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Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 13. u. 14. Jg., Heft 1-2 (25-26) / 2004, 1-2 (27-28) / 2005, S. 340-369

 

 

ZUM BEZIEHUNGSGEFLECHT DER CZERNOWITZER DICHTER *1)

Aus dem Nachlass von Rose Ausländer: „Lieber Sperber! Ich wollte, ich könnte einmal in einer hellseherischen Anwandlung die Mysterien Ihres periodischen Schweigens ergründen.[1]


Helmut Braun

 

   Rose Ausländer hat einen ungewöhnlich umfangreichen Nachlass hinterlassen: 20.000 Seiten Manuskripte und Typoskripte, 12.000 Briefe – davon 4.000 Durchschläge eigener Briefe -, 800 Bücher aus ihrer Handbibliothek, Dokumente und Fotos. Die deutschsprachigen Gedichte, somit etwa 19.000 Seiten der Manus- und Typoskripte, die Briefe und die Handbibliothek sind mittlerweile edv-mäßig dokumentiert und können im Heinrich-Heine-Institut[2] in Düsseldorf eingesehen werden.

   Hinzu kommen etwa 3.000 Seiten Manuskripte und Typoskripte, 250 Fotos, Briefe und eine Vielzahl Dokumente, die von Rose Ausländer sind oder sie betreffen, aus dem Nachlass von Max Scherzer, ihrem Bruder, sowie von verschiedensten Personen stammen, mit denen die Dichterin in Kontakt war und die dem Archiv der Rose Ausländer-Stiftung[3] in Köln übergeben wurden.

   Naturgemäß machen die Materialien aus der Zeit bis 1946 den geringeren Teil des Nachlassbestandes aus. Trotzt der Shoa und des 2. Weltkrieges konnte Rose Ausländer aber Manuskripte, Briefe, Fotos und Bücher anderer Bukowiner Dichter teilweise retten, so dass sich ihre Beziehungen zu diesen, beziehungsweise deren Beziehungen untereinander, wenn auch rudimentär aufzeigen lassen.

   Zunehmend gibt es Bemühungen, die Bestände verschiedener Nachlässe abzugleichen und wo es sinnvoll ist, auch in Kopie oder Druck zusammenzuführen. Eine Goldgrube hiefür ist zweifelsohne der von George Guþu verwaltete*2 und zunehmend erschlossene Nachlass von Alfred Margul-Sperber im Literaturmuseum in Bukarest.[4]

   Wenn demnächst eine umfangreiche Auswahl aus den Briefwechseln mit Margul-Sperber erscheint,[5] werden auch die Briefe Rose Ausländers aus dem Margul-Sperber-Nachlass mit den Briefen Margul-Sperbers aus dem Ausländer-Nachlass vereint vorliegen. Deshalb wird in dem folgenden Text nur in einem Exkurs und mit Querverweisen auf diesen Briefwechsel eingegangen.

   Die sich im Ausländer-Nachlass befindenden sehr interessanten Materialien zu Paul Celan, werden im Frühjahr 2004 in einem Buch ausführlich vorgestellt[6] und sollen ebenso wenig Gegenstand dieser Ausführungen sein, wie auch der Briefwechsel mit Alfred Kittner[7] und der Briefwechsel mit der – im Czernowitzer Kontext bisher nicht beachteten – jiddischen Autorin, Übersetzerin und Herausgeberin Vera Hacken,[8] da beide ebenfalls in Kürze in Buchform vorliegen werden.*3

   Im Ausländer-Nachlass finden sich Materialien zu Alfred Margul-Sperber, Moses Rosenkranz, Alfred Kittner, David Goldfeld, Georg Droszdowski, Kubi Wohl, Siegfried Laufer, Vera Hacken, Ewald Ruprecht Korn, Hanna Kawa, Eliezer Steinbarg, Itzik Manger, Helios Hecht und zu Paul Celan, Immanuael Weissglas und Alfred Gong.

   Im Folgenden werden die Briefe von David Goldfeld an Rose Ausländer vorgestellt, daran schließt sich ein notwendiger Exkurs Alfred Margul-Sperber an; es folgen Briefe – Rose Ausländer, Hanna Kawa, Ewald Ruprecht Korn -, die einen lebensrettenden Einsatz für Rose Ausländer während der Shoa 1943/44 dokumentieren und schließlich die Nachträge 1-3*4: Rose Ausländer – Moses Rosenkranz.

 

   Briefe von David Goldfeld an Rose Ausländer

   Im Nachlass von Rose Ausländer haben sich vier handschriftliche Briefe und ein Brieffragment von David Goldfeld erhalten, die er zwischen dem 26.10.1939 und dem 02.04.1940 an die Dichterin geschrieben hat. Die Antwortbriefe Rose Ausländers sind nicht erhalten, bzw. bis heute nicht aufgefunden. Allerdings gibt es in zwei Briefen Ausländers an Margul-Sperber aus dem Jahre 1935 Hinweise auf Goldfeld, die darauf schließen lassen, dass sie diesen Dichter bereits etwas länger, vermutlich aus der Zeit von 1931 – 1933, als sie in Czernowitz lebte, kannte. Zur Zeit des Briefwechsels lebt Rose Ausländer in Bukarest, David Goldfeld in Czernowitz.

   Der Bukowiner Lyriker[9] Goldfeld wurde 1902 geboren. Er veröffentlichte Anfang 1940 den Gedichtband Der Brunnen im Verlag Literaria in Czernowitz. Wie alle Bücher, die in diesem Verlag erschienen, handelte es sich um eine vom Autor vorfinanzierte Buchausgabe. Goldfeld hat auch gelegentlich in Czernowitzer Tageszeitungen und Anthologien publiziert. Er starb 1942 im Getto von Czernowitz an Tuberkulose. Ausländer besaß seinen Gedichtband und schätzte seine Lyrik.

   Ein erster Verweis auf Goldfeld findet sich auf einer an Margul-Sperber und seine Frau gerichteten Postkarte Ausländers aus Bukarest vom 1. April 1935. Sie teilt ihre Freude über ein bevorstehendes Treffen mit den „lieben Freunden“ mit, so die Anrede der Karte und fügt hinzu:

Herr Goldfeld freut sich nicht minder auf Ihr Kommen: Sie dürfen uns wirklich nicht enttäuschen![10]

   Wir wissen nicht, wo das Treffen stattfand; Czernowitz kommt in Frage, da Goldfeld in Czernowitz lebte, und Ausländer häufiger dort bei ihrer Mutter zu Besuch war. Wir wissen auch nicht, welches Ergebnis das Treffen erbrachte. Nahe liegt aber, dass Goldfeld Margul-Sperber Gedichte übergab, denn in ihrem nächsten Brief vom 24. Juli 1935 an Margul-Sperber geht Ausländer auf Gedichte Goldfelds ein:

Lieber Freund Sperber! Erst heute ist es mir möglich, diese paar Zeilen an Sie zu schreiben. Durch Goldfeld höre ich, dass ein Brief an mich verloren gegangen sein soll. Das schmerzt mich – umsomehr als Sie mir so gut wie nie schreiben.[11] ... Ich höre, Sie sind von Goldfelds Arbeiten begeistert. Die wenigen Gedichte, die er mir einmal vorgelesen hat, hatten ein besonderes Aroma, eine tiefe und strömende Musikalität, ja fast schon Melodien in sich. Mir sagt seine Art weit besser zu als die Dichtung des gewiss sehr bedeutenden Rosenkranz.[12] Die allzu geschliffene, architektonische Form d.(es) R.(osenkranz) erinnert doch zu sehr an den Germanen St. George, der, bei aller reinen Schönheit des Gestalteten, mich doch kalt ließ.[13]

   Ende Juli 1939 erscheint Rose Ausländers erstes Buch Der Regenbogen im Czernowitzer Literaria-Verlag. An David Goldfeld sendet sie ein Widmungsexemplar. In seinem Dankesbrief vom 26.10.1939 schildert Goldfeld welchen Eindruck die Gedichte dieses Bandes auf ihn machen.

 

Cernãuþi, 26.X.39

Liebe Frau Ausländer,

Sie werden auf mich gewiss schon sehr böse sein. Ich weiß auch wirklich kaum, was mich entschuldigen könnte, außer etwa meine Krankheit, die ich aber nur für einen Teil der verstrichenen Zeit als Milderungsgrund heranziehen kann. Der wahre Grund, warum ich auf Ihr schönes Geschenk solange nicht Dank gesagt habe, dürfte doch der sein, dass es mir in der letzten Zeit immer schwerer wird, mich schriftlich auszusprechen, umso schwerer, je mehr ich zu sagen hätte. Lassen Sie mich also, wenn auch spät, von ganzem Herzen für Ihre Zuwendung danken. Ich lese viel in Ihren Gedichten und sie sind mir dauernd eine Freude und ein Genuss. Besonders die Abteilung Rausch des Herzens und Des Geliebten Nächte zu entzünden gehören zum schönsten, was ich seit langem las. Sie haben in Ihren Gedichten die Dichterin Else Lasker-Schüler an Gestaltung und visionärer Bewegtheit weit übertroffen. Aber darüber hinaus besitzen Sie im ersten Teil des Bandes herrliche Formungen und Lieder Ihres Weltgefühls, welche dem Liebesthema in vollendeter Weise die Wage halten. Ich habe es immer als Mangel an Objektivität und Reife empfinden müssen, wenn dichtende Frauen um jeden Preis jedem ihrer Erzeugnisse den Stempel des Weiblichen weithin sichtbar aufdrückten und dabei vergaßen, dass auch die Frau gewiss einen großen Teil ihres Lebens außerhalb der Sphäre ihrer Gattungsbestimmung zubringt und das dieser Teil ihres Lebens gewiss nicht weniger intensiv gefühlt und erlebt wird:

Bei Ihren Schöpfungen hatte ich die Freude zu sehen, dass Ihre dichterische Kraft Sie über solche Begrenztheit hinaustrug ...

Gedichte wie Bald, Eine Weile und Träume, die mich hingerissen haben, ferner An ein Blatt, Das Auge, Die Spiegel und viele andere, stehen auf der hohen, klar umleuchteten Ebene alles Menschlichen, das je einer dichterischen Seele sich entrang. Und wenn es ein Ziel der schöpferischen Frau ist, ihr Werk in Bezug auf geistige Objektivität dem des Mannes gleichzustellen (und ich glaube, es müsste ein solches Ziel geben) so haben Sie es durchaus erreicht...

 

Soll ich Ihnen noch sagen, dass Ihre Gedichte gerade meiner Auffassung über das Gedicht und das Lied im Gedicht durchaus entsprechen?

Ich glaube, Sie wissen es. Aber außer all diesem ist mir Ihr Buch auch eine Ermunterung und eine Bestärkung. Immer wieder nehme ich es zur Hand und auf dem dunklen Hintergrunde unserer Zeit blühen mir Ihre Gedichte umso schöner ins Gemüt.

Alles Gute und Freude für weiter, wünscht Ihnen

Ihr

GOLDFELD

Meine Frau grüßt Sie herzlich.

   Ende Januar 1940 erscheint auch das Buch Der Brunnen von David Goldfeld. Rose Ausländer hatte, um diese Buchausgabe zu unterstützen, Subskriptionen bei Freunden und Bekannten in Bukarest gesammelt. Goldfeld geht in seinem Brieffragment vom 03.02.1940 darauf ein.

 

Cþi. (Cernãuþi), 3. II. (1940)

Liebe Frau Ausländer,

Endlich ist das Buch fertiggestellt und ich konnte heute die ersten Exemplare nach Bukarest senden. Ich schickte sie an die Netti Langsam, und habe auch das Buch für Sie beigelegt. Mit großer Freude hatte ich seinerzeit gehört, dass Sie für mich Subskriptionen sammeln, dass Sie also meine Sachen einer solchen Bemühung wert hielten. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Hilfe, die mir besonders wertvoll war, auch darum, weil mein Freund Rosenkranz mir hier durch eine groß angelegte Gegenaktion jede Sammlung unmöglich machte. Er entschloss sich nämlich seinen neuen Band Die Tafeln, der bereits seit 1937 druckbereit ist, gerade jetzt zu veröffentlichen und dies obwohl es besprochen war, dass er zuerst das Erscheinen meines Buches abwarten werde. Auch sonst hat er es in jeder Weise versucht, mir Hindernisse in den Weg zu legen und war in seinen Mitteln dazu – wie gewöhnlich – nicht wählerisch. Zum Glück wurde aber in Bukarest für mich um so mehr getan. (Nicht entzifferbar) allerdings weiß ich jetzt, nachdem ich meinen Gedichten bei der Auswahl so kritisch ins Gesicht gesehen habe als es möglich ist, nicht, ob ich recht daran getan habe, meine Freunde so in Anspruch genommen zu haben. Mir kommt es vor, dass ich über ein mehr oder weniger geschmackvoll betriebenes Dilettieren nicht hinauskomme. Zu partikulär, zu tagebuchartig erscheinen mir meine Verse und ich weiß zum Schluss nicht, ob ich nicht doch mein Herz an ein Nichts gehängt habe in all den Jahren. Ganz besonders drängt sich mir dies alles auf, wenn ich an die Gedichte Rosenkranzens denke. (Der Rest des Briefes liegt nicht vor.)

Mehrfach hatte Rose Ausländer Alfred Margul-Sperber gebeten, ihr Adressen von Rezensenten und Dichtern zur Verfügung zu stellen.[14] Aus unbekannten Gründen tat er dies nicht.

Schließlich hilft Goldfeld mit seinem Adressenbestand, den er von Alfred Kittner bekommen hatte, aus.

 

Cernãuþi 24.II.40

Liebe Frau Ausländer,

Ich kann es Ihnen nicht ausdrücken wie sehr mich die Vorgangsweise des Sp.[erbers], ganz besonders in Bezug auf die Adressen, empört hat. Ich hatte ja nie auch Gelegenheit ihn näher kennen zu lernen, aber jetzt habe ich auch gar keine Lust mehr dazu.

