, das die Tür auszuschließen vermag. Indem also das Fremde Selbstverständlichkeiten erschüttert, holt es das Unbekannte, Unvertraute in das Vertraute, und räumlich gesehen die Ferne in die Nähe hinein. Wenn Vertrauen, oder das Vertraute, wie Luhmann behauptet, ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität ist, leuchtet auch Müller-Funks These ein, wonach der Nationaldiskurs eine „Einheitsbeschwörung ist unter den Bedingungen der Moderne“ (Vgl. Müller-Funk, 2005, 80). Einheitsdiskurse sind Konstrukte – so Müller-Funk, – die berufen sind, uns vor dem Unbekannten zu schützen. Die Modelle des Nomaden, der Hybridität arbeiten entschieden dem entgegen, indem sie bemüht, sich einen Gegentyp zum historischen Menschenbild (Vgl. ebd. 81) zu umreißen. Die Problematik also, die im Fokus der Texte steht, ist keinesfalls etwas, was man allein in der Literatur der Minderheit findet, sondern ein Charakteristikum modernen Erzählens.

 

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