Ich schicke Ihnen heute 3 Listen. An die unter I. angeführten Adressen habe ich gesendet; und zwar rekomandiert da mir gesagt wurde, dass es sonst unweigerlich verloren geht. Auch an die unter III. genannten Herren habe ich geschickt. Liste II. ist vorläufig nicht raus[ge]schickt worden.

An Else Lasker-Schüler habe ich nicht geschickt, besitze aber auch nur die von Ihnen angeführte Adresse.

Mir hat Kittner die Adressen besorgt. In kürze hoffe ich auch die Anschrift der Ricarda Huch zu erhalten und werde sie Ihnen dann auch einsenden.

Haben Sie an die Deutsche Bücherei, Leipzig auch geschrieben? Dorthin müssen 2 Belegexemplare geschickt werden. Sie müssten außerdem ungefähr schreiben, dass Sie die Bücher geschickt haben und ersuchen, das Buch mit einem Preis von sagen wir RM 2,- in dem Täglichen Verzeichnis der Neuerscheinungen anzukündigen. Auf diese Weise hat nämlich Sperber Bestellungen aus Deutschland erhalten.

Mit dem fehlenden Exemplar verhält es sich so, dass mir Netti Langsam seinerzeit schrieb, ich möchte ein Buch aus Ihrer Liste zurückbehalten, es werde bei mir persönlich abgeholt werden. Deshalb schickte ich bloß 13. Ich sende das Buch heute an die gewünschte Adresse. Für Enric Furtuna können Sie bei Herrn Josef Fleischer, Korrespondent bei der Sora Buc., der einige Bücher zum Verkauf hat, ein Buch abholen lassen und in meinem Name jede Widmung die Ihnen einfällt hineinschreiben lassen, und es ihm zusenden.

Uri Bernador ist mir adânc unsympathisch. Ich werde noch sehen. Den anderen rumänische(n) Leute(n) zu senden habe ich nur geringes Interesse, da ich wenig Bücher habe.

(Nachträglich am Kopf der Seite notiert:) Ich besitze noch eine ganze Anzahl von Adressen junger deutscher Dichter und deutscher Literaturzeitungen, die ich Ihnen wenn Sie es wünschen geben kann.

Mit der Gesundheit geht es letztens besser. Die Temperatur ist auf 37‘3 gesunken und verlässt mich für Tage sogar ganz. Allerdings müsste ich jetzt, um mich richtig auszuruhen und um wieder ein wenig Luftkur zu machen, wieder irgendwohin hinausfahren und hoffe, dass ich die Mittel bald aufgebracht haben werde. Der erwähnte J. Fleischer und ebenso auch Rea Schlomink (?) haben sich bereit erklärt, für mich dort noch eine (?) Bücher zu verkaufen was (?) sehr erwünscht käme. Hoffentlich werden sie bald etwas erreicht haben, denn (?) kaum was draus, da, wie ich höre, R.[osenkranz] mit seiner Verkaufsaktion auch in Buk. begonnen hat (er fährt auch in den nächsten Tagen hin) und seiner Geschäftstüchtigkeit ist man nur schwer gewachsen. Dabei kollidiert ja unser Bekanntenkreis beträchtlich.

Ihren Brief wegen der Anthologie werde ich Kittner zeigen. Ich glaube kaum, dass sie zustande kommt, da ich mit ihren Grundlinien gar nicht einverstanden bin und auch Sie werden gewiss die Auswahl und die Verteilung kaum billigen können. Vernehmen Sie bloß vorläufig, dass in der Auswahlliste des Kittners R.(osenkranz) mit 25, Sp.(erber) mit 30, ich mit 20, Kittner mit ebensoviel und Sie und Drosdowski mit sage und schreibe je 4 (!!) Gedichten bedacht sind. Bitte halten Sie diese Mitteilung vorläufig noch verschwiegen; (da ja letzten Endes nicht alles von Kittner abhängt und man ja noch abwarten muss was Sp.(erber) meint) ich habe ihm jedenfalls schon gesagt, dass ich bei solcher Aufteilung nicht mittue.

Ich danke Ihnen für Ihr Wünsche.

Seien Sie herzlichst gegrüßt von

Ihrem Goldfeld

   Bei der geplanten Anthologie, von der Goldfeld am Ende seines Briefes spricht, kann es sich wohl nur um die zweite angedachte Fassung von Die Buche handeln. Margul-Sperber versuchte seit 1932 diese Anthologie mit Gedichten jüdischer Dichter aus der Bukowina herauszubringen.*5 Das Projekt konnte aus den bekannten Gründen nicht verwirklicht werden.[15] Der Aufforderung, ihr Buch Der Regenbogen an die Deutsche Bücherei in Leipzig zu schicken, ist Rose Ausländer nachgekommen. Der Band wurde 1939 unter der laufenden Nummer A 18811 registriert – Preis RM 3,- - und ist heute noch im Bestand vorhanden.

   Aus dem nächsten Brief Goldfelds vom 26.03.1940 scheint zunächst wieder die Konkurrenz mit Rosenkranz auf. Es scheinen sich in dieser Phase Anfang 1940, kleine Gruppen gebildet zu haben – einerseits Goldfeld und Ausländer, andererseits Margul-Sperber, Kittner und Rosenkranz -, die sich konkurrierend bis ablehnend gegenüber standen. (Ich verweise auf den noch folgenden Exkurs Ausländer/Margul-Sperber und die Nachträge Ausländer/Rosenkranz.) Geradezu anrührend sind die Überlegungen Goldfelds, der sich offensichtlich der bedrohten Situation der jüdischen Schriftsteller, ich denke der Juden insgesamt, bewusst ist, wenn er es für wichtig hält, die Bücher der Bukowiner Lyriker bei deutschen Dichtern in Deutschland und im Ausland zu hinterlegen, damit:

... unsere Gedichte an den richtigen Orten bereitliegen, für den Fall, wenn sich einmal etwas ändert und wir vielleicht die Möglichkeit erlangen, vor einen größeren Leserkreis in Deutschland zu treten... und ... trotzdem ist es ein gutes Gefühl, sein Buch Dichtern gleichsam in Verwahrung gegeben zu haben...

   Bitter ist hierzu anzumerken, dass keiner der namhaften Dichter, die die Bücher von Ausländer, Goldfeld, Rosenkranz, Kittner und Margul-Sperber erhielten, damals oder später ihre Stimme öffentlich für einen der jüdischen Lyriker aus der Bukowina erhoben haben.

Cernãuþi, 26.3.40

Liebe Frau Ausländer,

Ich schicke Ihnen heute alle Adressen die ich noch besitze. Dass R[osenkranz] rät, nichts zu versenden, sieht ihm ganz ähnlich. Ich glaube, man sollte es unbedingt tun und bedaure es nur, dass ich leider zu wenige Exemplare drucken ließ. Denn abgesehen davon, dass der eine oder andere doch irgendwie antwortet und man, wenn auch nur andeutungsweise, eine Art von objektiver Stellungnahme erfährt, ist es gut, wenn unsere Gedichte an den richtigen Orten bereitliegen, für den Fall, wenn sich einmal etwas ändert und wir vielleicht die Möglichkeit erlangen, vor einem größeren Leserkreis in Deutschland zu treten. Mir haben bis jetzt außer Thiesfelder allerdings nur drei Dichter geschrieben: Manfred Hausmann, Robert Faesi (?) (der mir auch sein neuestes Werk, eine Kantate einsandte) und Max Hermann (dzt. London) und ich kann auch nicht sagen, dass ich (außer bei Thiesfelder, der etwas eingehender war) für die richtige Abschätzung meiner Sachen etwas gewonnen hätte, aber trotzdem ist es ein gutes Gefühl, sein Buch Dichtern gleichsam in Verwahrung gegeben zu haben, auch wenn wir – wegen unserer jüdischen Namen – weniger Aussicht haben auf ein Mehr, als zum Beispiel Sp.[erber]. –

Dass R[osenkranz] lügt, indem er sagt, dass er nichts versendet habe, durchschauen Sie wohl selbst. Auch ... brauche ich Ihnen wohl kaum richtig zu stellen, welches seine eigentliche Haltung zu Ihrem Buch hier war. Es gibt wohl kaum ein herabsetzendes und beleidigendes Wort – bis zum niedrigsten Schimpfwort - dass er im Zusammenhang mit Ihren Versen, vor mir und allerorten, nicht gebraucht hätte. R[osenkranz] war es auch, der den Kittner dahin gebracht hat, seine ursprünglich objektive und gute Meinung über Sie vollkommen zu ändern. Was seine Versprechungen in Bezug auf die Auswahl der Gedichte für die Anthologie betrifft, kann ich Ihnen nur soviel sagen, dass er nichts anderes, als Ihre prinzipielle Einwilligung haben will.

Gedruckt wird dann ganz gewiss nur das, was ihm und den anderen für richtig erscheint, denn auch K[ittner] hat hier sehr „freie“ Ansichten.

Über die Kritik des Sp[erber] habe ich mich sehr geärgert. Ich hätte gern auf die Bezeichnung großer Lyriker und dergleichen mehr, verzichtet, wenn ich an Stelle solcher übertriebener, verlogen journalistischer Phrasen eine sachliche Berichterstattung gelesen hätte, denn, dass man sich bei einem Gedichtband Rosinen klauben muss ist nun einmal ein Problem der Lyrik überhaupt und es war hinterlistig und niederträchtig darauf in einer Weise hinzudeuten, als verhielt es sich nur bei meinem Buche so. Nehmen Sie die alte Mörike-Ausgabe zur Hand (Reclam): Unter 250 Gedichten suchen Sie mit Mühe 60 vollkommene heraus und deshalb bleibt Mörike noch immer ein wahrer, großer Dichter. Dass aber Sp[erber] sich soweit versteigen konnte, einfach zusammenzählen zu wollen, wie viele Gedichte ihm gefallen haben (oder nach seiner Meinung gut sind) ist (abgesehen davon, dass er sich selber Lügen straft, denn ich besitze eine schriftliche Auswahl von ihm, die weit über sechzig Gedichte enthält) niederträchtig und das Mittel, ein Buch herabwürdigen zu wollen und als kritischer Behelf einfach unerhört. Missverstehen Sie mich nicht: Ich weiß, dass man der Lumperei eines jeden Feder führenden Ignoranten ausgesetzt ist, im Augenblick, in welchem man sich entschlossen hat, etwas zu drucken. Was mich hier kränkt ist, dass Sp[erber] gegen eigenes Besserwissen mir zum Vorwurf macht, was ausnahmslos jeden trifft, der Gedichte schreibt, nämlich, dass er nicht lauter Meisterwerke zustande bringt (selbst die großen Rilke, Heine, George nicht), weiter die Tatsache, dass Sp[erber] der vor dem Druck das vollständige Manuskript las und es mir mit den Worten: Hier ist kein Gedicht zu viel zurückgab und später aus Burdujeni eine Liste von 63 vollkommenen Gedichte einsandte, so heuchlerisch und erzschuftisch vorgehen konnte. Ich will schon garnicht reden von der unausgesprochenen Gegenüberstellung meiner Gedichte irgendwelchen Meisterwerken in welchen der Eingeweihte sofort die des R.[osenkranz] erkennt. Das zeigt ja nur von einer geistigen Hörigkeit.

Mich hat ein tüchtiger Ekel gepackt, nach all diesem. Vorläufig will ich mit diesen Leuten nichts mehr zu tun haben, und habe den Kittner verständigt, dass ich bei der Anthologie nicht mittue. Es wird ja eine umfangreiche Einleitung zum Buche von R.[osenkranz] und Sp.[erber] konziliert werden und ich will nicht mehr für diese Herren Besprechungsobjekt sein. Wenn sie trotzdem über mich schreiben, so habe ich wenigstens nicht dazu mitgeholfen. Ebenso wie ich es nicht werde verkünden können, dass Sp.[erber] bei der demnächst über die Tafeln erscheinenden Rezension mich gewiss in herabsetzender Gegenüberstellung verwenden wird, denn so ist es ja bekanntlich am leichtesten zu loben.[16]

Jetzt ist es aber ein gewaltiger Brief geworden.

Ich schließe.

Herzliche Grüße

Ihr

Goldfeld

Die Adresse des T. Mann ist, wie mir K.[ittner] versichert, bestimmt richtig. Er hätte sie mehrmals gesehen; dort wohne auch Einstein. Wo A. Zweig wohnt, wissen wir nicht; auch die Adresse der R. Huch habe ich noch nicht. Um den Ärger des David Goldfeld über die Margul- Sperbersche Kritik nachvollziehbar zu machen – ich zweifle nicht, dass seine Ausführungen bezüglich der Äußerungen Margul-Sperbers zu seinen Gedichten richtig sind – soll an dieser Stelle die Rezension vom 02.03.1940 aus dem Czernowitzer Morgenblatt, die nicht leicht zugänglich ist, vorgestellt werden.

 

   Alfred Margul-Sperber: Ein Bukowiner Lyriker

   Es gibt Gedichtbücher, deren Substanz so komprimiert ist, dass es genügt, jede beliebige Verszeile in Prosa aufzulösen, um den Stimmungsgehalt eines ganzen Gedichtes zu erhalten. Solche Bücher wiegen schwer, aber sie sind dem Durchschnittsleser in der Regel auch schwer zugänglich: in ihnen stellt jedes Gedicht die Summe vielfacher und sehr verschiedenartiger lyrischer Erlebnisse und das Resultat einer auch auf das Worterlebnis gerichteten sprachlichen Bemühung vor. Von einer Stimmung schlechthin kann bei solchen Gedichten kaum die Rede sein, sondern nur von einem Lebensgefühl oder Weltgefühl, ebenso wie der sie auslösende Anlass niemals ein Einfall oder Eindruck sein kann, sondern nur eine seelische Erfahrung. Gedichte dieser Art sind mühevoll geworden, aber sie geben sich auch nur spröde der werbenden Annäherung des Lesers.

   Dann gibt es wieder Gedichtbücher, die zu der ganzen Welt sprechen, In ihnen überwiegt die poetische Redensart, der lyrische Tonfall des Allzumenschlichen und der Weg des dichterischen Erlebnisses führt darin oft über die haarscharfe Schneide zwischen Ergriffenheit und Banalität, Trauer und Sentimentalität. Ihr Gefühl geht mehr in die Breite, als in die Tiefe. Ihre Dichter erliegen allzu leicht der Lockung des lyrischen Einfalls, haben selten den starken Atem, um mit unverminderter Intensität die Länge eines ganzen Gedichts durchzuhalten; bis es soweit ist, hat sich der schöpferische Ansatz längst verpufft. Schöne Stellen, einprägsame Gedichtanfänge und -schlüsse sind geradezu typisch für diese Art der Dichtung, zu der, ihrem Wesen nach, die Lyrik gerade der stimmungsstärksten, innerlichsten und musikalischesten Dichtung gehört. Das lyrische Lebenswerk eines Paul Verlaine zum Beispiel bedarf, wenn man echten Erlebnisgehalt und bleibende Substanz als Maßstäbe zugrunde legt, einer ungemein strengen Sichtung, während aus dem einzigen zu Baudelaires Lebzeiten erschienenen Gedichtbande sich kein Gedicht missen lässt.

   Das Gedichtbuch von David Goldfeld (Der Brunnen) gehört nun zu jenen lyrischen Sammlungen, bei denen man sich die Rosinen aus dem Kuchen klauben muss. Es gibt darin eine stattliche Anzahl von Gedichten, die, von den anderen gesondert betrachtet, einen der stärksten und nachhaltigsten lyrischen Eindrücke der Zeit zu vermitteln vermöchten. Für den anspruchsvollen Lyrikleser aber, der nicht genug Geduld besitzt, um durchhalten zu können, erstickt das Übermaß, des mitaufgenommenen Zufälligen, Gelegentlichen und Belanglosen den immerhin großen Bestand an echter und ganz großer Lyrik in diesem Bande. Unter diesen Gedichten gibt es wieder Verse, die geradezu erschüttern durch die bezwingende Gewalt, die Klarheit, Reinheit und Schlichtheit des hergeborenen und klanggewordenen Gefühls oder Erlebnisses. Ich denke hier an Verse wie die nachstehenden: Stimme aus der Höhe.

Lass die Zeit nur flüchten, stürmen: / bange nicht, denn Einer ist, / der dich lieben wird und schirmen / wenn dich alles einst vergisst. // Aus den blinden Daseinswegen / führt zu ihm ein dünner Pfad; / wirst das Haupt zur Ruhe legen / das noch nicht gerastet hat. // Deine Hände wirst du falten, / abgelöst vom Baum der Welt, / Und ein Schlummer wird dich halten, / wie ein Herz die Liebe hält.

   Hier ist das Todeserlebnis, dem das ganze Buch seine entscheidenden Anregungen verdankt, aus einem mit dem unwendbaren Schicksal versöhnten Herzen her und zur Einheit mit aller werdenden und vergehenden Natur und Kreatur erlöst, Gedicht und Gestalt geworden. Gerade das Anspruchslose und Unbeabsichtigte der sprachlichen Formung macht die Stärke des Gedichtes aus, es wäre manches zu sagen über die lyrische Gewalt einer Metapher, die selten so glücklich gelingt wie diese: Und ein Schlummer wird dich halten, wie ein Herz die Liebe hält.

   Oder man lasse den ganzen Zauber einer von Geheimnis umwitterten, mondentrückten Frühlingslandschaft auf sich wirken:

Stern in klarer Frühlingsnacht, / was hat dich so schön entfacht? // Wiesen sanft und schattenstill, / fühlt ihr, was euch nahen will? // Was hat zart den Baum umweht / und den Strauch, der dunkel steht? // Hinter blauer Berge Wall / tönt des Mondes Silberfall: // Alles ahnt ihn, wie er steigt, / alles tiefer, tiefer schweigt...

   Hier ist das große Schweigen in die Wortkargheit des Gedichtes eingegangen; nur das Herz spricht, da alles schweigt. Man hört das Tönen der Stille und sieht den aufsteigenden Springbrunnen des Mondes. Das Zarteste, Unaussprechliche ist hier Wort geworden, gerade noch laut genug, um hörbar zu sein und leise genug, um die Andacht der Natur nicht zu stören.

   Enthielte nun der Band David Goldfelds lauter Gedichte dieser Qualität, er wäre das große lyrische Ereignis unserer Tage. Aber der Dichter hat sich nicht darauf beschränkt uns eine kostbare Auslese der Früchte beglückter und erfüllter Stunden zu bescheren; er wollte uns einen umfassenden Überblick über sein gesamtes lyrisches Schaffen geben. Viele, sehr viele der Gedichte tragen den peinlichen Erdenrest des Ringens um Form und Ausdruck, sind Vorstufen, Skizzen, Nebenwerk, die gekräuselten Schnitzel seiner dichterischen Werkstatt. Aber wenn man mit dem gehörigen Maß von Wohlwollen, das diesem in seinen besten Stunden unzweifelhaft echten und großen Lyriker gebührt, den ganzen Band gelesen hat, dann bleibt immerhin noch ein stattlicher Strauß von über dreißig sehr schönen Gedichten in der Hand, ein Ertrag, der den Dichter in den vordersten Rang der edlen und beseelten Sänger unserer Landschaft stellt. Ich denke, dass man, außer den zitierten beiden Stücken, die Gedichte S. 21/I, II, 22/I, 29, 37, 39, 42, 43, 44, 46, 49, 50/ I, 52, 53, 56, 73, 77, 81, 87, 92, 99, 111, 112, 114, 121, 122, 124, 125, 126, 133, 136, und 137 zu den bleibenden des Bandes rechnen darf, der, alles in allem genommen, David Goldfeld sicherlich unter den Freunden der Dichtung eine stetig wachsende, treue Lesergemeinde sichern wird. Es war mir schon vor Jahren eine besondere Freude, in einem Prager jüdischen Almanach als Erster öffentlich auf unseren Dichter hinzuweisen und so beglückwünsche ich ihn auch jetzt herzlich zu der Verwirklichung seines Entschlusses, vor der Öffentlichkeit über sein bisheriges poetisches Wirken in der Stille Rechenschaft abzulegen.[17]

   Der letzte erhaltene Brief von David Goldfeld ist undatiert. Er muss, wie sich aus dem Inhalt ergibt, kurz nach dem 30.03.1940 geschrieben worden sein.

 

ohne Datum

Liebe Frau Ausländer,

Sie werden gewiss (im Morgenblatt v. 30.3.) den Artikel über Ihre Gedichte gelesen haben.[18] Er ist sehr schön und drückt ganz das aus, was ich und viele andere über Ihr Buch denken. Herr Weinberg, der Verfasser, ist mein Freund und jetzt kann ich es Ihnen erzählen, dass wir uns seit mehr als 4 Wochen um die Aufnahme der Rezension, die ich ins deutsche übersetzt habe, bemüht haben. Sie können sich kaum denken, welche elenden Zustände dies bezüglich bei den hiesigen Zeitungen herrschen und wenn wir uns am Ende entschlossen haben, die Kritik rumänisch drucken zu lassen, so nur aus dem Grunde, um allen verlogenen Quertreibereien unserer Freunde zum Trotz doch öffentlich aussprechen zu können, was wir denken. Es genüge Ihnen zu erfahren, dass man dem Redakteur

Weinstein den Inhalt Ihres Buches als staatsfeindlich schilderte, nur um ihn abzuhalten, etwas darüber zu drucken.

Und jetzt eine Bitte. Weinberg hat sein eigenes Exemplar dem Weinstein gegeben; senden Sie ihm, bitte ein anderes. Weiter bitte ich Sie an meine Adresse außerdem ein Buch für Dr. Traian Chelom (mit Widmung) einzusenden. Herr Ch. ist ein großes Tier an der hiesigen Universität und außerdem Chefredakteur im „Glasul Bucovinei“(?). Er wird in kürze in einer größeren Besprechung alle in der letzten Zeit erschienen Gedichtbände erwähnen und so auch Ihres. Ich habe ihm vorläufig mein Buch geborgt; die Gedichte gefallen ihm sehr gut.

Haben Sie an die Martha Kern seinerzeit geschickt? Wenn nicht, tun Sie es.

Ich habe mich gefreut, dass es nun gelungen ist, den Schweige-Bann den „Freund“

Sp.[erber] über Ihr Buch ausgesprochen hat, zu brechen. Vielleicht habe ich einmal Gelegenheit, Ihnen mündlich alles zu erzählen, was dazu notwendig war.

 

Herzlichst

Ihr Goldfeld

Bitte, senden Sie die Bücher bald!

   Die mit L. Vainberg unterzeichnete Besprechung des Bandes Der Regenbogen erschien in rumänischer Sprache. Die Gedichtzitate waren allerdings deutsch wiedergegeben. Ins Deutsche übersetzt lautet diese Buchkritik:

 

L. Vainberg: Die Lyrik der Rose Scherzer-Ausländer

Ein Buch voller Gefühle und Wünsche, ausgedrückt in einer edlen Form. Die Sinnesfrische des Gedichtbandes von Rose Ausländer ist so tiefdringend, dass man an jeder Stelle die Gefühle, die ein Frauenherz erwärmt haben, spürt.

Schon diese Besonderheit erteilt dem Band eine persönliche Note. Die Dichterin hat ihre ganze seelische Erregung – und ich behaupte die eines jeden von uns – ausgedrückt, denn diese Verse sind uns nicht fremd.

Ihre Schaffenskraft findet Form und Ausdruck für alle Feinheiten der menschlichen Sensibilität. Deshalb enthält dieser Band die schönsten Zeilen über die Liebe, die Sehnsucht, die Hoffnung, das Schweigen und die Einsamkeit, über die Einsamkeit, in der das Echo des Schweigens ertönt. Ich wage es dies so auszudrücken, weil eine mutige Rezension die passenste Belohnung für das Schaffen einer Autorin ist, deren Ausdrucksvermögen die Grenzen, die Poesie in melodischen Versen ohne emotionale Kraft erstarren lassen, sprengt.

Wenn häufig im lyrischen Dichten, anders als bei Shakespeare, Dante oder Milton, der Mut des Schaffens, der Plan die üblichen Dimensionen zu überragen fehlt, wenn die Lyrik häufig nicht mehr das Echo der Emotion ist, so trägt doch das Dichten der Rose Ausländer den Mut des Ausdrucks, den Verdienst der Vervielfältigung der künstlerischen Intensität in sich.

In einer Notiz über den Mut zum Expressiven zitiert Puskin berühmte Autoren, um einige gewagte Ausdrucksmöglichkeiten zu wiederholen, die er zugleich für eine Befreiung von jeglichem Vorurteil in der Kunst hält. Rose Ausländers Gedichtband enthält ganze Gedichte, die sich durch solchen Mut charakterisieren. Dies erhöht nicht nicht nur deren Wert, sondern vervielfacht auch die Kraft des Echos im Leser.

Wir reichen uns der Liebe rote Beeren

Gereift am Glühen unsrer Leidenschaft.

Ich will mit Inbrunst deinen Leib verzehren,

und iß du mich mit aller Liebeskraft.

und

Mund des Geliebten, du mein roter Kahn,

lockst mich hinweg aus meinem Land der Ruh!

Ich treibe wie ein weißer, schlanker Schwan

dem süßen Abgrund meines Wahnes zu.

Solche Metaphern sind wir in den üblichen Gedichten nicht gewohnt. Es sind ganze Welten der Gefühle und Leidenschaften, die uns Leser mit der Kraft einer Zauberin nahe gebracht werden.

Es verbietet sich, aus einem Band mit solchen Eigenschaften nur stückweise zu zitieren, da man aus jedem Gedicht etwas vorstellen müsste, um ihm gerecht zu werden. Da wir zudem nicht entscheiden können, was nicht wiederzugeben sei – insbesondere aus den Liebesgedichten, die uns mit der Fülle ihrer Schönheit überwältigen – kann der Leser getrost das Buch willkürlich aufschlagen, er wird niemals enttäuscht sein.

Zu dieser Form der Dichtung – Liebesdichtung – muss ich bemerken, dass die Ausdruckskraft der Poetin viele uns bekannte, gelungene Werke hinter sich lässt und der Vers Eines nur macht uns stumm: das Unsagbare aus dem Gedicht Bald exotisch anmutet in diesem Band, da für diese Dichterin nichts unsagbar ist.

Der Vergleich mit anderen Dichtern konstituiert eine Banalität, die keinen Künstler mit Persönlichkeit ehrt, aber es fällt uns schwer die Größe eine Talentes zu erkennen, ohne dessen Schaffen auf das Bekannte aus der Tradition zu beziehen. Erlauben Sie mir deshalb hinzuzufügen, dass Rose Ausländer in ihrer kreativen Schöpfung eine Sensibilität gleich der von S. J. Nadson und eine Ausdruckskraft wie die von S. Esenin erreicht.

Um dem Leser dieser Rezension nicht die Freude an der Lektüre eines Gedichtes, das charakteristisch für die Sensibilität dieser Dichterin ist, vorzuenthalten, gebe ich, wider meinen Willen, folgende Verse wieder:

Des Geliebten Nächte zu entzünden,

Will ich augenspendend süß erblinden.

 

Des Geliebten Atem zu umkosen,

wandelt sich mein Blut in tausend Rosen.

 

Des Geliebten Liebe zu erhalten,

möcht´ ich mich in tausend Frauen spalten,

dass er tausendfach nur mich begehre,

alle liebend nur mir angehöre!

Diese Gedichte beinhalten den Traum der Liebe für unser ganzes Leben. In ihnen wird unsere Sehnsucht nach dem Menschen, den wir ein ganzes Leben suchen und nie finden, kristallisiert. Sie enthalten unseren Liebestraum, vereitelt durch das unvermeidliche Unglück oder die unausweichliche Trennung.

Die Gedichte der Rose Ausländer sind nicht nur gebündelte Inspiration, sondern auch ein Buch der Emotionen, die so intensiv wiedergegeben sind, dass sie den Leser versklaven. Es scheint uns beim Lesen dieser Verse, dass sich unser Leid in fallendem Schnee befindet: doch wir wussten es nicht; dass unsere Einsamkeit dichte Dunkelheit ist: aber wir konnten es nicht wahrnehmen; dass unsere unerwiderte Sehnsucht und Liebe ein Leiden sind: und wir kannten seinen Namen nicht. Bis wir dieses magische Buch geöffnet haben, wo jeder unserer Schmerzen in einem Vers vorhanden ist, den wir wie Balsam trinken können.

   Rose Ausländer hat, der Empfehlung Goldfelds entsprechend, ein Exemplar ihres Buches Der Regenbogen Martha Kern zugesandt. Die Rezension, die im Nachlass von Ausländer vorhanden ist, erschien im Czernowitzer Morgenblatt.

 

Martha Kern: Der Regenbogen

Ein eigenartiges, eindrucksvolles Profil zeigen die Verse von Rose Scherzer-Ausländer, welche unter dem Titel Der Regenbogen in einem hiesigen Verlage erschienen sind. Obwohl die Dichterin heute in Bucuresti lebt und einige Jahre in Amerika verbracht hat, scheint sie geistig bei uns beheimatet zu sein. Was dem interessanten Kapitel Bucoviner Lyrik entschieden zum Vorzug gereicht. Meisterhaft beherrschte Sprache und künstlerisch vollendete Form sind heute fast selbstverständliche Voraussetzung bei jemand, der es unternimmt, die innerlich reiche deutsche Literatur um einen neuen Gedichtband zu vermehren. Strengste Auswahl, sowie ein hoher künstlerischer Maßstab sind von vornherein geboten.

Was den Vorzug dieser Verse ausmacht, ist, dass man hinter all dem Männlichgekonnten und Menschlichgefühlten die Frau spürt, die anders erlebt und anders reagiert als der Mann, der – bewusst oder unbewusst – doch immer ihr Vorbild bleibt. Gewiss, viele ihrer Gedichte könnten ebenso gut von Männern erfunden und gestaltet worden sein. Es spricht der Mensch, der staunend das Wunder Leben in Aug und Seele aufnimmt. Impressionistisch nachgeschaffen, wie von einem Claude Monet, erscheint zum Beispiel die Verzauberung einer nüchternen Häuserzeile durch einen späten Sonnenstrahl in Herbstlicher Ausschnitt. Wo der Frühling spinnt ruft uns das Gemälde eines Nazareners vor Augen. Otto Runges Frühling könnte die Verse von Rose Ausländer als Überschrift tragen. Die liebevolle Versenkung in die dünnen, krausen Linienbäche in das holde Netzwerk eines grünen Blattes, erinnert an die Arbeit der geduldigen alten Niederländer, die am geringsten Gegenstand die ganze Pracht der Schöpfung offenbaren konnten.

In ihrer ureigensten Gestalt tritt uns jedoch Rose Ausländer entgegen, da sie in ihr eigenes Herz taucht und aus den Wunden einer großen Liebe die roten Rosen holt, die den tragischen Hauch einer einmaligen Leidenschaft atmen. Vom ungläubigen Tasten und Staunen der ersten Begegnung in weißer Einsamkeit zum Jubelruf der vollkommenen Hingabe, da sieben Himmel mit Sternen und Regenbogen nicht zuviel sind und der Liebe rote Beeren zum Symbol einer mystischen Verschmelzung werden, führt uns eine Folge von Sonetten zum Abschluss.

Es kamen Winde und verwirrten Dich

Da kamen Falter und entführten Dich

Und ließen mich im Stoppelfeld zurück.

Die Frage, Was fängst Du jetzt noch an mit Deinen Tagen geht durch jedes Herz.

Auch die Reihe Des Geliebten Nächte zu entzünden trägt den Stempel echter Weiblichkeit. Die Verse

Des Geliebten Liebe zu erhalten,

möcht ich mich in tausend Frauen spalten,

dass er tausendfach nur mich begehre,

alle liebend nur mir angehöre!

können nur von einer Frau geschrieben sein.

Unrecht wäre es, diese Besprechung abzuschließen, ohne der beiden originellen Dichterbildnisse Erwähnung zu tun, die Rose Scherzer-Ausländers Talent von einer neuen Seite zeigen. Besonders geglückt ist die Nachzeichnung von Elieser Steinbarg, dessen geniale Fülle, die naive Vertrautheit mit Stern und Stein wunderbar erfasst ist. Die Worte Ein Vater starb, es starb ein Kind umfassen eigentlich alles, was das Werk dieses außerordentlichen Geistes kennzeichnet. Aber auch der Dämonie des jiddischen Balladendichters Manger wird sie gerecht. Seine zwiespältige Natur, die Gott und Tier in einer Gestalt vereint, bannt sie in das eindrucksvolle Bild, da der Dichter nach einer durchzechten Nacht den Mond im Arm verzückt nach Hause strömt.

In starken, vollen Akkorden klingt die Melodie der Welt aus den Versen dieser Frau auf. Ihre Lieder Die goldenen Vögel bringen unserem grauen Dasein Glanz und Farbe, Sinn und Trost.[19]

 

   Der Briefwechsel mit Goldfeld bricht zu diesem Zeitpunkt ab. Ausländer befand sich etwa ab Anfang Mai 1940 in Czernowitz zur Pflege ihrer an Herzasthma erkrankten Mutter. Am 28. Juni 1940 wurde die Stadt durch sowjetische Truppen besetzt. Ausländer und Goldfeld waren in Czernowitz gefangen. Sich Briefe zu schreiben, erübrigte sich, da persönliche Kontakte möglich waren.

   Die sowjetische Besetzung geht am 5. und 6. Juli 1941 nahtlos in eine rumänisch-deutsche Besetzung über. Die Verfolgung und Vernichtung der Juden der Bukowina beginnt. Der seit längerem an Tuberkulose erkrankte Goldfeld stirbt 1942 im Getto von Czernowitz. Ausländer begleitete sein Sterben. Als Nachtrag sollen hier die beiden Gedichte aufgeführt werden, welche die Dichterin zur Erinnerung an David Goldfeld schrieb. Dass sie dies tat, zeigt auch ihre Wertschätzung für Goldfeld. Sehen wir von ihren Celan-Gedichten ab, schrieb sie solche Erinnerungsgedichte nur noch für Steinbarg und Manger.

   Der sterbende Poet wurde von ihr zwischen 1956 und 1963, also in ihrer ersten deutschen Schreibphase nach Krieg und Shoa, notiert:

 Der sterbende Poet[20]

In memoriam David Goldfeld

Er lag und litt. Ich saß an seinem Sterben und dichtete für ihn die Lüge Leben.

Ich grub mich in seine Qual, tief-tiefer, bis die Quelle sprang. Berge kamen, umringten sein Bett.

Ich beschwor die Rose herauf – das Aroma Leben beschwor den Apfel

die Rebe – eine Lunge aus Atem und Blut

»Sie sind meine Rettung. Sie lassen IHN nicht herein, nicht wahr?« Nach der Morphiumspritze blühte sein Blick auf, ein glänzendes Vergißmeinnicht. Er machte eine leichte Bewegung mit der Hand und hauchte: »Diese Welle schwemmt weg den Schmerz. Ich lebe«

Als ich am nächsten Tag sein Zimmer betrat, lag sein Körper unter dem schwarzen Leichentuch

 

In Memoriam D. Goldfeld schrieb Rose Ausländer Mitte der 1970er Jahre.

 

In Memoriam D. Goldfeld[21]

 

Mit dem lungenkranken Dichter

litt ich im Ghetto

Bruderschaft

 

Meine Mutter siech

fremd die Verwandten

wir froren und darbten

 

Auf dem Weg zum Kranken

schwebte über mir

ein Engel aus Schnee

 

Ich lächelte

es wird Ihnen bald

viel besser gehen

glauben Sie mir

 

Er glaubte mir

und starb

   David Goldfeld gilt es in Deutschland noch zu entdecken; er gehört zur Zeit zu den vergessenen Dichtern aus der Bukowina.

 

Exkurs: Alfred Margul-Sperber

   Rose Ausländer und Alfred Margul-Sperber lernten sich Ende 1923 in New York kennen.*6 Beide arbeiteten damals in Bankhäusern, so dass möglicherweise über berufliche Kontakte der Grundstein für die jahrzehntelange Bekanntschaft – oder Freundschaft? – gelegt wurde. Als Margul-Sperber Ende 1924 nach Europa zurückging, hatte er Gedichte Ausländers im Gepäck und 1928 wies er als erster in einem Zeitungsartikel auf Ausländer hin:

da wir schon einmal beim Entdecken halten, sei hier eine ganz unmaßgebliche Vermutung ausgesprochen: Dass die zwei stärksten Begabungen unter den Bukowinaer Lyrikern, ja vielleicht die stärksten Begabungen in der zeitgenössischen Frauendichtung, von Else Lasker-Schüler abgesehen, zwei Bukowinerinnen sind, deren Gedichtmanuskripte sich gegenwärtig in meinem Besitze befinden: Rose Scherzer-Ausländer und Salome Mischel. Von ihnen soll zu einer gelegeneren Zeit ausführlich die Rede sein.[22]

   Im Sperber-Nachlass dokumentieren neun Briefkarten und sechzehn Briefe von Ausländer und eine Karte ihrer Mutter Kathi Scherzer an Margul-Sperber die Beziehung zwischen der Dichterin und dem Dichter in der Zeit von 1931 – 1939. Vier Antwortbriefe und ein Brieffragment Margul-Sperbers finden sich im Ausländer-Nachlass. Ersichtlich ist, dass der erhaltene Briefwechsel beiderseitig erhebliche Lücken aufweist. Beim Textabgleich werden diese Lücken deutlich. Viele Briefe der Beiden müssen zur Zeit als verloren gelten.

   Margul-Sperber, der wesentlich schreibfauler als Ausländer gewesen zu sein scheint, nutzt immer wieder die Ausrede, Briefe von ihm seien verlorengegangen. Dies glaubte ihm Ausländer offensichtlich nicht. 1939 schreibt sie:

Lieber Sperber! Ich wollte, ich könnte einmal in einer hellseherischen Anwandlung die Mysterien ihres periodischen Schweigens ergründen! Dies ist leider für mich nicht zu erhoffen und für Sie nicht zu befürchten! Unter solch normalen Umständen bleibt mir nichts anderes übrig, als Sie selbst um Aufklärung zu bitten. Von Ihrem seit Äonen angekündigten ausführlichen Brief ist noch kein Zipfelchen zu erblicken. ..... Sonst keinen Gruß, keinen Bescheid, keine Antwort ...[23]

   Insgesamt fällt auf, wie zweckgerichtet die Briefe sind. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, spielen private Dinge keine Rolle. Vielmehr geht es um die Zusammenstellung einer Anthologie, um die Bewertung eigener und fremder Gedichte und insbesondere um die Herausgabe des Ausländer-Buches Der Regenbogen. Margul-Sperber berät nicht nur in Fragen des Druckes, liest Korrektur und ähnliches, nein, er nimmt erheblichen Einfluss auf die Auswahl der Gedichte. Warum er dies tut, begründet er in einem handschriftlichen Brief, von dem nur ein Fragment – Seite 5 – erhalten ist und der aus dem Zeitraum März bis Mai 1939[24] stammt.

... Ich möchte an Ihr Buch, das Buch das jetzt in Druck kommt, die höchsten und strengsten Forderungen stellen, ungleich strengere, als ich sie an mich selbst stelle. Ich fühle, dass diese Publikation etwas Entscheidendes nicht nur für Sie, sondern für uns alle ist. Ich halte Ihre Gedichte für ungleich bedeutsamer als die Rosenkranzischen, von mir selber schon gar nicht zu reden. Wie soll ich es also verantworten, etwas unterlassen zu haben, was die Beeinträchtigung der makellosen und eigentlichen Substanz und Gestalt Ihrer dichterischen Aussage durch störendes Daneben und Zuviel verhindern könnte? ...[25]

   Margul-Sperber setzt sich mit seinen Argumenten durch, in Der Regenbogen erscheinen nur Gedichte, die er auswählt.

   Vergleichen wir schriftliche und mündlich überlieferte Äußerungen Margul-Sperbers zu Gedichten der Bukowiner Dichter, so ist ein gewisser Wankelmut – verbunden mit großer, spontaner Begeisterungsfähigkeit – unverkennbar. Gelangen ihm Gedichte von Goldfeld auf den Schreibtisch, ist er davon begeistert[26]; veröffentlicht Rosenkranz ein Buch, singt Margul-Sperber darauf Lobeshymnen[27]; geht es um das Buch Ausländers, hält er – siehe oben – deren Gedichte für ungleich bedeutsamer als die Rosenkranzischen von mir selber schon gar nicht zu reden. Diejenige oder derjenige, mit deren oder dessen Gedichten sich Margul-Sperber aktuell beschäftigt, scheint immer die oder der wichtigste, beste und bedeutsamste Dichterin oder Dichter zu sein.

   Allerdings verwundert es doch, dass Margul-Sperber sich zu Ausländers Buch Der Regenbogen, zu dessen Gedichten er sich im Vorfeld der Veröffentlichung so enthusiastisch äußerte, nach dessen Erscheinen nicht nur nicht öffentlich äußerte, sondern auch Hilfestellungen, wie die Herausgabe von Adressen von Rezensenten und bekannten Dichtern, die Widmungsexemplare erhalten sollten, verweigerte.[28] Goldfeld schreibt in diesem Zusammenhang von einem Schweigebann Margul-Sperbers, der gebrochen werden musste.[29] Mit Befremden reagiert Ausländer gegenüber Margul-Sperber[30], der in seinem Antwortbrief vom 29. März 1940 um Verständnis bittet und mitteilt:

Liebe, gute Freundin,

wenn Sie mich in Ihrem Herzen abgeurteilt und verflucht haben, dann werden Sie

stelle oft an Menschen, die mir gut und nahe sind, Ansprüche übermenschlicher Geduld. Am Ende bin ich aber doch wieder bei Ihnen, unauslöschbar und treu wie am ersten Tag. Was ich über Ihre Gedichte zu sagen habe, ist mehr und herzensheimlicheres, als die Natur einer landesüblichen Buchrezension verträgt – und darum ist diese Rezension schon hundertmal geschrieben worden und dennoch ungeschrieben geblieben. Ich könnte Sie sofort aufsetzen, in einem prachtvollen Schwunge, wenn Sie mir gestatteten, Ihnen im Rahmen eines langen Aufsatzes einen Gegenspieler zu stellen: Alfred Kittner. Es ist ein Spiel der Polarität, das mich ungemein reizt. Ja, bitte, wollen Sie mir die Zustimmung dazu erteilen?

Beigeschlossen sende ich Ihnen eine Rezension, die im Berner Bund über Ihren Regenbogen erschienen ist. Ich bin mit dem Geschmiere ganz und gar nicht einverstanden, dass so beharrlich an dem Wesentlichen (Sprache! Leidenschaft! Naturhaftes!) Ihres Buches vorbeiredet, nur um zu zeigen, dass der Rezensent Einiges über rumänische Lyrik und Malerei aufgeschnappt hat. Aber da der Versuch immerhin gutgemeint ist, nehme ich ihn als verheißungsvolles Vorzeichen Ihres Ruhmes.

Herzlichst wie immer Ihr Sperber

Haben Sie sonst etwas an Rezensionen und Briefen über Ihr Buch?[31]

Es ist schon erstaunlich, dass Sperber Ende März 1940 noch an den Ruhm einer deutschsprachigen, jüdischen Lyrikerin glauben will, wo doch die Bücher jüdischer Schriftsteller in Deutschland nicht mehr publiziert oder verkauft werden dürfen und sowjetische Truppen schon bereitstehen die Bukowina zu besetzen.

   Ob Rose Ausländer dem Vorschlag von Margul-Sperber zugestimmt hat, wissen wir nicht. Wenn ja, kam das Vorhaben nicht mehr zum Tragen. Krieg und Shoa rollten über die Bukowina und ihre Dichter hinweg. Für das Loben von Gedichten war dies keine Zeit mehr.

   Dass aber Margul-Sperber trotz seiner bescheidenen Möglichkeiten und den damit verbundenen Gefahren zu denen gehört, die für Rose Ausländer und ihrer Mutter lebensrettend waren[32], ehrt ihn und zeigt seine Verbundenheit mit der Dichterin um vieles deutlicher, als es jede Lobeshymne auf ihre Gedichte hätte tun können. Gleichwohl hatte Margul-Sperber noch einmal die Möglichkeit, Ausländer gebührend zu würdigen. Gemeinsam mit Dr. Zaloziecki und Alfred Kittner organisierte er für sie im August 1946 eine Lesung im Dalles-Saal in Bukarest. Gedacht als Begrüßung wurde es zum Abschied. Nur vier Wochen später emigrierte die Lyrikerin in die USA. Margul-Sperber nutzte die Einführung zur Lesung zu einer Rede, die ein gewaltiger Hymnus ist:

 

Alfred Margul-Sperber: Die Lyrik Rose Ausländers

   Die Dichterin Rose Scherzer-Ausländer bedarf keiner Einführung mehr bei einem Gedichte liebenden Publikum, dem die Veröffentlichung ihres Versbuches Der Regenbogen den vollen Klang ihrer lyrischen Stimme und die kühne Eindringlichkeit ihrer dichterischen Aussage vermittelt hat. Aber weil nun einmal und wie erst in erbarmungslosen Zeiten gleich den unseren, der Gesang des Dichters leicht übertönt wird vom Röcheln der Not und vom Schrei des Grauens, gilt es die Erinnerung wachzurufen an das Werk dieser schwarzen Sappho unserer östlichen Landschaft.

   Ich kenne in der Dichtung der Gegenwart kein schlagenderes Beispiel zur Erhärtung des alten Satzes, dass alles Erhabene und Schöne einfacher Art sei, als das Werk Rose Scherzers. Die Dichter unserer Tage bevorzugen das Ungewöhnliche, Unerhörte, Komplizierte und Differenzierte, das um jeden Preis Neuartige und Überraschende in Idee und Ausdruck und vergessen allzu leicht, dass die großen Offenbarungen der Schönheit in der Natur – und Dichtung soll ja Natur sein – zu ihrer vollen und tiefen Wirkung durchaus keiner Kommentare bedürfen. Das Gedicht Rose Scherzers aber spricht das Natürlichste, Selbstverständlichste und Menschlichste so aus, dass es neu und zum ersten Male gesagt erscheint. Sie ist den Grundmächten verhaftet und nicht den Modemächten. Ihre Sprache, klar, ungekünstelt und bündig, folgt der großen Tradition und Ehrfurcht vor der Sprache bestimmt den Ausdruck. Seine Schlichtheit ist oft erschütternd und wie tiefe Wirkung erzielt, welche Ahnungen des Schicksals und der Grunderlebnisse beschwört in einem ihrer Liebesgedichte beispielsweise der Satz und alles wird dann anders sein...! Und dabei stammt ihre dichterische Eigenart durchaus nicht aus Bezirken des Emotionellen oder verdankt ihre Wirkung Mitteln der ästhetischen Bezauberung, also etwa musikalischen oder malerischen Elementen. Es ist eine geistige Landschaft in ihr, die seelisch erschüttert, ein denkendes Herz, das singt. Wie Ophelia, die sirenengleich dunkle, alte Weisen sang und es klang wie ein Volkslied, so gestaltet Rose Scherzer das ewige Erlebnis des Frauenschicksals in Formen von erschütternder Einfachheit. Denn das Herzstück ihres Werkes ist das Liebesgedicht und in ihm erschöpft sie auch alle Tiefen und Fernen ihres künstlerischen und menschlichen Erlebnisses. Ihr Liebesruf ist ein Naturlaut und der Echtheit ihres Bekenntnisses ist nur die Leidenschaftlichkeit ebenbürtig, mit der es ausgesprochen wird. Man übersehe nicht, dass ihr lyrisches Erlebnis aus dunklen Quellen des Elementaren und Dämonischen gespeist wird und es sind oft gefährliche Spannungen, aus denen sich Rose Scherzer zur Klarheit und Ausgeglichenheit ihres Gedichtes erlöst. Man verkenne auch nicht den Zug der Schwermut, der das Gedicht Rose Scherzers überschattet:

Nur aus der Trauer Mutterinnigkeit

strömt mir das Vollmaß des Erlebens ein.

   Es ist die tragische Bestimmung aller Liebenden, das Unmögliche zu wollen: die Dauer des Vergänglichen und die Flamme zu lieben, die sie verzehrt. Von dieser, wenn man will, erotischen Grundeinstellung ihres dichterischen Erlebnisses aus ist das Werk Rose Scherzers auch in allen seinen übrigen Aspekten zu erfassen und zu bestimmen. Sie bestimmt ihre Einstellung zum Natur- und Landschaftsgedicht, das überall ein auf das Naturerlebnis projiziertes und in ihm sublimiertes Liebeserlebnis bleibt. In ihr sind auch die Wurzeln ihrer dichterisch gestalteten Traumerlebnisse zu suchen, ihrer Gleichnisse, Visionen und Legenden. Ja selbst das Gedankengedicht, dessen Vorrat Rose Scherzer um ein paar wirklich dichterisch gestaltete und gültige Stücke dieser sonst in der Lyrik so problematischen Gattung bereichert hat, beruht ihr auf Voraussetzungen erotischer Art.

   Es liegt auf der Hand, dass eine dichterische Natur wie Rose Scherzer nur auf ihrer eigenen starken Persönlichkeit beruhen, den Gesetzen, wonach sie angetreten, gehorchen und sich nur in einer ihrem Temperament gemäßen Art dichterisch ausleben kann. Man darf es aber keinesfalls von ihr erwarten, dass sie sich den Satzungen einer zeitbedingten Literaturströmung, einer Dichterschule oder Koterie oder selbst den sogenannten Forderungen der Zeit verschreibe. Aber wir haben es nicht zu bedauern, dass die Dichtung Rose Scherzers eben nur Dichtung ist und, dem Wesen und der Form nach, sich nicht unter dem Namen irgendeiner der land- und zeitläufigen Literaturströmungen - Expressionismus, Neue Sachlichkeit oder Surrealismus – einordnen lässt. Denn für die Kunst gilt ganz besonders das Wort Shakespeares: Was ist ein Name? Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften![33]

   Nach der Einreise der Dichterin in die USA riss der Kontakt zu Margul-Sperber ab. Ausländer wagte nicht, ihm zu schreiben, um ihn im kommunistischen Rumänien nicht zu gefährden. Sie sandte über Bekannte und Freunde Grüße. Antwort kam allerdings nicht. Als Margul-Sperber 1967 starb, sendete der Österreichische Rundfunk ORF – Studio Wien - einen Nachruf von Rose Ausländer:

 

Rose Ausländer: Nachruf auf Alfred Margul-Sperber

   Am 4. Januar 1967 ist in Bukarest der Nestor deutscher Lyrik Alfred Margul-Sperber im Alter von 68 Jahren gestorben.

   Der in Storozynetz, Bukowina, geborene Dichter war in den zwanziger Jahren längere Zeit als Redakteur bei der Czernowitzer Tageszeitung Morgenblatt tätig und bis zum Ausbruch des letzten Weltkrieges Mitarbeiter deutscher Zeitungen und literarischer Zeitschriften in Rumänien und im Ausland. Bis 1940 hat Alfred Margul-Sperber zwei Gedichtbände im Verlag Literaria, Czernowitz, Gleichnisse der Landschaft und Geheimnis und Verzicht veröffentlicht. Von 1951 bis 1966 sind acht Bücher seiner eigenen Lyrik und zwei Übersetzungsbände aus rumänischen Volksdichtungen in Bukarest erschienen, für welche er mit dem 1. Staatspreis ausgezeichnet wurde. Von den zwei Bänden Nachdichtungen der Lyrik des bedeutensten rumänischen Dichters, Tudor Arghezi, erschien ein Band vor etwa sechs Jahren im Bergland Verlag, Wien.

   Vor dem letzten Weltkrieg war Alfred Margul-Sperber als eine zentrale Figur deutscher Publizistik in Rumänien und Österreich sehr geschätzt und galt in den letzten Jahren als der einheimische Poeta laureatus.

   Den Anschluß an die Moderne hat er in seinen eigenen Arbeiten nicht ganz ge-funden, aber es gibt wohl keinen altmodischen Dichter, der wie Sperber für alle – alte und neue – Lyrik solch ein leidenschaftlich einfühlsames Interesse bekundete. Er war auch einer der wenigen, die schon 1944-45 die frühen Verse Paul Celans mit heller Begeisterung begrüßte und in ihm den größten kommenden Dichter erkannte. Paul Celan widmete ihm sein Gedicht Der Pfeil der Artemis.

   Was Alfred Margul-Sperber in hohem Maße auszeichnete, war sein ungewöhnlicher Persönlichkeitszauber, dem keiner sich entziehen konnte, und seine lebenslänglichen selbstlosen Bemühungen im Aufspüren von neuen Talenten. Kein noch so verstohlen schreibender Dichter männlichen oder weiblichen Geschlechts in der Bukowina blieb dem Sperber unentdeckt. Er nahm sich ihrer Arbeiten hinge-bungsvoll an, sprach über sie in Vorträgen, stellte sie in Lesungen vor und schrieb über sie im Morgenblatt, im Tag, in Wiener Zeitungen und in in- und ausländischen literarischen Zeitschriften. Er war ihr Kritiker, Freund und Berater und in einzelnen Fällen auch ihr Herausgeber.

   Einige Tage vor seinem Ableben schrieb er ein schlichtes, ergreifendes Gedicht auf seinen bevorstehenden Tod. Ihm trauern zwei Generationen deutscher Dichter, Literaten und Freunde aus seiner Heimat nach.[34]

   Und als Kittner ihr 1976 den von ihm herausgegebenen Sammelband Geheimnis und Verzicht [35]) von Margul-Sperber zuschickte, antwortete sie:

...heute erhielt ich den imposanten Sperber-Band - Geheimnis und Verzicht -. Ihre Widmung und sein Foto haben mich zu Tränen gerührt. Lebhaft gedenke ich seiner, er steht vor mir, der –gute Riese[36] -, mein erster – Entdecker -.[37]

 

Exkurs: Rose Ausländer - Hanna Kawa – Ewald Ruprecht Korn

   Zu berichten ist von einer Episode, allerdings einer überlebenswichtigen Episode aus dem Leben Rose Ausländers in den Jahren 1943/44, in der Zeit der Judenverfolgung in Czernowitz. Das Judengetto wurde Ende Februar 1942 aufgelöst. An die 40.000 jüdische Menschen waren aus der Stadt nach Transnistrien deportiert. Die im Getto verbliebenen etwa 15.000 Juden kehrten in ihre Wohnungen zurück. Sie durften die Stadt nicht verlassen; es galt für sie eine strenge Ausgangssperre. Sie mussten den gelben Stern tragen, mussten arbeiten und wurden zeitweise zu Zwangsarbeiten in der Stadt eingesetzt. Ihre Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten war erbärmlich.

   Im Juni 1942 werden die Juden mit Popovici-Autorisation[38] – etwa 5.000 Menschen – nach Transnistrien deportiert. Im Juli wird für die jüdischen Männer zwischen 18 und 50 Jahren ein Arbeitsdienst in rumänischen Lagern eingerichtet. Wer keine Arbeitsstelle nachweisen kann, wird zu dieser Zwangsarbeit eingezogen.[39] Danach ist Ausländer die einzige der uns bekannten Dichterinnen und Dichter, die noch in der Stadt lebt. Sie hatte eine sogenannte Calotescu-Aufenthaltsbewilligung und war in der Liste der Arbeitenden[40] als Krankenschwester in einer Augenklinik registriert.

   Am 17. Februar 1943 schreibt Hanna Kawa[41] aus Bukarest einen handschriftlichen Brief, welcher nachdem er die rumänische Zensur nach diversen Schwärzungen passiert hatte, wenig später die Dichterin erreicht und sich heute in deren Nachlass befindet.*7

Bucarest, 17.II.43

Sehr geehrte gnädige Frau.

Ein Kreis Ihrer Anhänger, von Sperber[42] und Korn inspiriert, haben sich entschlossen, um Ihnen einen kleinen Beweis ihrer Freundschaft zu geben, eine monatliche .... Da es mir bisher nicht gelungen ist Sie ausfindig zu machen, ...

Falls es Ihnen so nicht entspricht, teilen Sie mir, bitte, eine ev. Änderung mit.

Eine meiner Bekannten hat mir auch für Sie eine hübsche dünne Pelzjacke gegeben. Leider wie? ich aber keinen Weg und habe keine Möglichkeit sie ...

finden Sie etwas. Bei dieser Gelegenheit ...

stehend die Namen ...

dennoch Sie in Verbindung waren und eine Ablenkung finden können, wenn Sie wollen. Es ist mir eine moralische Genugtuung Ihnen dienen zu können, weil ich mich auch literarisch betätige und zwar in polnischer Sprache, denn ich bin ein Flüchtling aus Warschau. Die besten Grüße von uns allen und viele gute Wünsche, Ihre Hanna Kawa ...

 

bei Frau Somogyi                                         Bucureºti ...

Meine Freunde: Litrig und Frau (deren Anschrift habe ich nicht bei mir.) Leon Schenkel und seine Frau, str. Tudor Vladimirescu 7/2

Die beiden Familien sind miteinander bekannt.

18.II.43

 also viele freudige ....

   Die zarte Antwortkarte an Frau Kava Ausländers ist verloren gegangen oder aber zur Zeit nicht auffindbar. Eine Briefkarte von Ewald Ruprecht Korn[43] aus Bukarest an Ausländer – Adresse: D-rei Leonore Neumann, (Für Rose Ausländer), Cernãuþi, str. Balº, No.11 – datiert auf den 7. März 1943 setzt die Korrespondenz fort.

Bukarest, den 7. März (1)943

Verehrte, gnädige Frau!

Ihre zarte Antwortkarte an Frau Kava habe ich gelesen, als einer der fremden Freunde – wie Sie so schön sagen – die Ihnen Frau Kava in ihrem Brief genannt.

Wir haben uns vorgenommen, jeden Monat solch ein Brieflein unserer Verehrung Ihrer Verse zu schreiben, um dem Menschen so nahe wie der Dichterin zu sein. Das mein Gedichtband in dem selben Jahr erschienen, hier in den Buchhandlungen so nah dem Ihrigen lag, schon dies freute mich. Immer wieder sage ich ihre Verse Bekanntesten und Bekannten, und so weilen Sie oft unter uns und vielleicht erleben Sie dort unsere Zwiegespräche mit Ihnen. Besonders liebe ich das Gedicht Rose und Schmetterling. Und so bitte ich, dem die Handschrift so viel sagt, mir eine handschriftliche Abschrift des Gedichtes zu schicken. Und neige mich dankend über die begnadeten Hände, die es geschrieben.

Ewald Korn[44]

   Auf diese Karte antwortet Ausländer per handschriftlichem Brief vom 13. März 1943.[45]

Sehr geschätzter, lieber Herr Korn!

Ihre herzlichen Worte sind ein Fest meinem Herzen, das lange keinen Feiertag hatte. Doch jetzt kann ich die Wonne solchen Erlebens nicht erschöpfend auskosten. Ein harter Schlag traf mich gestern: ich bin von der Liste der Arbeitenden (die allein hier Lebensberechtigung haben) gestrichen worden. So erlebe ich die Schönheit Ihres Sprechens zu mir durch einen dichten Schleier von Wehmut. Aber auch durch dieses Gewebe schimmert sie hell und trostreich. Was soll nun werden? Wird es mir vergönnt sein, Eure monatlichen Grüße zu bekommen und mich ihrer würdig zu freuen?

So nehmen Sie dies mein gedämpftes Gefühl. Wissen Sie denn, was mir jetzt und hier Euer Nahesein bedeutet? Gewiss fühlen Sie es; da Sie wie ein Engel in mein Schattenreich traten, um das tiefe Dunkel aufzuhellen. Es ist traumhaft wunderbar – und nur Träume sind die Wirklichkeit – die Wirklichkeit aber ist weniger als ein

Traum in ihrer schalen Einförmigkeit und mörderischen Entpersönlichung. Traum: das ist Raum ohne Grenzen. Und nur wo die Begrenzung aufhört, beginnt erst die Kunst.

Lieber Freund, erfreuen und erfrischen Sie mich bald wieder durch Ihr belebendes Wort. Ich entsinne mich nicht Ihres Namens, glaube nicht, jemals von Ihnen Verse gelesen zu haben. Und täte es so gern!

Frau Kawa wird Ihnen erklären, warum ich Sie bitte, nicht an die alte Adresse zu schreiben. Frau K. wird Ihnen alles darüber mitteilen. Sie können mir immer durch sie Ihre guten Wünsche senden – und auf diese Weise weit ungezwungener schreiben. Rose und Schmetterling ziehen mit. Ach, dieser Frühling – wird er mir Verse bringen? Oder nur neues namenloses Leid?

In aller Innigkeit

Ihre Rose A.

   Entgegen der Mitteilung im Brief war nicht wie gewünscht Rose und Schmetterling[46] als Gedichthandschrift beigefügt, sondern das Gedicht An einen Schmetterling.[47]

 

An einen Schmetterling

 

Einst warst du Blume, Glanz und Stille,

Die Farben bogen sich dir zu,

und legten sich in Lockenfülle

um deine sanfte Sommerruh.

 

Es wuchs der Schmelz auf deinen Wangen,

die Süßigkeit lag wie ein Kern

in deinem goldnen Duft gefangen

und koste mit dem Morgenstern.

 

Da riß dich eine Vogelkehle

heraus aus deinem kleinen Schauen

und spannte deine Seidenseele

zu Flügeln über bunten Auen.

 

   Zunächst muss festgehalten werden, dass Ausländer, wie sie mitteilt, am 12. März 1943 von der Liste der Arbeitenden gestrichen wurde. Das heißt, sie verlor die Arbeitsstelle in der Augenklinik, die bis dahin in Verbindung mit der Calotescu-Autorisation die Lebensversicherung für sie und ihre Mutter war. Die Folge ist eine entscheidende Änderung der Lebenssituation: Der Aufenthalt der beiden Frauen in Czernowitz ist jetzt illegal, die Deportation droht unmittelbar.

   Um dem zu entgehen, tauchen sie bei verschiedenen – auch nichtjüdischen – Freunden unter und verbergen sich mehrfach in einem Kellerversteck.

   Dies erschwert nachhaltig die Sicherstellung des notwendigsten Lebensunterhaltes. Allerdings hatte Kawa in der Zwischenzeit Ausländer aufgesucht. Sie war mit der Eisenbahn von Bukarest nach Czernowitz gefahren und hatte im Bukarester Freundeskreis gesammeltes Geld, Lebensmittel und Kleidung für Ausländer und deren Mutter mitgebracht.[48] Bei diesem Besuch war auch vereinbart worden, dass keine Briefe und Karten mehr vom Bukarester Freundeskreis nach Czernowitz per Post geschickt werden sollten, damit Ausländer nicht unnötig gefährdet werde. Kawa wollte solche schriftlichen Grüße, wie auch die Antworten darauf, persönlich überbringen. So ist denn wohl auch der Brief Korns vom 22. März 1943[49] – ohne Adresse und Umschlag – auf diese Weise überbracht worden.

22. März 1943

Verehrteste, gnädige Frau!

Durch Ihre Handschrift ward mir Ihr Schmetterlings-Gedicht noch näher. Ihre Züge entführen mich in ein(en) Bereich üppiger Phantasie und sind von einem Adel der Form überglänzt, dass ich mich immer wieder darein versenke. Also Dank! Auch ihre Worte über den Traum und die Poesie haben mich tiefer ins Verstehen Ihrer Gedichte geleitet. So viele Ihrer Gedichte sind ja Traumgedichte und die Worte Ihres Briefes streifen ganz nahe an das Gedicht: Wunder des Traums heran.

Für die Schwere des Schlages wären Trostworte zu billig, wenn sie auch meine Teilnahme zur Schau trügen. Doch Sie haben hier Freunde – Darf ich Sie bitten, dass dieser Glaube Sie für den Augenblick emportrage?

Und dann der Ausklang Ihres Briefes: über alles Schmerzliche mit meinem Hoffen auf Verse hinwegsiegend, wie es mich entzückte! Da ich so gerne Ihre Verse sage, vielleicht vertrauen Sie meiner Stimme auch von den Ungedruckten manches an. Es wäre ein Fest für Ihre Freunde. Und auch die ganz neuen, denen noch der Duft der Frische entströmt.

Einen Frühling der Verse wünschend

freundlichst

Ihr EK

   Auch wenn Korn in Bezug auf die Streichung aus der Liste der Arbeitenden anmerkt: Für die Schwere des Schlages wären Trostworte zu billig, wenn sie auch meine Teilnahme zur Schau trügen, scheint er doch nicht wirklich begriffen zu haben, wie extrem gefährdet die Dichterin jetzt war. Wie sonst könnte er so nachhaltig auf Gedichtabschriften – dazu noch möglichst unveröffentlichter, neuer Gedichte – bestehen und einen Frühling der Verse wünschen?

Die als erste Antwort folgende Karte Ausländers an Korn vom 12. April 1943[50] wurde gegen die Absprache mit der Post gesendet; Ausländer war kurzzeitig der Kontakt zu Kawa verloren gegangen.

12.4.43

Sehr geehrter, lieber Herr Korn!

Ich hoffe Ihnen bald ausführlicher schreiben zu können und will Ihnen jetzt nur ein Wort warmen Dankes zurufen für das Schöne und Innige, dass Sie mir sagen.

Darf ich Sie bitten unsere gute K. zu besuchen und mir mitzuteilen, ob sie gesund ist? Mir wurde gesagt, sie sei krank und da ich seit mehreren Wochen keine Nachricht von ihr habe, quält mich die Sorge um sie. Sagen Sie ihr bitte, es würde mich freuen, wenn sie sich mit dem Mediziner T. in Verbindung setzen wollte, ehe er abreist (vor den Feiertagen).

Herzlichst

R.A.

   Der letzte vorliegende Brief aus dieser Korrespondenz ging von Ausländer an Korn; er war undatiert und wurde ihm, wie er notierte, am 2. Mai 1943 von Kawa überbracht.[51]

Sehr geehrter, lieber Herr Korn!

Gewiß trägt mich der Glaube an meine Bukarester Freunde empor – nicht nur für den Augenblick, wie Sie so bescheiden bitten. Schön und liebreich sprechen Sie – auch dies ist mir Dichtung. Ich erlebe die Poesie dieser unbekannten Freundschaft mit jenem Enthusiasmus, mit dem ich eine Beethovensonate, eine zarte Blumen form, einen taumelnden Käfer umarme. Meine Dankbarkeit kann nur in diesem Geständnis zum Ausdruck kommen.

Neue Gedichte? Ach, dies ist ein gar tragisches Kapitel, mein Guter. Fast alles, was seit dem Erscheinen des R(egenbogen) bis 41 entstanden, ist verloren gegangen. In den apokalyptischen Tagen des Ghetto (vor eineinhalb Jahren) habe ich alles, was sich noch an Manuskripten, Briefen, Tagebüchern, Entwürfen in meinen Händen befand (in einer Art ruhiger Raserei) in Flammen aufgehen lassen. Nur eine Mappe, alte Entwürfe und Notizen enthaltend, entging zufällig diesem Schicksal. – Und seitdem? Nein, es waren keine Frühlinge der Verse! Es war uns ist ein Zauberschlaf, in dem schwarze Träume umhergeistern u. in den sich auch einmal ein Traum von Frühling und Flieder verirrt. Was trotzdem in Versen entstand, spiegelt das Fragmentarische und die Zerrissenheit des Gefühls. Ich habe zu diesen Versuchen keine rechte Beziehung, möchte sie noch ruhen lassen, bis sie vielleicht ein-mal noch Wurzeln schlagen in mir. Hier ist das zwingende Bedürfnis, Ihnen Freude zu spenden, mit der Hemmung, jene Verse aus der Hand zu geben, in Konflikt geraten – werden Sie es mir verargen, wenn diese sich als mächtiger erweisen sollte? Dies gilt für den Augenblick – morgen mag alles verwandelt sein. Wenn sich der Krampf löst, wird sich auch die Zunge lösen – und dann fließen meine Lieder Ihnen zu, lieber Freund. Vielleicht bringe ich es doch über mich, das eine und andere Bruchstück eines Gedichtes mitzuschicken. (Die Feder ist unerträglich!)

Bleiben Sie mir weiter gut und wirken Sie das Wunder heiliger Freundschaft!.

Freude wünsche ich Ihnen, schöpferische Freude.

Innigst Ihre

R:A.

P.S. Jetzt bleibt keine Zeit mehr fürs Abschreiben. Gedulden Sie sich bis zum nächsten Brief, der Ihnen einige Verse bringt.

Wollen Sie Ihre lyrische Anonymität nicht aufgeben und mich in Ihre Dichtung hineinlugen lassen?

Schreiben Sie mir?

R.A.

   Weitere Briefe sind nicht erhalten oder zur Zeit noch nicht aufgefunden. Der Postweg über Hanna Kawa hat aber weiter funktioniert, wie die bei Korn in Abschrift aufgefundenen drei Gedichte Angst, Die Verschollenen und Die Schönheit[52] mit der Widmung Für Hanna, Freddy und Korn[53] belegen.

   Die Reihenfolge dieser Widmung mag Zufall sein oder der Höflichkeit geschuldet. Sie kann aber auch die Gewichtigkeit der Hilfestellung der Angesprochenen ausdrücken. Zweifelsohne übertreibt Korn, wenn er behauptet:

....(ich) übernahm es, im Bukarester Freundeskreis Geldspenden für die Dichterin zu sammeln und auf den Weg nach Czernowitz zu leiten.[54]

   Ohne seinen Beitrag zu schmälern – und den der hier nicht genannten Spender, die zum Teil tatsächlich zu dem von Uwe Martin[55] benannten Dichterkreis um Alfred Margul-Sperber und Oskar Walter Cisek gehörten – der Initiator dieser lebensrettenden Hilfsaktion für Rose Ausländer und ihre Mutter Kathi Scherzer war, wie die Dichterin selbst berichtete[56], der Förderer, Ratgeber und Freund Alfred Margul-Sperber. Und Hanna Kawa, die ihre gefährliche monatliche Reise mit Hilfsgütern bis zum März 1944 fortsetzte, gebührt der Dank für diese höchst mutige, beispielgebende Hilfe!

   Rose Ausländer begegnete Hanna Kawa[57] im August 1946 in Bukarest wieder. Und Fotos der Kawa mit Widmungen a ma cher amie Ruth[58] belegen, dass die Kontakte bis 1957 erhalten blieben, als Rose Ausländer die zwischenzeitlich nach Paris umgesiedelte Hanna Kawa dort letztmalig traf. Hanna Kawa soll dort noch im Jahre 1957 gestorben sein.

 

Zwei Nachträge – Rose Ausländer: Moses Rosenkranz

1. Nachtrag

   Rose Ausländer kannte die veröffentlichten Gedichte von Rosenkranz. Sie kannte ihn auch persönlich, allerdings war dies, wie sich aus Informationen seiner damaligen Ehefrau ergibt, sowohl in Czernowitz als auch in Bukarest kein intensiver oder gar freundschaftlicher Umgang.[59] Schon in einem Brief an Margul-Sperber vom 24. Juli 1935 gab Ausländer zu erkennen, dass sie die Gedichte von Rosenkranz nicht besonders schätzte. Sie führt aus, dass ihr die Gedichte Goldfelds weit besser zu(sagen) als die Dichtung des gewiss sehr bedeutenden Rosenkranz. Die allzu geschliffene, architektonische Form d.(es) R.(osenkranz) erinnert doch zu sehr an den Germanen St. George, der, bei aller reinen Schönheit des Gestalteten, mich doch kalt ließ.[60] Margul-Sperber machte aus seiner Einschätzung des Ranges der Gedichte, die er für Ausländers Band Der Regenbogen aussuchte, kein Geheimnis. Er schrieb: Ich halte Ihre Gedichte für ungleich bedeutsamer als die Rosenkranzischen….[61]

   Im März 1940 teilte Ausländer Goldfeld mit, dass sie Rosenkranz in Bukarest getroffen habe. Er habe behauptet, keine Widmungsexemplare seiner Bücher an bekannte Dichter versandt zu haben - was nachweislich falsch ist - und er habe ihr ebenfalls davon abgeraten.[62]

   Goldfeld leidet an Rosenkranz – der ihn im Vertrieb seines Buches aussticht, den Margul-Sperber in seinen Rezensionen vorzieht, wofür Rosekranz sich dann mit ebenso guten Besprechungen der Margul-Sperberschen Bücher erkenntlich zeigt. Goldfeld schreibt Ausländer wie herabsetzend, ja beleidigend Rosenkranz sich über ihr Buch Der Regenbogen äußert.[63]

 

   2. Nachtrag

   Rosenkranz, der seit 1961 in Deutschland, in der Nähe von Freiburg, lebte, schrieb 1978 an Ausländer. Er wusste aus der Presse, dass Ausländer mittlerweile eine in Deutschland bekannte und geschätzte Dichterin war. Er legte dem Brief einige Gedichte aus seinen in Czernowitz erschienenen Büchern bei. Er will seine alten Gedichte erneut publizieren und fragt an, ob Ausländer dabei behilflich sein kann.

   Wohl eingedenk früherer Erfahrungen lehnt sie harsch ab und lässt ihm in einem Brief mitteilen – sie kann wegen Arthrose in den Händen nur noch unter Schmerzen schreiben - dass sie ihm weder helfen kann, noch will; er solle sie in Ruhe lassen.[64]

   Rosenkranz revanchiert sich umgehend. Er verleumdet Ausländer, indem er behauptet, diese sei während der Shoa nicht in Czernowitz gewesen. Vielmehr sei sie als amerikanische Spionin von den USA Anfang 1940 nach New York ausgeflogen worden. Ihre Verfolgung in der Nazizeit sei frei erfunden, alle Personen, auf die sie sich als Zeugen berufe, seien tot.[65]

   Diese Lügengeschichte erzählte Rosenkranz u.a. dem Freiburger Germanisten Gerhart Baumann, der damals bereits seit einigen Jahren einen regelmäßigen Briefwechsel mit Ausländer führte. Baumann glaubte Rosenkranz und brach die Kontakte zu Ausländer ab. Erst Jahre später, nachdem ihm aufgrund verschiedener Publikationen über Ausländer bekannt wurde, dass er einer Täuschung aufgesessen war, beschäftigte er sich wieder mit dem Werk der Dichterin.

   Auch Gerhart Reiter, der um 1980 an seiner Magisterarbeit über Ausländer schrieb[66], wurde entsprechend falsch von Rosenkranz informiert. Er gab mir diese Informationen weiter und ich stellte Dokumente zusammen, die die Behauptungen Rosenkranzens widerlegten. Ich fand darüber hinaus lebende Zeugen, die Ausländers Aufenthalt im Getto von Czernowitz bestätigten.[67]

   Es passt dazu, dass Rosenkranz auch keine Gelegenheit ausgelassen hat, Paul Celan zu verleumden, den er in übelster Weise für den Tod seiner Eltern verantwortlich machte.[68]

   In einem Gespräch Silbermann / Kittner / Köhl / Braun[69] nahm Alfred Kittner zu diesen Vorfällen Stellung: Rosenkranz war der übelste Intrigant, der jemals auf zwei Beinen in Czernowitz herumgelaufen ist. Er war von Neid geplagt und vom Ehrgeiz zerfressen, der beste Czernowitzer Dichter zu sein. Solche Anerkennung zu erringen, war ihm jedes Mittel recht. Edith Silbermann stimmte dem zu.

   Da seit einigen Jahren – zum Beispiel durch Wolf Biermann*8 - versucht wird, den zwischenzeitlich verstorbenen Rosenkranz*9, mit einem Heiligenschein zu versehen*10, ist es gut zu wissen, dass menschliche Schwächen, ganz wesentlich auch die Beziehungen der Czernowitzer Dichter prägten. Die einzig mögliche Schlussfolgerung ist, dass unter den Czernowitzer Dichtern ein heftiger Konkurrenzkampf bestand und das sich dabei Rosenkranz besonders unrühmlich hervortat. Auch scheint das kulturelle Feld, auf dem diese Dichter in Czernowitz ackerten, nicht besonders ergiebig gewesen zu sein.[70]

*

*      *

Anmerkung der Redaktion der ZGR:

Im Sinne der Freiheit, die wir unseren Beiträgern gewähren, veröffentlichen wir den uns zugesandten wertvollen Beitrag von Helmut Braun, wobei zugleich folgende Bemerkungen angebracht sind:

1. Für Stil, Behauptungen und Collage verschiedener Briefstellen sowie Aussagen verantwortet der Verfasser.

2. Wegen Unnachprüfbarkeit und Unzuverlässigkeit gewisser – unserer Ansicht nach - ungenügend belegten Aussagen sowie aus ethischen Erwägungen wurde der 3. Nachtrag ausgelassen.

3. Gelegentlich erwiesen sich knappe zusätzliche Informationen als unumgänglich, die wir als Fußnoten angebracht haben, um dem Leser weiterführende Literaturhinweise zugänglich zu machen.

Es ist durchaus zu begrüßen, dass Bemühungen unternommen werden, die Vielfalt der Bukowiner literarischen Szene dokumentarisch zu belegen und zu entmythisieren. Die Übernahme feuilletonistisch-publizistischer Methoden gewisser Bukowiner Blätter sowie des dort zeit- und ortsüblichen Klatsch- und Tratschstils ist allerdings in einem wissenschaftlichen Fachorgan nicht üblich.

Erfreulicherweise sprechen die Bukowiner Autoren durch ihre eigenen Werke deutlich genug für sich.


*1) Zu vorliegendem Aufsatz siehe die Anmerkungen der Redaktion auf der letzten Seite des Aufsatzes. (Anm. d. ZGR-Red.)

[1] Brief Ausländers an Margul-Sperber vom 19. August 1939, Sperber-Nachlass Nr. 25002-339, Literaturmuseum Bukarest. Die Briefe und Karten von Ausländer an Margul-Sperber wurden in Neue Literatur, Bukarest, Jg. 39 (1988), Heft 8 u. 9, veröffentlicht.

[2] Heinrich-Heine-Institut, Bilker Str. 12 – 14, 40221 Düsseldorf. Zuständig für Ausländer-Nachlass: Frau Köster. Der Nachlass ist nach vorheriger Terminabsprache einsehbar.

[3] Rose Ausländer-Stiftung, Blücherstr. 10, 50733 Köln. Der Ausländer-Nachlass ist nach vorheriger Terminabsprache einsehbar. e-mail: RoseAuslaender-Stiftung@gmx.info

*2 Verwaltet wird der Nachlass wie das gesamte Museum von der Leitung des Museums für Rumänische Literatur in Bukarest. Zugang zu dem Nachlass hatten und haben alle Interessenten. (A. d. ZGR-Red.)

[4] Der Sperber-Nachlass ist nach vorheriger Terminabsprache im Literaturmuseum Bukarest einsehbar.

[5] Die Sperber-Briefwechsel erscheinen im Verlag des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, München, voraussichtlich 2005. Herausgeber George Guþu, Peter Motzan, Stefan Sienerth.

[6] Braun, Helmut: Du hast mit deinen Sternen nicht gespart. Zum Verhältnis von Rose Ausländer und Paul Celan. Erscheint im Okt. 2004 im Dittrich Verlag, Köln.

[7] Das Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, hat eine Ausstellung zu Alfred Kittner. Diese wird 2004 deutlich erweitert und es erscheint dazu ein Begleitbuch im Rimbaud Verlag, Aachen. Herausgeber Walter Engel und Helmut Braun.

[8] Der Briefwechsel Ausländer/Hacken erscheint im März 2005 in der Schriftenreihe der Rose Ausländer-Stiftung. Herausgeber Helmut Braun.

*3 Briefe von Rose Ausländer an Alfred Kittner, die sich im Kittner-Nachlass des Bukarester Zentrums für Geschichte der Jüden in Rumänien, Aktenbündel VIII 73/A) befindet, wurden von George Guþu veröffentlicht in: „Stundenwechsel.” Neue Perspektiven zu Alfred Margul-Sperber, Rose Ausländer, Paul Celan, Immanuel Weissglas. Hrsg. V. Andrei Corbea Hoiºie, George Guþu, Martin A. Hainz, Editura Paideia, Bucureºti / Editura Universitãþii “Al. I. Cuza”, Iaºi / Hartung-Gore Verlag, Konstanz 2002, S. 393-402. (A. d. ZGR-Red.)

*4 Zu Nachtrag 3 siehe die Anmerkungen der Redaktion am Ende des Aufsatzes. (A. d. ZGR-Red.)

[9] Mit Ein Bukowiner Lyriker war die Rezension des Gedichtbandes Der Brunnen von Goldfeld durch Margul-Sperber überschrieben, die im Czernowitzer Morgenblatt 1940 erschien.

[10] Zitiert nach ...das Ohr an die Quellen legen, Briefe von Rose Ausländer an Alfred Margul-Sperber. Zusammengestellt von Horst Schuller-Anger und George Guþu, 2.Teil, in Neue Literatur, Bukarest, Jg. 39 (1988), Heft 9, S. 54.

[11] Ausländer mahnt immer wieder Antworten auf ihre Briefe bei Margul-Sperber an. Dieser erklärt mehrfach, Briefe von ihm an Ausländer seien verloren gegangen.

[12] Moses Rosenkranz (1904 – 2003), Bukowiner Lyriker. Die Einschätzung Ausländers bezieht sich offensichtlich auf dessen Buch Leben in Versen, das 1930 erschien. 1936 veröffentlichte Rosenkranz den Band Gemalte Fensterscheiben und 1940 folgte die Gedichtsammlung Die Tafeln. Rosenkranz lebte seit 1961 in Deutschland. Er starb im Mai 2003 in Kappel/Lenzkirch im Schwarzwald.

[13] Siehe Anmerkung 1, ebenda.

[14] Siehe hierzu Ausländers Briefe an Margul-Sperber aus dem Jahre 1939 in der in Anmerkung 1 genannten Briefsammlung.

*5 Ausführlich zur Geschichte dieser Anthologie in: George Guþu, "Die Buche". Geschichte einer Anthologie. In: Deutsche Regionalliteraturen der Zwischenkriegszeit in Rumänien. Positionsbestimmungen, Forschungswege, Fallstudien. Internationale Tagung - III. Kongreß der rumänischen Germanisten, Neptun/Schwarzmeerküste (Hg. P. Motzan, S. Sienerth), München 1997, S. 149-176. (Anm. d. Red.)

[15] Eine Darstellung der Geschichte der geplanten Anthologie Die Buche findet sich in: In der Sprache der Mörder, Ausstellungsbuch zur gleichnamigen Ausstellung des Literaturhauses Berlin, Hg. Wiesner und Wichner, S. 179 ff, Ber lin 1992.

[16] Zur Ehrenrettung Margul-Sperbers: auf diese befürchtete Gegenüberstellung hat er verzichtet.

[17] Margul-Sperber, Alfred: Ein Bukowiner Lyriker, in: Czernowitzer Morgenblatt, 23.Jg., Nr. 6392, 2.März 1940. Wiedergegeben nach dem Abdruck in: Neue Literatur, Bukarest, Jg.25 (1974), Heft 6, S. 54f.

[18] Vainberg, L.: Lirica d-nei Rose Scherzer-Ausländer, in: Czernowitzer Morgenblatt vom 20. März 1940. Deutsche Übersetzung: Ilinca Macarie.

[19] Kern, Martha: Der Regenbogen, in: Czernowitzer Allgemeine Zeitung vom 20.April 1940. Der Artikel (Ausriss) ist im Original im Archiv der Rose Ausländer-Stiftung vorhanden.

[20] Ausländer, Rose: Der sterbende Poet, Erstdruck in: Gesammelte Werke Bd. 2, Frankfurt/Main 1985, auch in: Gesamtwerk Bd. 4, S.14, Frankfurt/Main 1993.

[21] Ausländer, Rose: In Memoriam D. Goldfeld, Erstdruck in: Es ist alles anders, Pfaffenweiler 1977, auch in: Gesamtwerk Bd. 8, S.11, Frankfurt/Main 1994.

*6 Siehe zum Verhältnis beider Dichter: George Guþu, Alfred Margul-Sperber und seine Mentorenrolle für Rose Ausländer und Paul Celan. In: Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 1-2(21-22)/2002, 1-2 (23-24)/2003, S. 57-77. (A. d. ZGR-Red.)

[22] Margul-Sperber, Alfred: Entwurf eines Grundrisses des deutschen Schrifttums in der Bukowina, VII. Folge, Czernowitzer Morgenblatt, 04. August 1928.

[23] Brief von Ausländer an Margul-Sperber vom 19. August 1939, a.a.O., S. 64.

[24] In dieser Zeit wurde die Endauswahl für den Band Der Regenbogen getroffen. Das Fragment fügt sich in den Briefwechsel Ausländer/Margul-Sperber aus dem Jahre 1939 ein.

[25] Das handschriftliche Brieffragment befindet sich im Ausländer-Nachlass.

[26] Brief Ausländers an Sperber vom 24. Juli 1935, siehe Anmerkung 1.), ebenda.

[27] Margul-Sperber, Alfred: Brief an einen Dichter (zum Gedichtband Leben in Versen von Moses Rosenkranz), in: Czernowitzer Morgenblatt, 13. Jg., Nr. 3699, 21. Dezember 1930. Margul-Sperber, Alfred: Die Tafeln (zum gleichnamigen Buch von Moses Rosenkranz), in: Czernowitzer Morgenblatt, 23. Jg., Nr. 6417, 2. April und Nr. 6418, 3. April 1940.

[28] Mehrfach hat Ausländer Margul-Sperber um diese Adressen gebeten, z.B. in Karten und Briefen vom 3. August 1939, 19. August 1939, 26. August 1939. Abdruck der Briefe, a.a.O., S. 64 f.

[29] Brief von Goldfeld an Ausländer vom 30. März 1940.

[30] Siehe Anmerkung 28.

[31] Brief von Margul-Sperber an Ausländer vom 29. März 1940, im Nachlass Ausländer als Fotoreproduktion vorhanden.

[32] Siehe die Hilfsaktion Kawa, Margul-Sperber, Korn im folgenden Kapitel.

[33] Die Rede ist als Originalmanuskript von Margul-Sperber im Ausländer-Nachlass vorhanden. Der Abdruck erfolgt nach der Wiedergabe in: Rose Ausländer – Materialien zu Leben und Werk, Hg. Braun, Helmut, Frankfurt/Main, 31997.

[34] Ausländer, Rose: Nachruf auf Alfred Margul-Sperber, ORF, Wien, Januar 1967. Als Typoskript im Ausländer-Nachlass vorhanden.

[35] Margul-Sperber, Alfred: Geheimnis und Verzicht. Das lyrische Werk in Auswahl. Hrsg. von Alfred Kittner. Bukarest 1975.

[36] Ausländer verwendet hier ein Zitat aus dem Gedicht Margul, der gute Riese von Rosenkranz. Aus: Die Tafeln, Czernowitz 1940, S. 20.

[37] Brief von Ausländer an Kittner vom 1. März 1976. Kopie im Ausländer-Nachlass.

[38] Die Aufenthaltserlaubnis, die der rumänische Bürgermeister Popovici an etwa 5.000 Juden ausstellte, schützte diese nur bis zum Juni 1942 vor der Deportation. Zu den Opfern dieser zweiten Deportationswelle gehörten auch die Eltern Celans und Selma Meerbaum-Eisinger, sowie der überlebende Immanuel Weissglas und seine Familie.

[39] Zu den Zwangsarbeitern, die bis Februar 1944 im Straßenbau eingesetzt waren, gehörten Celan und Rosenkranz.

[40] Calotescu war Gouverneur des Regierungsbezirkes Czernowitz. Seine Autorisation schützte in Verbindung mit der Liste der Arbeitenden – in die Juden eingetragen wurden, deren Arbeitsleistung für die Infrastruktur der Stadt Czernowitz wichtig war, u.a. Ärzte, Krankenschwestern – vor der Deportation nach Transnistrien.

[41] Hanna Kawa war Polin. Sie flüchtete 1939 über Czernowitz nach Bukarest. Als wohlhabende Witwe förderte Sie in Bukarest KünstlerInnen. Sie war Jüdin, was in Bukarest den Behörden nicht bekannt war. Kawa schrieb in polnischer Sprache Gedichte.

*7 Zu Hanna Kawas Tätigkeit sowie zu ihrem von Moses Rosenkranz ins Deutsche übersetzten Konvolut von Gedichten, das durch die Kriegswirren nicht mehr erscheinen konnte und zu dem der Übersetzer ein ausführliches Vorwort geschrieben hatte, siehe erste Informationen in: George Guþu, "...aus dem Traum … reisst mich diese dürre Wirklichkeit." Zu Rose Ausländers früher Lyrik. In: Rose Ausländer, Der Traum hat offene Augen - Vis cu ochii deschiºi. Zweisprachige Ausgabe. Ediþie bilingvã. Traduceri de / Übersetzung von George Guþu. Editura Fundaþiei Culturale Române, Bucureºti 2002, S. 226-238. (A. d. ZGR-Red.)

[42] Margul-Sperber lebte seit 1940 bis zu seinem Tode im Jahre 1967 mit seiner Frau in Bukarest.

[43] Ewald Ruprecht Korn stammt aus der Bukowina. Er lebte in Bukarest und veröffentlichte dort zwei schmale Lyrikbände.

[44] Die Briefkarte befindet sich im Ausländer-Nachlass.

[45] Der Brief wird zitiert nach dem Beitrag von Martin, Uwe: Bruchstücke, in: Neue Literatur, Bukarest, Nr. 4 aus 1981, S. 82 – 87.

[46] Rose und Schmetterling, in: Ausländer, Rose, GW, Bd.1 / 78

[47] An einen Schmetterling, in: Ausländer, Rose, GW, Bd. 1 / 77

[48] Diese und folgende Ausführungen zu den Hilfstransporten von Hanna Kawa fußen auf den Angaben, die Ausländer in den Jahren 1978 – 1987 in mehreren Gesprächen mit dem Verfasser gemacht hat. Sie hat immer betont, Kawa sei ihre Lebensretterin gewesen.

[49] Der handschriftliche Brief befindet sich im Ausländer-Nachlass.

[50] Martin, Uwe, a.a.O., S.84 und Angabe Ausländers in Ergänzung zur Publikation von Uwe Martin.

[51] Siehe Anmerkung 50.

[52] Angst I, in: Ausländer, Rose, GW Bd. 1 / 146; Die Verschollenen, in: Ausländer, Rose, GW Bd. 1 / 144; Die Schönheit, in: Ausländer, Rose, GW Bd. 1 / 157; Diese Gedichte hat Ausländer dem 1942/43 entstandenen Gedichtzyklus Ghettomotive zugeordnet.

[53] Martin, Uwe, a.a.O., S. 85.

[54] Martin, Uwe, a.a.O., S. 85.

[55] Martin, Uwe, a.a.O., S. 85.

[56] Ausländer hat in mehreren Gesprächen mit dem Verfasser Margul-Sperber als Initiator und Motor der Hilfsaktion benannt.

[57] Kawa tat sich damals als Mäzenin des Jüdischen Theaters in Bukarest hervor. Angabe von Edith Silbermann in einem auf Audiokassette aufgezeichneten Gespräch mit dem Verfasser vom 21. April 1988.

[58] Drei Fotos aus den Jahren 1951, 1956 und 1957 befinden sich im Archiv der Rose Ausländer-Stiftung.

[59] Siehe Anmerkung 70. Anni Rübner, die von 1932 – 1946 mit Rosenkranz verheiratet war, merkte an, dass sie Ausländer zwar dem Namen nach kannte, ihr aber weder in Czernowitz noch in Bukarest jemals persönlich begegnete. Dies spricht gegen eine nähere Bekanntschaft von Ausländer und Rosenkranz.

[60] Siehe Anmerkung 1. und 12. Brief von Ausländer an Margul-Sperber vom 24.7.1935.

[61] Siehe Anmerkung 24. und 25.

[62] Brief von Goldfeld an Ausländer vom 26.3.40. Original im Ausländer-Nachlass.

[63] Ebenda.

[64] Ausländer diktierte ihren Brief einer Pflegeschwester. Eine Abschrift davon und der Brief von Rosenkranz incl. Beilagen befinden sich im Ausländer-Nachlass.

[65] Es ist auffällig, dass Ausländer tatsächlich unter dem Vorwurf, sie sei eine amerikanische Spionin, im November 1940 durch den sowjetischen Inlandsgeheimdienst NKWD in Czernowitz verhaftet wurde und erst im Februar 1941 wieder freigelassen wurde. Siehe dazu: Rychlo, Peter: Spurenfindung: Rose Ausländer und Paul Celan in Czernowitz, in: Wörter stellen mir nach / ich stelle sie vor – Dokumentation des Ludwigsburger Symposions: 100 Jahre Rose Ausländer, Hg. Michael Gans, Roland Jost, Harald Vogel, S.160-167, Baltmannsweiler 2002. Vermutlich war dieser Vorfall das Körnchen Wahrheit in den „Erzählungen“ des Rosenkranz.

[66] Reiter, Gerhart: Das Eine und das Einzelne. Zur philosophischen Struktur der Lyrik Rose Ausländers, in: Hg. Helmut Braun Rose Ausländer – Materialien zu Leben und Werk, S. 154 ff, Frankfurt / Main, 31997.

[67] Max Scherzer, Edith Silbermann, Stella Avni, Adolf Heitner, Vera und Emanuel Hacken, Genia Grünzweig u.a.

[68] Feature mit Rosenkranz-Zitaten von Dieter Schlesak im DLF, Köln 1995.

[69] Das Gespräch wurde am 28.02.1992 geführt und auf Tonkassetten aufgezeichnet. Kassetten und Abschrift befinden sich im Archiv der Rose Ausländer-Stiftung.

*8 Siehe u.a.: 1. Harter Brocken, weicher Stein. Anmerkungen zu acht großen Versen des Dichters Moses Rosenkranz. In: Die Welt, 23. März 2002, S. 7; 2. Über Deutschland. Unter Deutschen. Essays. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, S. 150 ff.; 3. Die Füsse des Dichters. Wolf Biermann zum Tod des jüdischen Dichters Moses Rosenkranz. In: Der Spiegel, Nr. 22 / 26.5.2003, S. 150-153.

*9 Nach Erscheinen von Moses Rosenkranz’ Kindheit. Fragment einer Autobiographie. Hrsg. von George Guþu, unter Mitarbeit von Doris Rosenkranz, Rimbaud Verlag, Aachen 12000, 22001, 32002, 42004, erlebte der greise Dichter (geb. 1904) kurz vor seinem Ableben (2003) einen großen, wohl verdienten, leider viel zu späten Erfolg, der ausschließlich auf die besondere literarische und dokumentarische Qualität des Rosenkranzschen Werkes allein zurückzuführen war. (A. d. ZGR-Red.)

*10 An dieser Stelle muss mit verständlichem Unbehagen auf die hier eindeutig artikulierte („Heiligenschein“) Herabsetzung des Dichters und Menschen Moses Rosenkranz, der immerhin Jahre im Arbeitslager in Tãbãreºti/ Cilibia sowie ein ganzes Jahrzehnt im sowjetischen GULAG verbringen musste, hingewiesen werden und dabei zu bedenken geben, ob solche Recherchen überhaupt heuristischen und werkerläuternden Sinn stiften helfen: Bekanntlich haben sich die Bukowiner Dichter nicht nur gegenseitig vorteilhaft in Szene gesetzt, sondern oft auch regelrecht beschimpft. (Zeit- oder charakterbedingte) Moralische Schwachpunkte kann man bei allen antreffen – man denke nur an die sehr bedenkliche Äußerung von Alfred Gong über Paul Celan, die Claire Goll sofort aufgriff, um ihre unsinnigen Plagiastanschuldigungen gegen Celan zu untermauern. (Briefe an Hans Bender. Unter redaktioneller Mitarbeit von Ute Heimbüchel herausgegeben von Volker Neuhaus. Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. Köln, Hanser Verlag, München 1984, S. 115.) Derartige Querelen [wie sie zum Teil auch von Andrei Corbea-Hoiºie: Ein Literaturstreit in Czernowitz (1939-1940). In: Études Germaniques 58 (2003), S. 363-378, dargestellt werden] stehen in einem geringen wissenschaftlich-epistemischen Zusammenhang mit der Qualität der Werke selbst. Siehe auch Anm. *9! (A. d. ZGR-Red.)

[70] Margul-Sperber, Alfred: Undatiertes Vortragsmanuskript (9 maschinengeschriebene Seiten) im Margul-Sperber-Nachlass, Literaturmuseum Bukarest. Teilabdruck in: In der Sprache der Mörder, siehe Anmerkung 15, S. 183ff.

 

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Zeitschrift der Germanisten Rumäniens, 13. u. 14. Jg., Heft 1-2 (25-26) / 2004, 1-2 (27-28) / 2005, S. 340-369

 

 

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